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Heidelerche (Lullula arborea)

Die Heidelerche kommt in weiten Teilen Europas und Nordafrikas vor. Da die Art relativ wärmeliebend ist, findet man sie in England und in Skandinavien nur in den südlichen Landesteilen.

Heidelerche
Heidelerche, Foto: Andreas Schäfferling

Die mitteleuropäischen Heidelerchen zählen ganz überwiegend zu den sogenannten Kurzstreckenziehern. Überwinterungsgebiete sind der Westen Frankreichs, die Iberische Halbinsel sowie der nördliche Mittelmeerraum. Es gibt jedoch aus fast ganz Europa Winternachweise. Die Zugvögel verlassen zwischen Mitte September und Anfang November ihre Sommerquartiere und kehren frühestens ab Mitte Februar bis Ende März in ihre Brutreviere zurück.

Die Art besiedelt vor allem sonnige, trockene Offenflächen in oder am Rande von Wäldern wie Kahlschläge, Brandflächen und breite Schneisen, aber auch Heiden, die Randzonen von Mooren sowie Streuobstwiesen. Voraussetzung für eine Ansiedlung ist weiterhin das Vorhandensein einer niedrigen, grasigen Vegetation unter 5 Zentimeter Höhe sowie vegetationsfreie Flächen für die Nahrungssuche. Darüber hinaus werden Sitzwarten in Form von Büschen oder Bäumen benötigt. Von hier aus, oder im hohen Singflug, trägt sie ihre hübschen, etwas melancholischen und lang anhaltenden Flötenstrophen vor, die ihr den lateinischen Gattungsnamen eingetragen haben.

Heidelerchen zählen zu den Bodenbrütern, die Nester werden in der Vegetation versteckt angelegt. Die Eiablage erfolgt im Allgemeinen Ende März bis Anfang April. Ein Gelege enthält meist 3 bis 6 Eier, die Brutzeit dauert zwischen 13 und 15 Tagen. Die Jungvögel können im Alter von 7 Tagen laufen und nach 12 Tagen schon kurze Strecken fliegen, nach 16 Tagen sind sie flügge und verlassen das Nest. In Mitteleuropa erfolgt meistens nur eine Jahresbrut. Während hier Zweitbruten eher selten vorkommen, sind diese bei den in Südeuropa vorkommenden Artgenossen häufig.

Nahrung
Die Nahrung besteht sowohl aus tierischen als auch aus pflanzlichen Bestandteilen. Im Sommer werden vor allem Wirbellose aller Art sowie Samen gefressen, im Frühjahr vor allem frisch austreibende Gräser, kleine Blätter und Knospen.

Bestände und Bedrohung
Die Art zählt in Mitteleuropa zu den mäßig häufig vorkommenden Brutvögeln. Laut IUCN (Internationale Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen) wird der europäische Bestand auf 2,5 bis 6,5 Millionen Individuen geschätzt.

In Nordrhein-Westfalen sind Heidelerchen lückenhaft mit deutlichen Schwerpunkten in den Sandgebieten des Tieflandes verbreitet. Die größte westfälische Population brütet in der Senne. Während Anfang des 20. Jahrhunderts Heidelerchen noch weit verbreitet waren, gingen die Bestände ab den 1960er Jahren deutlich zurück. Aufforstungen auf Heideflächen und Trockenrasen führten dazu, dass die dortigen Bestände nahezu vollkommen erloschen sind. Erst in den 1980er und 1990er Jahren stabilisierten sich die Bestände wieder, wobei es auch zu Neuansiedlungen kam. Im Zeitraum 2005 bis 2009 wurden in NRW 750 bis 1.100 Reviere erfasst. Gegenüber dem Zeitraum 1995 bis 1998 bedeutete dies eine Bestandszunahme um rund 20 Prozent. Wegen dieser landesweiten Bestandsverbesserungen wird die Heidelerche nach der Roten Liste für NRW (2011) „nur“ noch in der Kategorie „gefährdet“ geführt.

