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Rebhuhn (Perdix perdix)

Das Rebhuhn besiedelt als Standvogel weite Teile Europas und Asiens. In weiten Teilen Skandinaviens, Spaniens und auf den meisten Mittelmeerinseln fehlt es jedoch. Eingebürgert wurde es zu Jagdzwecken in Nordamerika und besiedelt dort die nördlichen Prärien der USA und den Süden Kanadas. Ferner wurde das Rebhuhn auch in Neuseeland eingebürgert.

Rebhuhn
Rebhuhn, Foto: Andreas Schäfferling

Die ursprünglichen Steppenbewohner leben heute als Kulturfolger vor allem auf Acker- und Grünlandflächen, Brachland und Staudenfluren. Ackersäume, Stoppelfelder und Brachflächen dienen bevorzugt als Nahrungs- und Ruheplätze. Hackfruchtfelder (Kartoffeln, Rüben, Kohl) bilden einen Schutz vor Witterungseinflüssen und gegen Luftfeinde.
Das Rebhuhn ist überwiegend in der Dämmerung und am Tage aktiv. Im Allgemeinen ist es sehr standorttreu und verlässt sein Revier auch im Winter nicht, wenn das Nahrungsangebot und ausreichende Deckungsmöglichkeiten dies zulassen.
Die Paarungszeit setzt direkt nach der Schneeschmelze ein. Rebhühner sind reine Bodenbrüter. Für die Eiablage, die in den meisten Verbreitungsgebieten von Mitte April bis Mitte Mai erfolgt, kleidet das Weibchen eine flache Bodenmulde mit weichen Pflanzenteilen aus. Im Abstand von einem Tag werden zwischen 10 und 20 Eier gelegt, die knapp vier Wochen vom Weibchen bebrütet werden. In der Regel erfolgt nur eine Jahresbrut. Sobald die Küken nach dem Schlupf trocken geworden sind, verlassen sie das Nest und werden von den Altvögeln geführt. Bereits am zweiten Tag ernähren sich die jungen Rebhühner selbst; sie werden im Alter von etwa 13 bis 15 Tagen flugfähig und mit etwa fünf Wochen selbstständig. Bis über den Winter bleiben sie im Familienverband und siedeln sich schließlich in der näheren Umgebung an.

Nahrung
Das Rebhuhn ernährt sich überwiegend von Sämereien, Wildkräutern und Getreidekörnern. Ferner sind grüne Pflanzenteile wie Kleeblätter, Grasspitzen und verschiedene Knöterich- und Wegericharten Bestandteil der Nahrung. Gelegentlich werden auch Insekten, deren Larven und anderes Kleingetier gefressen, selten auch reife Beeren und Früchte. Der Anteil tierischer Nahrung beträgt etwa zehn Prozent. Nur während der Brutzeit nimmt das Weibchen vermehrt tierische Nahrung zu sich. Die Jungvögel ernähren sich in den ersten Lebenswochen fast ausschließlich von Insekten und deren Larven. Erst in der dritten Woche beginnen sie mit der Aufnahme von Pflanzenteilen und Getreidekörnern. Nach etwa zwei Monaten beträgt der Anteil pflanzlicher Nahrung rund 85%.

