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Dohle (Corvus monedula)

Ausgenommen in Island und im Norden Skandinaviens und Russlands ist die Dohle in ganz Europa heimisch. Auch in Teilen Nordafrikas findet man ihre Brutgebiete. Im Osten erstreckt sich das Verbreitungsgebiet bis Zentralasien und in die Mongolei.

Dohle
Dohle, Foto: Bernhard Walter

Die ursprünglichen Steppenvögel gehören zu den sogenannten Kulturfolgern. Die meisten von ihnen leben heute in unseren Städten und Dörfern. Als Höhlenbrüter nisten sie in Gebäudenischen und Mauerlöchern, Kirchtürmen, Dachstühlen und Schornsteinen. Aber auch Baumhöhlen in alten Parkbäumen und ehemalige Schwarzspechthöhlen in Wäldern werden gerne genutzt.
Dohlen zählen zu den intelligentesten heimischen Vogelarten. Sie bleiben ihrem Partner ein Leben lang treu und entfernen sich selten weit voneinander. Das Dohlenpaar fliegt gerne in Gesellschaft. Sind ausreichend Nistplätze vorhanden, bildet die Dohle sogenannte Brutkolonien, in denen oft zweistellige Zahlen an Brutpaaren vorkommen. Gegen Artgenossen werden im Allgemeinen nur die Nestnische und seine unmittelbare Umgebung verteidigt.
Im April/Mai werden in der Regel 4 bis 6 Eier gelegt. Dann brütet das Weibchen 16 bis 20 Tage lang und wird in dieser Zeit vom Männchen gefüttert. Nach dem Schlüpfen kümmern sich beide Elternteile um die Jungen. Diese verlassen nach gut einem Monat das Nest und werden dann noch bis zu 4 Wochen von den Eltern oder anderen Altvögeln versorgt.

Nahrung
Dohlen sind Allesfresser und leben hauptsächlich von Samen und Insekten. Aber auch kleine Wirbeltiere, Schnecken, Vogeleier und Aas gehören zum Nahrungsspektrum. Bei den in Städten lebenden Dohlen stehen auch Siedlungsabfälle ganz oben auf dem Speiseplan.
Während pflanzliche Nahrung bei flügge gewordenen Dohlen eine große Rolle spielt, werden die Nestlinge fast ausschließlich mit eiweißreicher tierischer Nahrung (Insekten) gefüttert.

Da die Nahrung vornehmlich vom Boden aufgenommen wird, ist die Dohle auf kurzrasige Flächen angewiesen (abgegraste Weiden; gemähte Wiesen), die ihr die Nahrungsaufnahme ermöglichen. Die Nahrungssuche findet häufig an Feldwegen, Gehöften (Siloflächen, Getreidemieten) oder Rasenflächen in Siedlungen oder Parkanlagen statt. Hier sind die Dohlen effektive und nützliche Vertilger von Wiesenschnakenlarven, Drahtwürmern und Engerlingen (z.B. des Mai- und Junikäfers), die in der Grasnarbe Schaden anrichten können.

Bestände und Bedrohung
In Deutschland leben derzeit noch etwa 100.000 Brutpaare, davon etwa die Hälfte in Nordrhein-Westfalen. Hier hat die Dohle nach einem Zwischentief ihr ursprüngliches Bestandsniveau wieder erreicht und wurde aus der Vorwarnliste der gefährdeten Brutvogelarten entlassen. Insbesondere in der Niederrheinischen und Westfälischen Bucht ist die Dohle in vielen Dörfern zahlreich anzutreffen. Derzeit gibt es in NRW 35.000 bis 50.000 Paare. Das Land Nordrhein-Westfalen trägt damit für die Erhaltung dieser Art eine hohe Verantwortung! Gegenüber den 1990er Jahren bedeuten die Bestandszahlen in NRW eine Zunahme von rund 40 Prozent.

Demgegenüber steht die Dohle wegen rückläufiger Zahlen in mehreren anderen Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten oder auf der Vorwarnliste. In Brandenburg ist die Dohle inzwischen vom Aussterben bedroht.

Der Gütersloher Bestand dürfte etwa 500 bis 1.000 Paare umfassen. Hier kommt die Art oftmals in alten Schornsteinen sowie in Schwarzspechthöhlen vor.

Neben einem Verlust des Nahrungsangebotes liegen die Ursachen für den Artenrückgang auch in der Zerstörung ihrer Nist- und Brutplätze. Viele Kirchtürme wurden zum Schutz vor Tauben vergittert. Weitere Nistplätze an Wohn- und Geschäftshäusern gingen bei Renovierungen oder Gebäudesanierungen verloren. In ländlichen Gegenden machen den Dohlen vor allem der Rückgang von Grünflächen und die Beseitigung von Altholzbeständen zu schaffen. Die Dohlen sind jedoch auf diese Nistplätze angewiesen.

Dohle, Porträt
Dohle im Portrait, Foto: Bernhard Walter

Schutzmaßnahmen
Neben der bereits genannten Reduzierung des Pestizideinsatzes kann den Dohlen durch das Anbringen künstlicher Nisthilfen an Gebäuden und Kirchtürmen geholfen werden. Empfehlenswert ist eine Montage in einer Höhe von 10 Meter und höher. Aber auch in geringerer Höhe montierte Nester werden gerne angenommen wie einige Beispiele in Gütersloh zeigen. An mehreren städtischen Schulen in Gütersloh wurden Nisthöhlen angebracht, so dass das interessante Verhalten der Dohle auch im Unterricht thematisiert und beobachtet werden kann.

Um zu verhindern, dass sich die Dohlen ausgerechnet im aktiven Schornstein eines Wohnhauses niederlassen, sollte man unbedingt entsprechende Schutzgitter anbringen (lassen). Still gelegte Kamine sind dagegen hervorragende Dohlenbrutplätze und sollten möglichst erhalten werden.

Interessant ist, dass sich im Winterhalbjahr mehrere Hundert Dohlen allabendlich an einem Gemeinschaftsschlafplatz am Gütersloher Stadtpark zusammenfinden. Solche Schlafgemeinschaften sind für einige Rabenvögel typisch, werden meist über viele Jahre tradiert und oftmals von mehreren Arten genutzt. Als regelmäßig genutzte Ruheplätze genießen auch sie (neben den ebenfalls langjährig genutzten Brutplätzen) den Schutz des § 44 Bundesnaturschutzgesetz.

Wer den Dohlen in der Stadt Gütersloh helfen möchte, kann sich an den Fachbereich Umweltschutz (Dr. Jürgen Albrecht, Telefon 0 52 41 / 82-20 86) oder die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e.V. wenden.

Sonstiges
Die Dohle war 2012 Vogel des Jahres.

Quellen: