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Großes Mausohr (Myotis myotis)

Das Große Mausohr ist in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas anzutreffen. Im Nahen Osten gibt es Vorkommen in Israel, Syrien und dem Libanon.

Großes Mausohr
Großes Mausohr, Foto: Thomas Bierbaum

Vorkommen und Aussehen
Die Art ist auch in ganz Deutschland heimisch, wobei das Land Schleswig-Holstein die nördliche Verbreitungsgrenze in Europa ist.
Mit einer Kopf-Rumpf-Länge zwischen 6,7 und 8,4 Zentimetern sowie einer Flügelspannweite zwischen 35 und 43 Zentimetern, ist das Große Mausohr die größte europäische Mausohren-Art. Ein ausgewachsenes Exemplar wiegt zwischen 28 und 40 Gramm. Das Große Mausohr hat eine sehr kurze und breite Schnauze, die Ohren sind lang und breit. Das kurze Fell ist bei adulten Tieren an den Haarwurzeln schwarzbraun, an der Oberseite eher hell-braungrau gefärbt. Die Bauchseite ist weißgrau.

Lebensweise und Lebensraum
Der Lebensraum des Großen Mausohres befindet sich vor allem in offenem Gelände und offenem Waldland, aber auch in menschlichen Siedlungen. Außerdem dienen dem Mausohr kurzgrasige Wiesen und Weiden sowie frisch abgeerntete Äcker zur Jagd. Sommerquartiere liegen in Dachstühlen und Kirchtürmen, auch in Brücken. Wochenstubenkolonien der Weibchen mit ihrem Nachwuchs umfassen in Mitteleuropa meist 50 bis 1.000 Tiere. Zwischen Sommer- und Winterquartier liegen Entfernungen zwischen 50 und 100 km. Als Winterquartiere dienen Höhlen, Stollen, Bunkeranlagen oder Keller.
Bei der Nahrungssuche fliegen die Tiere gerne in niedriger (1 bis 2 Meter über dem Boden) und mittlerer Flughöhe zwischen Bäumen herum, dabei wird auf die Raschelgeräusche der am Boden laufenden Beute gehört (Passivortung). Zwischen Quartier und Jagdhabitat können 4 bis 17 Kilometer liegen. Hauptnahrung sind bodenlebende Gliedertiere, vor allem Großlaufkäfer, Spinnentiere und Hundertfüßer.
In einem Jahr bekommt jedes Weibchen nur ein Junges, das zwischen Mai und Juli geboren wird. Die Tragzeit liegt im Mittel bei ungefähr 60 Tagen (je nach Ernährung). Nach etwa fünf Wochen erfolgen erste Ausflüge der Jungtiere aus der Wochenstubenkolonie.
Mausohren fliegen erst sehr spät und bei völliger Dunkelheit aus ihren Verstecken aus.

Bestände und Gefährdung
Das Große Mausohr ist nach der Bundesartenschutzverordnung streng geschützt. Die IUCN hat das Große Mausohr als nicht gefährdet eingestuft.
In Nordrhein-Westfalen haben sich nach einem dramatischen Bestandseinbruch in der Nachkriegszeit seit den 70er Jahren wieder erholt, ohne dass diese - insbesondere in Westfalen – auf einem befriedigenden Niveau befinden. Nach der Roten Liste NRW 2011 ist das Große Mausohr landesweit als stark gefährdet eingestuft.
Im Kreis Gütersloh fehlt bisher ein Wochenstubennachweis. Seit 2007 steigen die Überwin-terungszahlen in den gesicherten Winterverstecken auf der Südseite des Teutoburger Waldes leicht an.
Nachteilige Veränderungen in den Lebensräumen (Sommereinschlag und Restholzverwertung in den Wäldern) können die Art gefährden. Weiterhin muss befürchtet werden, dass nicht ausreichend geschützte Dachbodenquartiere verloren gehen.
Weitere Gefahren drohen durch Pestizideinsatz in der Landwirtschaft und im Forst sowie durch den Verlust von Viehweiden und eine zunehmende Intensivierung der Landnutzung in den Jagdhabitaten.
Wie für fast alle anderen Fledermausarten stellt auch die Lichtverschmutzung (weißes
[LED-] Licht) für das Große Mausohr eine ernsthafte Gefährdung dar.

Hilfsmaßnahmen

  • „Erhalt bestehender Quartiere und Lebensräume: Von großer Bedeutung ist der Erhalt aller bekannten Gebäudequartiere in Kirchen, Schlössern oder anderen großen Gebäuden für die Wochenstuben der Weibchen. Eine Beleuchtung dieser Quartiere ist nur in Abwesenheit der Tiere (Oktober – März) zulässig. Die Männchen nutzen im Sommer kleinere Dachböden, Gebäudespalten, Baumhöhlen oder Fledermauskästen. Die Winterquartiere in Höhlen, Stollen oder Kellern sind ebenso schützenswert. Besonders wertvoll sind Quartiere, die in großräumigen, unzerschnittenen Lebensräumen liegen und wo eine Förderung von standortgerechten, einheimischen Laubwaldgesellschaften gefördert wird.
  • Schaffung neuer Quartiere: Es ist ratsam im Umkreis von bereits von vorhandenen Sommer- oder Winterquartieren neue Möglichkeiten für Weibchen- und Männchengruppen zu schaffen. Für die Sommerquartiere der Weibchen ist es möglich Dachböden in größeren Gebäuden (z.B. Kirchen) zu öffnen. Für die Sommerquartiere der Männchen ist auch die Öffnung kleinerer Dachböden sinnvoll, außerdem ist das Aufhängen von Nistkästen ratsam. Für die Schaffung von Winterquartieren, sollten kleine Spalten als Einflugöffnung an alten Stollen oder Kellern genügen. Wichtig ist, dass man Fressfeinden den Zugang zu den Quartieren nicht ermöglicht.
  • Aufhängen von Nistkästen: Durch das Aufhängen von speziellen Fledermausflachkästen und -steinen kann das Höhlenangebot für die Sommerquartiere der Männchen verbessert werden. Beim Aufhängen ist zu beachten, dass das Einflugöffnung groß genug ist (> 26mm beim Rundloch bzw. >20 mm beim Spalt). Optimal ist die Anbringung verschiedener Kastentypen (Raum-/Spaltenquartiere) in der Nähe von bereits bestehenden Quartieren.“

(aus: Artenschutzhandbuch für den Kreis Gütersloh)

Quellen