Im Kreis Gütersloh brütet die Heidelerche vereinzelt in einer breiten Zone, die von Steinhagen und Gütersloh-Niehorst im Osten bis nach Harsewinkel und Greffen im Westen verläuft. Ein weiteres kleines Gütersloher Vorkommen wurde erst kürzlich in Kattenstroth am Rande des Rhedaer Forstes entdeckt, unweit eines Restbestandes in Pixel. Trotz lückenhafter Datenlage werden die kreisweiten Bestände auf etwa 30 Brutpaare geschätzt. Dass die Heidelerche in früheren Jahren auch im Kreisgebiet deutlich häufiger vorkam, kann den Ausführungen von Georg Möbius entnommen werden, der eine Vielzahl von Standorten beschreibt, an denen die Heidelerche zur Brutzeit zu beobachten war. Des Weiteren schreibt Möbius: „Die vielen kleinen Heidegebiete, die trotz aller Kultivierungsmaßnahmen um Gütersloh erhalten geblieben sind, ermöglichen der Heidelerche ihren Fortbestand als Brutvogel.“

Schutzmaßnahmen
Einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Bestandssituation haben Biotoppflegemaßnahmen in Heide- und Magerrasengebieten, die jedoch konsequent fortgeführt werden müssen. Darüber hinaus sind Habitatfördermaßnahmen auch außerhalb der Schutzgebiete notwendig. Mit einer extensiven Nutzung von Flächen im Randbereich lichter Kiefernwälder kann nicht nur der Heidelerche geholfen werden; derartige Flächen werden auch von Baumpiepern angenommen, einer ebenfalls gefährdeten bodenbrütenden Vogelart mit einem ähnlichen Verbreitungsbild. Sie sind außerdem geeignete Lebensräume für Reptilien (z.B. die Waldeidechse) und potenzielle Standorte für die Nesthügel der Waldameisen. Hilfreich sind auch magere Brachen und breite Ackerrandstreifen zum Wald hin bzw. entlang sandiger Feldwege. Der besonderen Bedeutung von vegetationsfreien Flächen kann durch den Erhalt sandiger Feld- und Waldrandwege Rechnung getragen werden.

Einige für die Heidelerche geeignete Schutzmaßnahmen können über Vertragsnaturschutz, Agrarumweltmaßnahmen bzw. Greening gefördert werden. Empfehlenswert sind insbesondere die extensive Ackernutzung und die Anlage von Ackerbrachen durch Selbstbegrünung an Standorten mit Restvorkommen der Heidelerche in Kattenstroth (Kontaktzone zum Rhedaer Forst) und um die Niehorster Heide (Pakete 5026, 5027, 5041, 5042 im Vertragsnaturschutz). Eine Kurzübersicht über die Fördermaßnahmen für Feldvögel enthält das Artenschutzhandbuch Kreis Gütersloh (s. Quellenangaben).

In Gütersloh ist es mit Hilfe von Kompensationsmaßnahmen immerhin gelungen, das Reliktvorkommen der Heidelerche in der Niehorster Heide durch die Ausdehnung der Heiden und Magerrasen zu stabilisieren. Allerdings ist die dortige Restpopulation noch immer zu klein, um langfristig überdauern zu können, und bedarf daher der weiteren Unterstützung.


Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Heidelerche
  • Artportrait im Artenschutzhandbuch Kreis Gütersloh:
  • Fördermaßnahmen für Feldvögel im Kreis Gütersloh:
  • Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung, Band 2, LANUV-Fachbericht 36 (2011).
  • Grüneberg, C., S.R. Sudmann et al. (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. - Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft e.V. und Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz NRW (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster.
  • Möbius, G. (1998): Lokalavifauna von Gütersloh und Umgebung. - Berichte Naturwissenschaftlicher Verein für Bielefeld und Umgegend 39, 153–196.