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Steinkauz (Athene noctua)

Das Verbreitungsgebiet des Steinkauzes erstreckt sich über weite Teile Europas und die gemäßigten Zonen Asiens. Weitere Vorkommen findet man im Nordwesten Afrikas. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Steinkauz in Neuseeland eingebürgert, wo er heute auf der gesamten Südinsel verbreitet ist.

Der Steinkauz ist bei uns ein so genannter Kulturfolger, d.h. er hat Mitteleuropa erst besiedelt, nachdem der Mensch die Landschaft durch seine Nutzung verändert hatte. Er bevorzugt als Lebensraum offene und ebene Bereiche mit dauerhaft niedriger Vegetation, z. B. durch Beweidung oder häufige Mahd kurz gehaltenes Grünland, Böschungen oder Wegränder; er fehlt im Wald. Eine Besonderheit im Verhalten des Steinkauzes ist die Bodenjagd, die er aber nur bei niedriger Vegetationsstruktur ausüben kann. Auf dem Boden laufend erbeutet er Insekten und Regenwürmer. Bei dichterer Vegetation oder im Winter jagt der Steinkauz von niedrigen Warten aus, z. B. von Zaunpfählen. Stimmt der Lebensraum, dann kann er auch im Randgebiet von Städten vorkommen. Neben natürlichen Höhlen, vor allem in alten Kopfweiden und Obstbäumen, sucht dieser Kauz auch Gebäude und Stallungen auf und nutzt diese als Unterstand oder Brutplatz. Aus diesem Grund sind Steinkäuze häufig Untermieter in alten Kotten, Viehunterständen oder landwirtschaftlichen Betrieben.
Steinkäuze sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Die Hauptjagdzeit liegt etwa ein bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang bzw. nach Sonnenuntergang. Lediglich in Zeiten der Aufzucht der Jungvögel sind die Tiere auch tagaktiv. In Sommernächten jagt der Steinkauz auch im Umfeld von Straßenlaternen und gut beleuchteten Häusern und Höfen nach Insekten, die vom Licht angezogen werden.
Steinkäuze sind sehr revier- und partnertreu, d.h. sie bleiben oft ihr ganzes Leben lang in einem einmal gewählten Revier und verpaaren sich dort mit dem Partner vom letzten Jahr. Das Revier erstreckt sich meist nicht weiter als 250 m um den Brutplatz, im Winter selten weiter als 1000 m. Je nach Witterung und Nahrungsangebot beginnt die Brutsaison im April oder Anfang Mai. In Mittel- und Westeuropa nutzen Steinkäuze bevorzugt Baumhöhlen als Nistplatz. In der Nähe von Siedlungen werden regelmäßig auch Dachböden oder Scheunen als Brutplatz genommen. Künstlich angebrachte Nistkästen werden ebenfalls gerne genutzt. Der Beginn der Eiablage ist abhängig vom Nahrungsangebot und der Witterung. In der Regel werden im April/Mai im Abstand von zwei Tagen drei bis fünf Eier gelegt. Die Brutdauer liegt zwischen 22 und 30 Tagen. Es brütet allein das Weibchen. Im Allgemeinen erfolgt nur eine Jahresbrut. Nur wenn ein Gelege frühzeitig verloren geht, kann es zu einer Nachbrut kommen. Nach 22 bis 24 Tagen verlassen die Jungvögel erstmalig die Nisthöhle und klettern in der näheren Umgebung. Fliegen können sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Erst im Alter von 30 bis 32 Tagen können die Jungvögel kurze Strecken fliegen, und nach zwei bis drei Monaten (ab Ende Juli) sind sie endgültig flügge und verlassen das elterliche Revier.

Steinkauz
Steinkäuze können als einzige Eule auch gut bei Tage beobachtet werden. Foto: Bernhard Walter

Nahrung
Das Nahrungsspektrum reicht von Käfern, Regenwürmern und Grillen bis zu Mäusen, Kleinvögeln, Amphibien und Reptilien. Dabei ist das Nahrungsspektrum umso größer, je größer die Biodiversität in dem jeweiligen Lebensraum ist. Hauptbeutetier der in Mitteleuropa vorkommenden Steinkäuze ist die Feldmaus, auch Regenwürmer können einen größeren Teil der Nahrung ausmachen. Insbesondere bei Schneelagen oder einem Zusammenbruch der Mäusepopulation spielen auch Kleinvögel eine Rolle beim Nahrungserwerb. Dabei werden vorwiegend Vögel geschlagen, die sich am Boden aufhalten. Gelegentlich werden auch Nester von Jungvögeln ausgeraubt.

Bestände und Bedrohung
Im Gegensatz zu Mittel- und Westeuropa, wo die Bestände des Steinkauzes in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen haben, ist der Steinkauz im Mittelmeerraum und in großen Teilen seines asiatischen Verbreitungsgebietes eine weit verbreitete bis häufige Art. In Deutschland ist der Steinkauz stark gefährdet. Der Gesamtbestand wird für 2004 auf 5.800 bis 6.100 Brutpaare geschätzt. Nordrhein-Westfalen beherbergt etwa drei Viertel des deutschen Bestandes und trägt damit eine besondere Verantwortung für den Erhalt des Steinkauzes.
Für die Zeit um 1960 wird der Bestand in NRW mit etwa 6.000 bis 10.000 Brutpaaren angegeben. Schnee- und frostreiche Winter haben einen großen Einfluss auf die Bestandsentwicklung. Besonders in den Wintern 1962/63 und 1978/79 kam es zu Bestandseinbrüchen von teilweise 90%, die nur langsam wieder ausgeglichen werden konnten. Für den Zeitraum 2005 bis 2009 wird ein Bestand in NRW von 5.200 bis 5.700 Revieren angegeben, nach der Roten Liste von NRW (2011) liegt er aktuell bei etwa 6.000 Brutpaaren. Dennoch gilt der Steinkauz in allen nordrhein-westfälischen Großlandschaften als mindestens gefährdet. In einigen Gegenden hat er sogar den Status „vom Aussterben bedroht“.
Im Kreis Gütersloh werden die Vorkommen des Steinkauzes im Rahmen der jährlichen Wiesenvogelkartierungen seit 1996 und danach im dreijährigen Rhythmus erfasst. Damals wurden 98 Reviere gefunden, die sich jedoch überwiegend auf den südlichen Kreis Gütersloh verteilten. Seither ist die Population durch intensive Schutzmaßnahmen (vor allem das Aufhängen von Niströhren) und eine verbesserte Erfassung auf über die doppelte Größe gewachsen: 2008 wurden kreisweit insgesamt 225 Reviere festgestellt. Die letzte Zählung 2014 erbrachte im Stadtgebiet Gütersloh 22 Reviere – ein erfreulicher Aufwärtstrend gegenüber den 3-4 Revieren Ende der 1990er Jahre! Man darf daher auf die Ergebnisse der nächsten Zählung im Jahr 2017 gespannt sein.
Die Hauptgefährdung für den Steinkauz ist der kontinuierliche Verlust an Lebensräumen. Hofnahe Weideflächen werden immer seltener und alte Obstwiesen verschwinden, Grünland wird in Ackerland umgewandelt, Gebäudenischen werden verschlossen. Da Steinkäuze in Bodennähe jagen, werden viele Tiere bei Kollisionen im Straßen- und Schienenverkehr getötet. Sowohl adulte Steinkäuze, deren Gelege und die Jungvögel haben eine Vielzahl möglicher Prädatoren (Fressfeinde). Weitere Gefährdungsfaktoren sind Belastungen mit Rodentiziden (Mäusegifte), die über vergiftete Beutetieren aufgenommen werden können, sowie Schwermetalle, die sich über der Nahrungskette in den Steinkäuzen anreichern.
Neben einer insgesamt nur mäßigen Reproduktionsrate (u.a. schlüpfen aus etwa 13 Prozent der Eier keine Nestlinge) liegt die Mortalitätsrate junger Steinkäuze bei über 70% im ersten Lebensjahr.
Auch im Umfeld der Höfe passieren viele Unfälle, die oft schon durch kleine Maßnahmen zu verhindern sind. Tote Steinkäuze findet man in offenen Regentonnen, in Schloten und Kaminen, in Obstbaumnetzen, in Güllebehältern und Viehtränken. Hier sind Abdeckungen oder Ausstiegshilfen (z.B. schräg gestellte Bretter) sehr nützlich. Die Summe aller Gefährdungsfaktoren lässt langfristig einen weiteren Rückgang bei den Bestandszahlen befürchten.

Steinkauz Jungtier
Junger Steinkauz, Urheber: Adobe Stock

Schutzmaßnahmen
Der Steinkauz war bei uns früher weiter verbreitet als heute. Trotz der erfreulichen Bestandsentwicklung in den letzten Jahren müssen die Maßnahmen zum Schutz des Steinkauzes weiter fortgeführt und intensiviert werden.
Mit Unterstützung durch die Stadt und die Umweltstiftung Gütersloh sowie weiterer Sponsoren konnten in den letzten Jahren allein im Gütersloher Stadtgebiet etwa 100 Nistkästen aufgehängt werden. Knapp die Hälfte der Gütersloher Population brütet in diesen Nisthilfen. Diese Nisthilfen sollten jedoch regelmäßig einmal jährlich gewartet werden, um funktionstüchtig zu bleiben.

Nachfolgend werden einige Anregungen gegeben, wie man als Hof- und Landbesitzer etwas für den Steinkauz tun kann:
... im Hofbereich:

  • auf Ruhe- und Brutplätze achten (Kotspuren, abfliegende Altvögel, bettelnde Junge) und Bruthöhlen zugänglich halten (in Mauerlöchern, Zwischendecken, Dachböden, Holzstapeln u.ä.)
  • alte Obstbäume und Kopfweiden mit Naturhöhlen stehen lassen
  • Obstwiesen pflegen und erhalten
  • “Unfallstellen” absichern (z.B. Regentonnen abdecken, Ausstiegshilfen (Ast, Bretter) in Viehtränken stellen, Drahtgitter an Kaminen anbringen, mit Laubfangkörben die Regenfallrohre absichern)

... im “Revier” des Steinkauzes:

  • auf Ruhe- und Brutplätze in Bäumen (Kopfweiden!) oder kleinen Schuppen achten
  •  alte Bäume erhalten
  •  Kopfweiden pflegen (schneiteln) und neue Kopfbäume pflanzen
  •  Obstwiesen und andere Grünlandflächen regelmäßig mähen oder beweiden lassen (optimal ist eine ganzjährige Beweidung!)
  • Sitzwarten für die Käuze erhalten (Zaunpfähle, Erdhügel)
  • Nistkästen katzen- und mardersicher im Revier aufhängen (hierbei sind die unten genannten Ansprechpartner gerne behilflich)
  •  In strengen, schneereichen Wintern kann man dem Steinkauz (und auch der Schleiereule) die Mäusejagd erleichtern, indem man (möglichst katzensichere) Futterplätze für Mäuse anlegt und schneefrei hält, z. B. an Stroh- und Futtermieten, oder indem man Wirtschaftsgebäude offen hält.

Steinkauz und Aberglaube
„Im deutschen Volksaberglauben galt insbesondere der Steinkauz als Todesverkündiger. Da er häufig auf Kirch- und Friedhöfen zu sehen war, trug er im Volksmund auch die Bezeichnung Kirchenhuhn, Totenvogel oder Leichenhuhn. Dass der Steinkauz früher als Todesbote galt, mag mit den Umständen zusammenhängen, unter denen sein Ruf wahrgenommen wurde. Denn damals waren nur die Zimmer kranker oder sterbender Menschen beleuchtet. Ihr Licht lockte Insekten an die Fenster der Krankenzimmer, und diese wiederum zogen jagende Steinkäuze an. Für die am Krankenbett wachenden Angehörigen musste der Ruf guuig des Kauzes als unheilankündigendes „Komm mit!“ klingen und wurde wie eine Aufforderung empfunden, dem Steinkauz ins Jenseits zu folgen.“ (Wikipedia)

Weitere sehr ausführliche Informationen zum Steinkauz finden Sie bei Wikipedia.org.

Sonstiges
Der Steinkauz war 1972 Vogel des Jahres.

Quellen: