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Feldhase (Lepus Europaeus)

Das Verbreitungsgebiet des Feldhasen erstreckt sich über weite Teile Europas, den Nahen Osten und in einem schmalen Streifen bis in die westliche Mongolei. Aus jagdlichen Gründen wurde er in vielen weiteren Gebieten eingebürgert. Bis auf Afrika ist er heute zumindest teilweise auf allen Kontinenten anzutreffen.

Die Kopf-Rumpflänge kann bis zu 68 Zentimeter betragen, ausgewachsene Tiere erreichen ein Gewicht von 2,5 bis 6,4 Kilogramm.
Im Unterschied zum Kaninchen sind seine Ohren deutlich länger und haben eine schwarze Spitze.

Lebensweise und Lebensraum
Die Fortpflanzungszeit umfasst in Mitteleuropa einen Zeitraum von Januar bis Oktober. Innerhalb dieser Zeit werden nach einer Tragzeit von etwa 42 Tagen dreimal im Schnitt 3 Junge geboren. Die Jungtiere werden sehend geboren, auch die Behaarung ist vollständig vorhanden. Die zwischen 100 und 150 Gramm wiegenden Junghasen sind ausgesprochene Nestflüchter und leben von Geburt an allein. Nur zweimal am Tag kommt die Häsin zum Säugen.

Feldhasen sind reine Pflanzenfresser. Sie fressen grüne Pflanzenteile, aber auch Knollen, Wurzeln und Getreide und vor allem im Winter die Rinde junger Bäume. Feldhasen sind sehr standorttreu und nutzen ein Streifgebiet von etwa 10 bis 40 Hektar.

Nur in der Paarungszeit im Dezember/Januar kommt es vorübergehend zu Vergesellschaftungen von Rammlern und Häsinnen, die in dieser Zeit auch am Tage beobachtet werden können. Ansonsten sind Feldhasen überwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv. Tagsüber verharren sie in flachen, geschützten Mulden (Sassen). Bei Gefahr drücken sie sich bewegungslos an den Boden und ergreifen erst im letzten Moment die Flucht. Dabei können sie kurzzeitig Geschwindigkeiten bis zu 70 Kilometer pro Stunde erreichen und bis zu 2 Meter hoch springen.

Achtung: Junge Hasen sollten von Menschen weder angefasst noch mitgenommen werden!

Als ursprünglicher Steppenbewohner und Kulturfolger besiedelt der Feldhase offene, niederschlagsarme Gebiete mit trocken-warmen Lößböden. Aber auch lichte Wälder und Agrarlandschaften mit Hecken und Büschen dienen als Lebensraum. Der Verbreitungsschwerpunkt in NRW liegt im Rheinischen Tiefland und im Münsterland. Agrarlandschaften mit einem hohen Grünlandanteil (Wiese) eignen sich unabhängig von ihrer sonstigen Strukturvielfalt besonders gut als Hasenrevier. In Ackerlandschaften spielt dagegen die Strukturvielfalt (Umfang und Größe der Schläge mit entsprechenden Grenzlinien) eine wichtige Rolle. Durch Erhöhung der Strukturvielfalt lässt sich die Lebensraumqualität für Hasen dort verbessern.

Feldhase
Feldhase, Urheber: Adobe Stock

Bestände und Bedrohung
Bereits seit den 1960er Jahren ist der Bestand in Europa stark abnehmend. Auch in NRW hat sich die Hasenstrecke als Hilfsmaß der Häufigkeit von circa 200.000 im langjährigen Durchschnitt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf zuletzt gut 50.000 erlegte Hasen verringert. Die Ursachen hierfür sind sehr vielfältig. Als Hauptgrund wird die starke Intensivierung der Landwirtschaft angesehen. Immer größere strukturarme Flächeneinheiten mit intensiver Düngung, dicht und hoch wachsenden Ackerkulturen sorgen für ein ungünstiges dunkel-feuchtes Mikroklima. Nachtmahd und häufiger Schnitt von Grünland mit immer schnelleren und breiteren Maschinen führen zu hohen Verlusten. Durch Wegfall von Brachflächen und Flächeninanspruchnahme zu Gunsten von Rohstoffgewinnung, Verkehrs- und Siedlungsflächen geht weiterer Lebensraum verloren. Hinzu kommen Verluste durch eine Vielzahl von Krankheiten und durch natürliche Fressfeinde (Raubtiere, insbes. Fuchs, Greif- und Rabenvögel). Obwohl Hasen durchaus bis zu 12 Jahre alt werden können, stirbt jährlich ein hoher Prozentsatz durch Krankheiten, Straßenverkehr und Raubtiere. Von den Junghasen überleben bis zum Herbst alljährlich nur zwischen 10 und 40 Prozent, bis zum Frühjahr nur etwa 20 Prozent - also von etwa 12 pro Häsin und Jahr geworfenen Junghasen im Durchschnitt nur etwa 2,4.

In Deutschland wird die Art daher in der Roten Liste als „gefährdet“ geführt, In NRW steht der Feldhase auf der Vorwarnliste. Obwohl hier im Zeitraum 2001 bis 2006 eine Zunahme der Bestände beobachtet wurde, wird auf Grund der zuvor genannten negativen Einflussfaktoren mit einer weiteren Reduzierung der Hasenbestände gerechnet. Erfahrungsgemäß schwankt der Hasenbestand auch langfristig sehr stark (z.B. Jagdstrecke NRW zwischen circa 220.000 und 110.000 im Zeitraum 1990 bis 2008).