Bestände und Bedrohung
Der weltweite Bestand wird auf etwa fünf bis zehn Millionen Individuen geschätzt. Die Art gilt daher als nicht gefährdet. Dagegen wird die europäische Brutpopulation auf nur etwa 1.600.000 Brutpaare geschätzt. Insbesondere im Zeitraum 1970 bis 1990 gingen die Bestände stark zurück. Während in den folgenden zehn Jahren die Bestände in vielen Ländern stabil blieben, setzte sich der Bestandsrückgang in großen Teilen West- und Zentraleuropas fort. Seit 1980 sind die europäischen Bestände um 94% zurückgegangen – ein trauriger Rekord. Mit einem Bestand von vermutlich nicht mehr als 50.000 Brutpaaren ist das Rebhuhn in Deutschland als stark gefährdet eingestuft.
Auch nach der Roten Liste für NRW (2011) zählt das Rebhuhn zu den stark gefährdeten Vogelarten. Hauptursache ist die zunehmende Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft. Wiederbewirtschaftung stillgelegter Flächen, dichter wachsende Getreidebestände, fehlende Säume und Wildkrautfluren wirken sich verschärfend auf den Rückgang der Bestände aus. Hinzu kommt eine erhöhte Wintermortalität und eine verminderte Reproduktion infolge nasskalter Sommer. Obwohl es landesweit wohl nur noch ca. 8.000 Reviere gibt, weisen NRW und Niedersachsen noch die bundesweit größten Bestände mit einem Anteil von jeweils gut 20% am Gesamtbestand auf.
Im Kreis Gütersloh ist das Rebhuhn zwar noch weit verbreitet, aber nicht sehr häufig. In zehn von zwölf untersuchten Feuchtwiesenschutzgebieten konnte das Rebhuhn nachgewiesen werden. Die Beobachtungen aus dem übrigen Kreisgebiet beruhen überwiegend auf Zufallsmeldungen im Rahmen der Wiesenvogelkartierungen.
Die Bejagung des Rebhuhns spielt heute kaum noch eine Rolle. Wurden in den Jahren 1936 bis 1939 noch bis zu 195.000 Individuen pro Saison erlegt, betrug die Jagdstrecke in ausgewählten Bereichen von NRW im Jagdjahr 2006/2007 „nur“ noch 1.766 Tiere. Im Jagdjahr 2009/2010 ging die Jagdstrecke auf insgesamt 307 Individuen zurück. Eine Rebhuhnbejagung im Kreis Gütersloh findet schon seit einigen Jahren nicht mehr statt. Gab es im Zeitraum 2005 bis 2011 noch vereinzelte Nachweise, muss das Rebhuhn im Gebiet der Stadt Gütersloh heute als nahezu ausgestorben eingestuft werden. Genaue Daten liegen allerdings nicht vor. Im Rahmen einer vogelkundlichen Untersuchung auf dem Gelände des Flugplatzes Gütersloh im Jahr 2013 konnten hier noch drei Paare ermittelt werden. Es ist allerdings zweifelhaft, ob dieser kleine Bestand für das Überleben der hiesigen Population von ausreichender Größe ist.
Als sogenannter Bodenvogel ist das Rebhuhn außerdem einer Reihe von Prädatoren (Fressfeinden) ausgesetzt. Bei ohnehin geschwächten Populationen kann dies einen nicht unbedeutenden zusätzlichen Gefährdungsfaktor bedeuten. „Adulte Vögel werden häufig von Rotfüchsen und von größeren Greifvögeln gerissen. Gelege und Brut werden oft zur Beute von Raben und Krähen, Mardern, Wildkatzen und verwilderten Hauskatzen. Häufige Nesträuber des Rebhuhns sind Wiesel, Wildschweine, Europäische Dachse, Igel und Wanderratten. In der letzten Zeit stellen auch Neozoen wie Waschbär und Marderhund den Rebhühnern nach. Das Rebhuhn kann den meisten Fleischfressern außer Tarnung und Flucht nur wenig entgegensetzen.“ (Wikipedia)

Schutzmaßnahmen
Die Art ist auf Schutzmaßnahmen in den Agrargebieten angewiesen. Hierzu gehören die Anlage von Ackerbrachen, Ackerrandstreifen und Krautsäumen. Vor allem Brachflächen sollten nicht zur Brutzeit gemäht oder umgebrochen werden. Die Pflege (Mahd) von Randstreifen und Böschungen sollte ebenfalls nicht zur Zeit der Jungenaufzucht (April bis Juli) durchgeführt werden.
Für den Erhalt und eine Wiedervermehrung des Rebhuhnbestandes können Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes in Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägern und dem Naturschutz eine wertvolle Hilfe sein. Im Brutvogelatlas für NRW wird dazu ausgeführt: „An erster Stelle stehen die Anlage von Säumen, Feldrainen und Brachen, als Streifen oder – besser – in flächiger Form. Vor allem Schwarzbrachen mit Selbstbegrünung sowie insbesondere „Kombistreifen“ aus Dauerbrache mit angrenzenden Schwarzbrachestreifen schaffen günstige Standorte für die Jungenaufzucht. … Wichtig sind auch ‚Wintermaßnahmen‘ wie längerer Erhalt von Stoppelbrachen, Stehenlassen von Getreidestreifen und Liegenlassen von Ernteresten sowie die Einsaat von Zwischenfrüchten. Entscheidend wird es sein, dass die Maßnahmen für das Rebhuhn flächenweit und langfristig in NRW etabliert werden können.“

