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Eisvogel (Alcedo atthis)

Der Eisvogel besiedelt weite Teile Europas, Asiens sowie das westliche Nordafrika. In West- und Mitteleuropa ist der Eisvogel - von wenigen Ausnahmen abgesehen - ein sogenannter Standvogel. Das Brut- und Jagdrevier wird also ganzjährig besiedelt, wobei die Vögel ihr Streifgebiet im Winter stark erweitern.

Eisvogel, Balzfütterung
Eisvogel bei der Balzfütterung, Foto: Dr. Rudolf Lammers

Der Vogel mit dem orange und blau leuchtenden Gefieder ist zwar weithin bekannt, doch schwer zu beobachten, zumal er kleiner als ein Star ist und bei der Ansitzjagd im Geäst trotz seiner Farbenpracht kaum auffällt. Wer seinen metallisch harten Pfiff erkennt, kann ihn jedoch mit etwas Glück bei seinem pfeilschnellen Flug entlang der Gewässer entdecken.

Der Eisvogel kommt im ganzen Kreis Gütersloh entlang der größeren Bäche vor, im Stadtgebiet u.a. an der Dalke in Avenwedde und an der Lutter. Allerdings kann der Bestand von Jahr zu Jahr sehr stark schwanken. Der Eisvogel lebt an mäßig fließenden oder stehenden, klaren Gewässern (Flüsse, Bäche, Seen) mit Kleinfischbestand. Diese sollten von einem ausreichenden Angebot an Sitzwarten, z.B. von Gehölzen, gesäumt sein. Auch von Menschen geschaffene Gewässer wie Teichanlagen und Talsperren werden genutzt. Als Brutplätze dienen Steilufer oder große Wurzelteller umgestürzter Bäume mit dicker Erdschicht, in denen die Niströhren angelegt werden können. Auch künstlich hergestellte Eisvogelbrutwände werden für die Aufzucht des Nachwuchses angenommen.

An einer lotrechten oder leicht nach vorn geneigten Steilwand aus Lehm oder festem Sand, die unbewachsen, trocken und frei von allzu vielen Wurzeln ist, gräbt der Eisvogel möglichst im oberen Abschnitt eine 40 bis 80 Zentimeter lange Röhre und legt an deren Ende einen Kessel von ungefähr 17 mal 12 Zentimeter an. In diesen Kessel legt das Weibchen 6 bis 8 Eier, die von beiden Partnern etwa 3 Wochen bebrütet werden. Ende Mai bis Mitte Juni fliegen die Jungen 23 bis 28 Tage nach dem Schlüpfen aus. Im Juni bis Juli folgt nach einer verkürzten Balz eine zweite Brut. Einige Brutpaare beginnen noch eine dritte Brut, so dass deren Junge Ende August bis Ende September flügge werden. Sehr selten kommen Viertbruten vor, bei denen die Jungvögel im Oktober ausfliegen. Diese Mehrfachbruten sind für den Eisvogel überlebenswichtig (s.u.).

Nahrung
Die Nahrung des Eisvogels besteht aus kleinen Fischen, Wasserinsekten und deren Larven, Kleinkrebsen und Kaulquappen. Von einer passenden Sitzwarte aus im oder nahe am Wasser geht er auf Beutefang. Dabei stürzt er sich schräg nach unten kopfüber ins Wasser und beschleunigt dabei meist mit kurzen Flügelschlägen. Ist die Wasseroberfläche erreicht, wird der Körper beim Eintauchen gestreckt und die Flügel werden eng angelegt. Allerdings ist nicht jeder Tauchgang erfolgreich.

Da der Eisvogel seine Beute in einem Stück verschlingt, müssen gefangene Fische im Schnabel solange gewendet werden, bis sie mit dem Kopf voran geschluckt werden können. Andernfalls könnten sich im Schlund die Schuppen oder Flossenstrahlen des Fisches sträuben. Unverdauliches wie Fischgräten und Insektenreste werden etwa ein bis 2 Stunden nach der Nahrungsaufnahme als kleine Gewölle ausgewürgt.