Im gesamten Kreis Gütersloh schwankte die Hasenstrecke nach Angaben der Forschungsstelle für Jagdkunde im LANUV in den zurückliegenden 8 Jahren zwischen circa 5.000 und 9.500 Tieren (davon waren rund 10 Prozent Verkehrsopfer). Die Jagdstrecke wird allgemein als Hilfsmaß für den Hasenbestand genutzt und soll etwa zwischen 20 und maximal 50 Prozent des Bestandes betragen. In Gütersloh lag die Hasenstrecke in der Jagdsaison 2012 / 2013 bei 261 Tieren, in der Jagdsaison 2013 / 2014 waren es nur noch 170 Tiere.

Außer in den geschlossenen Siedlungsbereichen liegen für die übrigen Flächen noch fast durchgehend Bestandsnachweise vor (Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens). Selbst in landschaftsnahen Wohngebieten kann man gelegentlich Hasen in den Gütersloher Gärten und Grünanlagen beobachten.

Schutz und Hege
Brachen und artenreiches Grünland sind optimale Lebensräume für Feldhasen. Auch von Randstreifen und Säumen profitiert die Art. Arten- und strukturreiche Feldfluren sollten daher das Hauptziel für die Förderung der Feldhasen sein. Denn Hasen lieben abwechslungsreiches Futter mit würzigen Wildkräutern („Hasenapotheke“).

Hierzu können sowohl Landwirte als auch Jäger beitragen. In ihrem Faltblatt „Ohne Hege keine Strecke“ empfiehlt die Forschungsstelle für Jagdkunde, zur Hasenhege Flächen von mind. 0,1 Hektar als Randstreifen mit ein- oder mehrjährigen Mischungen einzusäen und vor dem 15. Juli nicht zu bearbeiten. Die Flächen sollten einigermaßen besonnt sein und nicht an vielbefahrenen Straßen liegen. Auch Unter- und Zwischensaaten werden für Ackerflächen empfohlen. Wiesen sollten von innen nach außen gemäht werden, um Wildschäden zu reduzieren. Vergleichbare und weitere Empfehlungen enthält auch die Rahmenvereinbarung zur Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften zwischen der Landwirtschaft und dem Umweltministerium NRW von 2014.

Detaillierte Hinweise zur niederwildfreundlichen Gestaltung strukturreicher Feldreviere gibt Petrak (2000). Dabei steht für den Hasen ebenfalls die Schaffung und Erhaltung vielfältiger Grenzlinien im Vordergrund: herbizidfreie und möglichst spät sowie abschnittsweise gemähte Raine, Wegränder, Heckensäume, Graswege, Grabenränder und Böschungskanten, bevorzugt an möglichst wenig begangenen Bereichen. Wirkungsvolle Maßnahmen in der Fläche umfassen: extensive Grünlandbewirtschaftung, Klee- und Seradella-Untersaaten, Auskeimenlassen von Ausfallgetreide und Wildpflanzen nach der Ernte (z.B. kann so nach der Wintergerste eine hervorragende Äsungs- und Setzfläche im Juli/August entstehen), Zwischenfruchtanbau und Fruchtartenvielfalt. Für Einsaaten spezieller Niederwildäcker eignen sich u.a. Vorgewende, Zwischenfruchtflächen, Stoppelsaaten und Streifenbrachen.

Letztendlich profitieren die Hasen und auch andere Zielarten der Agrarlandschaft von den meisten Extensivierungsangeboten, die im Vertragsnaturschutz gefördert werden. Verträge werden vom Kreis Gütersloh im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms abgeschlossen, sind allerdings in der Regel auf eine enge Flächenkulisse beschränkt. Da die Honorierung der Maßnahmenpakete seit 2015 deutlich attraktiver wurde, sollten Interessenten Kontakt mit der Abteilung Umwelt des Kreises aufnehmen (Ansprechpartner: Annette Pagenkämper).

Breiter angelegt sind die Agrarumweltmaßnahmen, deren Flächen u.a. auch als ökologische Vorrangflächen im Rahmen des Greenings anrechenbar sind. Die Landwirtschaftskammer informiert dazu ausführlich auf ihren Internetseiten zur Biodiversität und zum Artenschutz in der Landwirtschaft. Beispielsweise nutzen die dort näher beschriebenen und geförderten Maßnahmen zum Schutz von Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn auch den Hasen.

Im Rahmen der Jagdausübung trägt die Jägerschaft eine Mitverantwortung für die Erhaltung des Hasenbestandes. Nach der Landesjagdzeitenverordnung NRW können Hasen von Mitte Oktober bis Ende Dezember bejagt werden. Landesweit werden im Durchschnitt zwischen 3,5 und 4,5 Hasen pro 100 Hektar erlegt (ohne Fallwild). Da Hasen auf scharfe Bejagung erfahrungsgemäß empfindlich reagieren, empfiehlt die Forschungsstelle für Jagdkunde in ihrem Faltblatt „Erst zählen, dann jagen“, zur ordnungsgemäßen Planung von (Treib-)Jagden 4 „goldene Regeln“ zu beachten:

  • Ein bis 2 Wochen vor der geplanten Jagd ist der Herbstbesatz an Hasen mit dem Scheinwerfer zu zählen,
  • Beim Einsatz aller Jagdarten sollte nicht mehr als ein Drittel des erfassten Hasenbestandes erlegt werden,
  • Die Revierteile sollten nicht mehr als einmal pro Saison bejagt werden,
  • Treibjagden sollten bis Dezember durchgeführt sein.

In Abstimmung mit den Landwirten sollten sich die Jäger weiterhin im Rahmen der Hege an den Maßnahmen zur Strukturverbesserung des Lebensraums beteiligen (siehe oben).


Quellen: