Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)
 

Waldeidechse (Zootoca vivipara; vormals Lacerta vivipara)

Die Waldeidechse wird in Süddeutschland oft auch als Bergeidechse bezeichnet.

Waldeidechse
Waldeidechse, Foto: Dr. Burkhard Thiesmeier

Die eher kleinen und schlanken Eidechsen werden im Mittel etwa 13 bis 14 Zentimeter, maximal 18 Zentimeter lang. Die Rückenfärbung variiert zwischen hell- und dunkelbraun, wobei es auch ganz schwarze Tiere gibt. Die dunkler braun gefärbten Flanken werden von weißlichen Längsstreifen abgegrenzt. Die Männchen sind oft kontrastreicher gefärbt. Die Bauchseite der Männchen ist meist orangefarben bis gelb und deutlich schwarz gepunktet. Die Unterseite der Weibchen ist hell gelblich bis weißlich und meist ungefleckt.

Als Lebensraum werden Moore, Heiden, Grasfluren, aufgelassene Steinbrüche und Sandgruben, Dünen sowie Waldflächen und -ränder im Flach-, Hügel- und Bergland besiedelt. Dabei werden vegetationsreiche Saumstrukturen, Böschungen und Lichtungen bevorzugt. Auch in Gärten in Siedlungsrandlage oder an Bahndämmen ist ihr Vorkommen möglich. Um sich aufzuwärmen, bevorzugt die Waldeidechse Totholz als Sonnplätze, sie sitzt aber auch gerne auf warmen Steinen.

Lebensweise
Waldeidechsen sind tagaktiv und meist sehr standorttreu. Gelegentlich kommt es aber vor, dass sich sogenannte „Pioniere“ zum Abwandern entschließen. Sie sind dafür verantwortlich, dass auch neuer Lebensraum besiedelt wird.

Da sich die Weibchen in kurzer Zeit mit mehreren Männchen paaren können, haben die Jungtiere oft unterschiedliche Väter. Ebenso wie die Blindschleichen, legen die Waldeidechsen bei uns keine Eier (es gibt aber Regionen in Europa, wo sie Eier legen). Die Paarungszeit erstreckt sich über die Monate April und Mai. Nach einer Tragzeit von etwa 2 Monaten werden zwischen 2 und 12 Jungtiere geboren, die vom ersten Tag an auf sich allein gestellt sind. Sie lernen z. B. durch Probieren, ungeeignete von genießbarer Beute zu unterscheiden. Im Alter von 2 Jahren sind die Tiere in der Regel geschlechtsreif.

Ab August/September verschwinden zunächst die erwachsenen Tiere einer Population langsam in ihre Winterquartiere, im September/Oktober folgen die jungen Tiere. In milden Frühjahren können schon im Februar sich sonnende Tiere beobachtet werden.

Abhängig von der Jahreszeit und dem örtlichen Angebot ernähren sich Waldeidechsen von Spinnen, Hundertfüßern, Heuschrecken, Ameisen, Fliegen, Pflanzenläusen und Zikaden.

Verbreitung und Bestand
Das eurasische Verbreitungsgebiet der Waldeidechse ist extrem groß und reicht von Nordwest-Spanien und Irland im Westen bis nach Ostsibirien sowie von der Barentsee und dem Eismeer im Norden bis zur Po-Ebene, Südserbien, Bulgarien und Nordkasachstan im Süden. Die Waldeidechse ist nicht nur die am weitesten verbreitete sondern auch die am weitesten nach Norden vordringende Reptilienart.

Nach der Roten Liste für die Bundesrepublik Deutschland gilt die Art als nicht gefährdet. Auch in NRW ist die Art noch weit verbreitet. Lediglich in stark landwirtschaftlich geprägten Gegenden und im Ruhrgebiet ist sie eher selten oder fehlt teilweise auch ganz.

Veränderungen in der Forstwirtschaft mit einer zunehmenden Industrialisierung lassen langfristig einen Rückgang der Bestände erwarten. Obwohl die Art im Großraum Westfälische Bucht/Westfälisches Tiefland noch als häufig gilt, wurde die Art in der Roten Liste für NRW (2011) auf die Vorwarnliste gesetzt.

In Gütersloh liegt ein Schwerpunkt der bisher bekannten Verbreitung im Nordwesten der Stadt, um das alte Heidegebiet in Niehorst.

Waldeidechse
Waldeidechse, Foto: Bernhard Walter

Gefahren und Schutzmaßnahmen
Nach der Bundesartenschutzverordnung zählt die Waldeidechse zu den besonders geschützten Arten. Durch die Zerstörung von Magerbiotopen (Heide, Waldränder), durch Beseitigung von liegendem Totholz und Steinhaufen, durch Aufforstung von Flächen (wichtige Sonnenplätze gehen verloren) und durch Pestizideinsatz auf Feldern und in Wäldern (indirekte Vergiftung durch Aufnahme von belasteten Futtertieren, Mangel an Beutetieren) wird die Art in ihrem Bestand dezimiert und verdrängt. Hinzu kommen eine Vielzahl natürlicher Fressfeinde.


Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Waldeidechse
  • Thiesmeier, B. (2013): Die Waldeidechse. 2. Auflage, Bielefeld, Laurenti-Verlag
  • Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung, Band 2, LANUV-Fachbericht 36, 2011