Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)

Der Gartenrotschwanz ist nahezu in ganz Europa, in Teilen Nordafrikas sowie teilweise im Mittleren und Nahen Osten heimisch. Im Osten erstrecken sich seine Brutgebiete bis nach Sibirien. Seine Überwinterungsgebiete findet er südlich der Sahel-Zone in Afrika und auf der arabischen Halbinsel.

Gartenrotschwanz, Männchen
Gartenrotschwanz Männchen, Foto: Andreas Schäfferling

Der Gartenrotschwanz ist als Höhlen- und Halbhöhlenbrüter stark an alten Baumbestand gebunden und besiedelt primär lichte und trockene Laubwälder, Lichtungen oder Waldränder. Regional (z.B. in Gütersloh) werden auch Gehöfte mit altem Baumbestand (Hofeichen) besiedelt, aber auch parkähnliche Gärten, Friedhöfe mit artenreichem Baumbestand, Alleen, Kopfbaumreihen, Obstwiesen und alte Hausgärten. Im Siedlungsbereich nimmt er auch aufgehängte Nisthilfen an.

Der früh morgens einsetzende, zarte Gesang gehört zu den schönsten Vogelliedern in unserer Landschaft. Vor allem unverpaarte Männchen sind fleißige Sänger – leider kann man ihre Kunst nur noch sehr selten genießen.

Gartenrotschwänze führen im Allgemeinen eine monogame Saisonehe, d.h. die Partner bleiben für eine Brutsaison zusammen. Hat das Weibchen das Revier und den angebotenen Nistplatz angenommen, wird das Nest für die Brut ausschließlich von ihr gebaut. Das Gelege besteht aus 3 bis 9 bläulichen Eiern. Nach einer Brutzeit von etwa 2 Wochen schlüpfen die Jungen und verlassen weitere 2 Wochen später das Nest. In Mitteleuropa findet meist nur eine Jahresbrut statt. Bei Verlust der Brut kann es aber auch noch zu einer späten Nachbrut kommen.

Der Gartenrotschwanz zieht sehr früh in die Winterquartiere. Der Wegzug erfolgt bereits ab Mitte Juli mit dem Abwandern der Jungvögel und ist meist Ende September abgeschlossen. Die Hauptzugzeit liegt in der zweiten Augusthälfte. In den Brutgebieten in Mitteleuropa treffen die frühesten Heimzieher Ende März ein.

Nahrung
Die Nahrung wird überwiegend am Boden und in der unteren Strauch- und Krautschicht gesucht. Sie besteht hauptsächlich aus Insekten, Spinnen, Käfern, Ameisen, Schlupf- und Blattwespen. Wehrhafte Insekten wie Bienen und Wespen werden weitgehend gemieden. Als Nahrungsergänzung dienen Würmer, Asseln und Schnecken. Beeren und andere Früchte werden gelegentlich an Nestlinge verfüttert, aber auch von den erwachsenen Tieren gefressen.

Bestände und Bedrohung
Der Gartenrotschwanz steht auf der Vorwarnliste der gefährdeten Brutvögel in Deutschland. In der Roten Liste von NRW (2011) ist der Gartenrotschwanz als stark gefährdet eingestuft.

In Gütersloh brüten vielleicht noch um die 10 Paare. In den 1950er Jahren war die Art in Gütersloh noch sehr gut vertreten. MÖBIUS schreibt: „Der Gartenrotschwanz ist zu den häufig im Gütersloher Raum anzutreffenden Arten zu zählen. Hauptsächlich im Stadtgebiet ist er in vielen Gärten zu Hause, aber auch in den Parks, Friedhöfen und Waldstücken ist er eine bekannte Erscheinung.“ Nach seinen Beobachtungen war „der Hausrotschwanz bei uns lange nicht so häufig wie der Gartenrotschwanz“. Noch in den 1970er Jahren notierte LENZ den Gartenrotschwanz als „regelmäßigen Brutvogel“ im Gütersloher Norden. Diese Zeiten sind lange vorbei: Im Teutoburger Wald ist der Gartenrotschwanz fast ganz verschwunden. Aufgrund starker Bestandsrückgänge ist er im Ostmünsterland nur noch selten und vereinzelt anzutreffen, etwa an Hofstellen mit altem Baumbestand. Wenige Meldungen liegen u.a. aus Ebbesloh/Niehorst vor. Die Datenbank der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld e.V. verzeichnet für das Gütersloher Stadtgebiet sieben Einzelmeldungen für die Jahre 2005 – 2009, denen allerdings keine flächendeckende Erfassung zugrunde lag. Von einer dichteren Besiedlung im Kreisgebiet ist nur im Übergangsbereich zur Senne in Schloß Holte-Stukenbrock auszugehen, genauere Untersuchungen fehlen aber.

Der Gartenrotschwanz war noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein weit verbreiteter Brutvogel. Dürreperioden in der Sahel-Zone verursachten Ende der 60er Jahre einen Rückgang der Bestände um 50 – 75 Prozent. Danach erfolgte nur noch lokal eine Bestandserholung, da gleichzeitig viele Brutgebiete geschädigt wurden. Trotz der erheblichen Dezimierung der Bestände konnte die flächenhafte Verbreitung in NRW noch gehalten werden. Ab den 1990er Jahren hat der Gartenrotschwanz – von Ausnahmen abgesehen – die früher besiedelten Dorflandschaften weitestgehend verlassen. Vermutlich hat der Gartenrotschwanz weiterhin unter Verschlechterungen (Vergiftungen und Nahrungsmangel durch Pestizideinsatz in den Rast- und Überwinterungsgebieten) zu leiden. Mittlerweile konzentrieren sich die Vorkommen auf Waldrandbereiche in Heidelandschaften und auf sandige Kiefernwälder.
Nach der aktuellen Atlas-Kartierung gibt es in NRW nur noch 2.600 bis 4.100 Reviere. Dies bedeutet gegenüber den 1990er Jahren einen nochmaligen Rückgang um über 40 Prozent.

Schutzmaßnahmen
Im Siedlungsbereich sind vor allem Parkanlagen, Friedhöfe und abwechslungsreiche Gärten von Bedeutung. Dort sollten alte Baumbestände und Einzelbäume erhalten werden. Insgesamt sollte ein hoher Strukturreichtum an Gehölzen (Hochstamm-Obstbäume!), Wiesen, Viehweiden oder ungenutzter Brachestreifen angestrebt werden. Ein Mangel an Höhlen kann durch das Aufhängen von Nisthilfen beseitigt werden. Vergleichbares gilt auch für Einzelgehöfte, die z.T. noch günstige Voraussetzungen und Brutnischen in alten Wirtschaftsgebäuden bieten. Alte Alleen und Kopfbaumreihen sollten gegebenenfalls durch Neupflanzung von Bäumen in ihrem Bestand gesichert werden.

Als künstliche Nisthilfen haben sich sogenannte Nischenbrüterkästen bewährt, bei denen eine Halbhöhle durch mehrere kleinere (anstelle einer großen) Einflugöffnung abgeschlossen und die Brut so vor vielerlei Nesträubern besser geschützt wird.
Weitere Informationen über den Gartenrotschwanz finden Sie auch auf den Internetseiten des Naturschutzbundes Deutschland e.V.(NABU).

Sonstiges
Der Gartenrotschwanz war 2011 Vogel des Jahres.

Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Gartenrotschwanz
  • http://www.biostation-gt-bi.de/artenschutz/index.php?page=1&category=1&id=11
  • Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung, Band 2, LANUV-Fachbericht 36, 2011
  • Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens, Grüneberg, C., S.R. Sudmann et al., 2013, Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft e.V. und Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz NRW (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster
  • Georg MÖBIUS: Lokalavifauna von Gütersloh und Umgebung, Berichte Naturwissenschaftlicher Verein von Gütersloh und Umgebung 39 (1998), S. 153 – 196
  • Norbert LENZ: Die Vogelwelt im Norden Güterslohs (1975 – 1977), unveröffentlichtes Manuskript
 
 
 

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