Bestände und Bedrohung
Nach Angaben der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources [internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen]) leben in Europa weniger als 160.000 Paare. Nachdem die Bestände zwischen 1970 und 1990 mäßig zurückgegangen sind, konnte in den letzten Jahren wieder ein deutlicher Bestandsanstieg in NRW verzeichnet werden, auch wenn die Bestandsgröße früherer Zeiten nicht wieder erreicht wurde. Der derzeitige Bestand in NRW liegt bei 1.000 bis 1.800 Revieren. Wegen des kurzfristig positiven Bestandstrends und der relativ hohen durchschnittlichen Bestandsgröße in NRW wurde der Eisvogel aus der Roten Liste der gefährdeten Arten in Nordrhein-Westfalen (2011) gestrichen. Der Bestand in Deutschland wird auf etwa 9.000 bis 14.500 Brutpaare (Zeitraum 2005-2009, ADEBAR 2014) geschätzt.

Die naturgemäß stark schwankenden Bestände (durch harte, eisreiche Winter; im strengen Winter 1962 / 1963 beispielweise war der Bestand des Eisvogels nahezu erloschen) profitieren von gezielten Schutzmaßnahmen wie Gewässerrenaturierungen und einer deutlichen Verbesserung der Gewässergüte.

Auch in der Brutsaison nach dem frostreichen Winter 2008 / 2009 war ein starker Einbruch des Eisvogelbestandes im Kreis Gütersloh zu verzeichnen. Etwa 80 bis 90 Prozent der bekannten Reviere blieben unbesetzt. Selbst aktuell ist der Bestand in der Region OWL nach 2 weiteren frostreichen Wintern immer noch sehr niedrig.

Erst 2014 zeichnete sich wieder eine deutliche Erholung ab. Im Stadtgebiet Gütersloh wurden Eisvögel zwar nicht systematisch kartiert, jedoch wurden bisher vier Brutpaare sicher nachgewiesen. Daneben lassen Beobachtungen einzelner Individuen die Existenz weiterer Reviere vermuten.

Von allen begonnenen Bruten gehen etwa 30 bis 40 Prozent zugrunde. Diese Verluste sind u.a. auf starke Hochwasserereignisse zur Brutzeit und auf heftige Regenfälle, bei denen die Bruthöhlen überflutet oder zum Einsturz gebracht werden, zurückzuführen. Hinzu kommt eine insgesamt sehr hohe Sterblichkeitsrate bei den Eisvögeln. So sterben nahezu 80 Prozent der Jungvögel zwischen dem Verlassen der Bruthöhle und der folgenden Brutsaison. Zudem sterben etwa 70 Prozent der Altvögel im Verlauf eines Jahres.

Eisvogel, Gefiederreinigung
Eisvogel bei der Gefiederreinigung, Foto: Dr. Rudolf Lammers

Schutzmaßnahmen
Durch die Bemühungen im Bereich des Gewässerschutzes (Kläranlagen, Uferrandstreifen, Renaturierungen) hat sich die Wasserqualität vieler Fließgewässer wieder verbessert. Es sind aber weitere Renaturierungsmaßnahmen notwendig, damit sich die Zahl der geeigneten Lebensräume langfristig erhöht. Über die Deregulierung von Bächen und Flüssen, die in einem naturnahen Verlauf wieder selbst Steilufer graben können, kann die Zahl der natürlichen Brutplätze erhöht werden. Daneben sind aber auch direkte Schutzbemühungen sinnvoll. Dazu gehört z.B. der Schutz der Brutplätze durch Abzäunung des Höhlenbereiches an Uferböschungen oder die Anlage künstlicher Eisvogelbrutwände. Mit finanzieller Unterstützung der Umweltstiftung Gütersloh wurden in den Jahren 2014 / 2015 2 künstliche Eisvogelbrutwände im Stadtpark und auf dem Gelände der Kläranlage Putzhagen errichtet. Eine weitere Brutwand entstand an der Dalke in Spexard.

Im Bereich der Forstwirtschaft sollten in Bruchwäldern oder an Ufern umgestürzte Bäume bzw. zumindest deren Wurzelteller nicht entfernt werden. Denn dort hinein bauen Eisvögel gerne ihre Bruthöhlen, wenn sonstige Steilwände fehlen.

Auch an Fischteichen sollte man den Eisvogel tolerieren und nicht vertreiben. Im Gegenteil kann man ihm dort Äste oder Stangen als Jagdansitz anbieten und die Art dadurch unterstützen. Er richtet keine nennenswerten Schäden an, da er nur auf Kleinfische aus ist.

Zur gezielten Umsetzung von Schutzmaßnahmen sammelt die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e.V. Daten zum Vorkommen des Eisvogels. Bitte melden Sie Ihre Beobachtungen annfbsttn-gt-bd.

Sonstiges
Der Eisvogel war 1973 und 2009  Vogel des Jahres.

Quellen: