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Blindschleiche (Anguis fragilis)

Wegen ihrer fehlenden Beine wird die Blindschleiche häufig als Schlange angesehen, ist aber mit den Eidechsen verwandt.

Blindschleiche
Blindschleiche (Weibchen), Foto: Dr. Burkhard Thiesmeier

Die Blindschleiche hat einen langgestreckten, im Querschnitt kreisrunden Körper ohne Extremitäten und erreicht eine mittlere Gesamtlänge zwischen 35 und 40 Zentimeter. Die Grundfärbung adulter Tiere ist braun bis grau und wirkt oft glänzend bronzefarben. Die Männchen sind meist zeichnungsloser (auch auf der Bauchseite) als Weibchen, die oft schwarze oder Ansätze von schwarzen Streifen auf Rücken und Flanken zeigen.

Hinsichtlich der Lebensraumansprüche nutzen Blindschleichen eine Vielzahl unterschiedlicher Biotope ohne eine besondere Spezialisierung. Am regelmäßigsten sind sie in lichten Laubwäldern und an deren Rändern, an Hecken, in teilentwässerten Hochmooren und an Moorrändern anzutreffen, ferner in Heidegebieten, auf Brachen, Wiesen, an Bahndämmen, Holzstößen, Wegrändern, in Parks und naturnahen Gärten der Siedlungsränder. Die Tiere bevorzugen eine deckungsreiche krautige Vegetation, die eine gewisse Bodenfeuchte hat. Aber auch trockene Sonnenplätze in der Nähe von leicht erwärmbaren, nicht zu schattigen Versteckplätzen (Erdlöcher, Hohlräume unter Baumwurzeln, liegendem Holz, Steinen, auch Laub- und Komposthaufen oder Brennholzstapel), werden gerne aufgesucht.

Lebensweise
Die Paarungszeit liegt in Mitteleuropa etwa zwischen Ende April und Juni. Nach einer Tragzeit von 11 bis 14 Wochen werden in der Zeit zwischen Mitte Juli und Ende August 8 bis 12 Jungtiere geboren, die direkt bei der Geburt die Eihäute sprengen und selbständig sind. Ab einem Alter von 3 bis 5 Jahren sind die Blindschleichen geschlechtsreif.

Im Laufe des Oktobers ziehen sich die Tiere in möglichst frostsichere Verstecke zurück, wo sie den Winter verbringen. Häufig bohren sie sich auch selbst unterirdische Gänge von bis zu 100 Zentimeter Länge und verschließen diese mit Moos oder Erde. Regelmäßig findet die Überwinterung gesellig statt, in Gruppen von 5 bis 30, ausnahmsweise auch über 100 Individuen. Sobald die Witterung es zulässt, verlassen die Tiere etwa ab März/April ihr Winterquartier.

Blindschleichen sind tagaktiv, vor allem in den Morgen- und Abendstunden. Möglicherweise werden auch sehr milde Sommernächte zur Nahrungssuche genutzt. Blindschleichen sind zwar nicht blind, haben aber nur eine sehr eingeschränkte Sehleistung. Zur Orientierung und bei der Jagd nutzen sie ihren Geruchs- und Tastsinn.

Die Morgen- und Abendstunden werden auch zur Thermoregulation genutzt, indem die Blindschleiche ein Sonnenbad nimmt oder sich in der Abenddämmerung auf oder unter eine die Tageswärme abstrahlende Oberfläche legt – das sind oft auch Asphaltstraßen und andere Wege, auf denen die Tiere überfahren werden können.

Das Nahrungsspektrum der Blindschleichen ist sehr umfangreich. Nacktschnecken, Regenwürmer, Asseln, Käfer und deren Larven, Blattläuse, Ameisen und kleinere Spinnen gehören zu den Beutetieren.

Verbreitung und Bestand
Die Verbreitung der Blindschleiche und ihrer nahe verwandten Arten erstreckt sich über weite Teile Europas sowie über Teilbereiche Vorderasiens. Ein offenbar disjunktes (Teilareal, das vom übrigen Verbreitungsgebiet räumlich getrennt wurde und mit den üblichen Verbreitungsmitteln dieser Art nicht überbrückt werden kann, aber noch ein Habitat darstellt) kleines Teilareal befindet sich an der Südküste des Kaspischen Meeres im Nordiran.

In Deutschland kommt die Blindschleiche als häufiges Reptil in fast allen Regionen vor; lediglich auf Fehmarn und den meisten Nordseeinseln fehlt sie, ebenso wie in küstennahen Marschgebieten. Ein Schwerpunkt der Verbreitung sind die bewaldeten Mittelgebirge.

In NRW ist die Blindschleiche noch im ganzen Land verbreitet und zählt hier zu den häufigsten Reptilien. Lediglich in den innerstädtischen Zonen und auf intensiv genutzten Agrarflächen fehlt die Art. Nach der Roten Liste für NRW von 1999 war die Blindschleiche noch als ungefährdet eingestuft. Wegen des langfristig zu erwartenden negativen Bestandstrends ist die Art nach der Roten Liste von 2011 in die Vorwarnliste aufgenommen worden. Nach der Bundesartenschutzverordnung gilt sie als besonders geschützte Art.

In Gütersloh ist die Blindschleiche sehr ungleich verteilt. Aus dem Osten und Nordosten der Stadt sind bisher keine Funde bekannt. Bei einer intensiveren Untersuchung mit künstlichen Verstecken, wie z.B. Schalbrettern, sind aber noch weitere Funde zu erwarten.

Gefahren und Schutzmaßnahmen
Durch die heute praktizierte intensive Land- und Forstwirtschaft, Maßnahmen zur Flurbereinigung, Straßen- und Siedlungsbau, die Beseitigung von Versteckplätzen, erleidet die Art hohe Verluste. Beim Einsatz von Pestiziden wie Schneckenkorn werden speziell im Siedlungsbereich viele Tiere vergiftet.

Aus Unkenntnis und Abneigung gegenüber der vermeintlichen Schlange wird die völlig harmlose Blindschleiche auch heute noch erschlagen oder zertreten.

Darüber hinaus sind Blindschleichen einer großen Zahl von Fressfeinden ausgesetzt. Dazu gehören auch Hauskatzen, die Blindscheichen im Siedlungsbereich oft erbeuten.


Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Blindschleiche
  • Völkl, W. & D. Alfermann (2007): Die Blindschleiche, Bielefeld, Laurenti-Verlag
  • Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung, Band 2, LANUV-Fachbericht 36, 2011