Erfolgversprechende Hilfsmaßnahmen beschreiben E. Gottschalk & W. Beeke (2014) vor dem Hintergrund zehnjähriger Erfahrungen aus einem Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen: Bereits mit einem Blühstreifenanteil von etwas weniger als einem Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche kann eine Stabilisierung der derzeitigen Bestände erreicht werden. Für einen deutlichen Populationsanstieg wäre allerdings ein Flächenanteil rebhuhngerecht bewirtschafteter Blühstreifen von drei bis fünf Prozent erforderlich. Dagegen haben Rebhühner in reinen Maislandschaften keine Überlebenschance.
Für eine rebhuhngerechte Bewirtschaftung sollten die Blühstreifen nicht nur als Streifen, sondern besser blockförmig angelegt werden, da die Nester dann besser vor Raubtieren geschützt sind. Auch ist eine geteilte Bewirtschaftung, in der etwa je die Hälfte aus vorjähriger und aus diesjähriger Vegetation besteht, äußerst vorteilhaft. Während die vorjährige Vegetation für die Nestanlage von Bedeutung ist, ist der neu bestellte Teil des Blühstreifens ein wichtiger Bestandteil zur Kükenaufzucht.
Zwischenfrüchte im Herbst und Winter werden gerne als Deckung angenommen. Hecken mit begleitenden Säumen sind ebenfalls als Brutplätze attraktiv und können gleichzeitig die Überlebensrate bei Schneelage verbessern. Extensiv bewirtschaftetes Grünland und Brachen werden gerne zur Brut genutzt. Zum Schutz der Gelege und Küken dürfen diese Flächen jedoch nicht vor Mitte August gemäht werden.
Die häufigsten Brutplätze der Rebhühner sind Feldraine, die jedoch meist viel zu früh gemäht werden. Je später die Mahd erfolgt und je dichter das Netz aus Rainen gewoben ist, desto besser sind die Aussichten für einen Bruterfolg.
Von den zuvor beschriebenen Maßnahmen profitieren nicht nur das Rebhuhn, sondern auch zahlreiche andere Feldvogelarten, Insekten und Kleinsäuger. Viele der genannten Hilfsmaßnahmen sind als Bestandteil des Greenings, als Agrarumweltmaßnahme oder im Rahmen des Kreiskulturlandschaftsprogramms (Vertragsnaturschutz) geeignet bzw. förderfähig. Auskünfte zu den aktuellen Angeboten und (durchaus attraktiven) Konditionen erteilen die Landwirtschaftskammer, die Naturschutzbehörde des Kreises Gütersloh und die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e.V.
Da überlebensfähige Rebhuhnpopulationen aufgrund ihrer großen natürlichen Bestandsschwankungen einige hundert Paare umfassen sollten (Gottschalk & Beeke 2014), sollte es das Ziel sein, bei einer anzustrebenden Dichte von 2 bis 4 Paaren pro Quadratkilometer möglichst den gesamten landschaftlichen Außenbereich der Stadt „rebhuhngerecht“ zu bewirtschaften.

Sonstiges
Das Rebhuhn war 1991 Vogel des Jahres.


Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Rebhuhn_(Art)
  • http://www.biostation-gt-bi.de/artenschutz/index.php?page=1&category=1&id=28
  • Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung, Band 2, LANUV-Fachbericht 36, 2011
  • Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens, Grüneberg, C., S.R. Sudmann et al., 2013, Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft e.V. und Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz NRW (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster
  • Gottschalk, E. & Beeke, W. (2014): Wie ist der drastische Rückgang des Rebhuhns (Perdix perdix) aufzuhalten? Erfahrungen aus zehn Jahren mit dem Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen, Berichte zum Vogelschutz 51, S. 95 – 116, 2015