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Projekte zum Arten- und Biotopschutz

Auf den unten stehenden Seiten wird hier in loser Reihenfolge über die Umsetzung von Projekten aus dem im Januar 2015 vom Rat verabschiedeten städtischen Programm zur Bewahrung der Biologischen Vielfalt berichtet. Die Seiten befinden sich derzeit noch im Aufbau und werden kontinuierlich weiter ergänzt.

Heideblüte in Niehorst
Heideblüte in Niehorst, Foto: Jürgen Albrecht

Soweit zutreffend nehmen die Projektberichte Bezug auf das Aktionsprogramm Biologische Vielfalt, in dem die Aufgaben und Projekte des Biodiversitätsprogramms aufgelistet sind. Erläuterungen dazu enthält das Biodiversitätsprogramm in Kapitel 7 und der zugehörigen Anlage 5.

Weiterführende Informationen

Gebäudebrüter in Stadt und Land

Viele Vogelarten haben zum Teil schon seit Jahrhunderten als sogenannte Kulturfolger ihre Nester zur Aufzucht des Nachwuchses in oder an menschlichen Behausungen errichtet. Doch diese lange Tradition des Miteinanders ist seit einigen Jahren immer brüchiger geworden. Viele Nistquartiere sind durch Abbruch und Neubau sowie anlässlich energetischer Gebäudesanierungen für immer verloren gegangen.

In den Jahren 2011-2013 erfasste eine ehrenamtliche Arbeitsgruppe die Brutvorkommen der Mehl- und Rauchschwalben und teilweise auch die durch Anflüge erkennbaren Mauerseglerquartiere im Stadtgebiet; nähere Informationen finden Sie hier. Diese Zählung war der Ausgangspunkt für Schutzmaßnahmen (im Wesentlichen durch Beschaffung und Anbringen von Nisthilfen), die weitgehend durch ehrenamtliche Naturschützer geleistet und durch das Umweltamt und die Umweltstiftung Gütersloh sowie verschiedene Sponsoren unterstützt oder gefördert wurden.

Vor allem zwei „Rentnerteams“ machten und machen sich dabei um die Gebäudebrüter verdient: das Team Berg / Oesterwinter (Schwerpunkt: Mehlschwalben im Raum Friedrichsdorf) und das Team Domass / Gierhake / Großjohann / Henkenjohann (Schwerpunkt neben Wildbienen und anderen Tiergruppen: Gebäudebrüter im sonstigen Stadtgebiet). Beide Teams waren schon seit Jahren im praktischen Naturschutz in verschiedenen Vereinen und Initiativen engagiert. Das Naturschutz-Team Gütersloh (http://www.naturschutzteam.de/) unterstützt unter anderem die Gebäudebrüter Schleiereule und Turmfalke durch Nisthilfen im Raum Avenwedde. Eine wichtige Hinweisgeberin auf aktuelle Brutvorkommen an Gebäuden ist Frau Rottmann mit ihrer Familie.

Schleiereule
Schleiereule, Urheber: Adobe Stock

Das Team Domass / Gierhake / Großjohann / Henkenjohann montierte bereits im Jahr 2009 insgesamt 15 teilweise selbst gebaute Nistkästen für die Schleiereule in landwirtschaftlichen Gebäuden. Dass sich die körperlich anstrengende Arbeit gelohnt hat, können Sie hier nachlesen. Nähere Informationen über die Schleiereule und wie man diesem faszinierenden Nachtjäger helfen kann erfahren Sie im Gütersloher Artenkorb

Mauersegler
Mauersegler, Foto: Bernhard Walter

Auch wenn die Mauersegler nach der Roten Liste für NRW (2011) als (noch) nicht gefährdet gelten, haben es diese sehr brutplatztreuen Tiere immer schwerer geeignete Nistplätze zu finden. Deshalb galt im Folgejahr 2010 das Augenmerk dann diesen Vögeln. Mit finanzieller Unterstützung durch die Umweltstiftung Gütersloh wurden die ersten 15 Nistkästen mit jeweils 3 Brutkammern an Wohn- und Gewerbebauten in der Gütersloher Innenstadt montiert. Dank einer größeren Spende durch die Sparda-Bank Hannover-Stiftung konnten im Jahr 2011 weitere 20 Mauerseglerkästen mit insgesamt 60 Brutplätzen beschafft werden. Und auch für die in ihrem Bestand gefährdeten Mehlschwalben wurden knapp 50 Kunstnester (Doppelnester) beschafft und in der Folgezeit an privaten und öffentlichen Gebäuden montiert.

Mehlschwalbe
Mehlschwalbe, Foto: Andreas Schäfferling

Aber nicht nur Mauersegler und Mehlschwalbe standen im Fokus der fleißigen Naturfreunde. Dazu zwei Beispiele: Auf dem Gelände der Elly-Heuss-Knapp-Realschule hat das Team Domass im Jahr 2013 insgesamt 43 Nisthilfen für Dohlen, Haussperlinge (Spatzen), Baumläufer, Stare, Fledermäuse und andere montiert. Im Folgejahr wurden dann am Städtischen Gymnasium 20 Nistkästen für Mauersegler, Dohlen, Haussperlinge, Baumläufer, Kleiber und Stare angebracht.

Bis heute ist das Engagement der fleißigen Rentner ungebrochen. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, haben die Teams Domass und Berg bis Ende 2015 insgesamt 136 Doppel- und 36 Einzelnester für Mehlschwalben und 233 Nistkästen mit 613 Brutkammern für Mauersegler montiert. Und auch in 2016 wurden bereits zwei Kirchtürme mit Mauerseglerkästen bestückt. Weitere Einsätze sind geplant.

Weitere Informationen über die Mauersegler finden Sie im Gütersloher Artenkorb und auf dieser Seite. Näheres über die Mehlschwalben finden Sie ebenfalls im Gütersloher Artenkorb und auf dieser Seite.

An dieser Stelle sei allen ehrenamtlich tätigen Naturschützern noch einmal ganz besonders für die bisher geleistete Arbeit gedankt. Dieser Dank gilt auch allen Sponsoren, die die Beschaffung und Montage der Nisthilfen finanziell und materiell unterstützt haben.

Sanierung, Um- und Neubau von Gebäuden sind gute Gelegenheiten, mit wenig Aufwand Quartiere für Gebäudebrüter zu erhalten oder neu zu schaffen. Das Faltblatt „Artenschutz bei Baumaßnahmen in Gütersloh“ gibt dazu nützliche Hinweise, weitere Informationen für Interessenten sind im Umweltamt erhältlich.

Die Gebäudebrüter, hier insbesondere die Schwalben, sind auch ein Baustein der naturpädagogischen Angebote, die von der Umweltstiftung Gütersloh gefördert werden: Die Arbeitsmappe „Schwalbenforscher an unserer Schule“ bietet pädagogische Materialien für den Unterricht in den Klassen 1 bis 4. Bei der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld e.V. können dazu von der Umweltstiftung geförderte Unterrichtseinheiten gebucht werden.

Die hier vorgestellten Aufgaben und Projekte entsprechen folgenden Nummern im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:

  • A32 (Kooperation mit Landwirtschaft)
  • A35 (Kooperation mit Kirchengemeinden)
  • P1 (Schutzmaßnahmen für Gebäudebrüter)
  • P2 (Bauherreninformation zu Gebäudebrütern)
  • P7 (Artenschutzkonzepte für öffentliche Gebäude)
  • P8 (Fledermausquartiere an Gebäuden)
  • P9 (Nistplätze für Dohlen)
  • P10 (Mauerseglerquartiere an Gebäuden)
  • P11 (Schwalbennistplätze an Gebäuden)
  • P27 (Eulen-Nistplätze in landwirtschaftlichen Gebäuden)
  • P99 (Förderung naturpädagogischer Gruppenangebote)

Projekte zum Amphibienschutz

Aufbauend auf Amphibien- und Kleingewässererfassungen im Wesentlichen durch Praktikanten und Zivildienstleistende sowie ehrenamtliche Amphibienschützer in den 1990er Jahren wurden an mehreren Gefahrenstellen im Stadtgebiet Krötenzäune zur Zeit der Amphibienwanderung aufgestellt und durch Ehrenamtliche und Zivildienstleistende betreut. Diese sehr zeitaufwändigen Sammelaktionen wurden in den Folgejahren kapazitätsbedingt reduziert und weitmöglichst durch Straßensperren, im Einzelfall auch durch Amphibientunnel ersetzt.

Triebfeder und seit vielen Jahren Organisator der Maßnahmen ist die Amphibienschutzgruppe um Dorle Henkenjohann. Die Ehrenamtler nahmen im Vorfeld von Straßensperrungen Kontakt mit den Anwohnern auf, um die örtliche Problemlage zu erläutern und um Zustimmung für die manchmal unbequemen Sperrungen zu werben. In den meisten Fällen konnten auch örtliche Betreuer für die Sperren gefunden werden, die in den kritischen (das heißt feucht-warmen) Frühjahrsnächten abends und morgens die Sperren schließen bzw. öffnen, sofern sie nicht über die gesamte Wanderperiode geschlossen bleiben. Auf Anordnung der örtlichen Verkehrsbehörde richtete der städtische Bauhof die Sperrungen einschließlich der Beschilderung ein. Die Kontakte zwischen den Beteiligten organisiert die Amphibienschutzgruppe in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde und der Stadtverwaltung.

In den letzten Jahren wurden die verschiedenen Maßnahmen (Zäune mit täglich zweimaligen Kontrollen bzw. Absammlungen, zeitweilige und dauerhafte Straßensperrungen, Amphibientunnel) an folgenden Straßen umgesetzt:

  • Brockhäger Straße
  • Carl-Zeiss-Straße
  • Fritz-Blank-Straße (*)
  • Immelstraße
  • Piepenbrocks Weg
  • Plümers Weg
  • Postdamm
  • Am Röhrbach
  • Siekstraße
  • SteinhagenerStraße (*)

(*) Maßnahmen nach Bebauung der Gebiete eingestellt

Bereits in früheren Jahren hatte die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e.V. mit Förderung der Umweltstiftung verschiedene Artenschutzgewässer im Stadtgebiet so hergerichtet, dass sie wieder ihrem ursprünglichen Zweck als Laichbiotope dienen können.

Die hier vorgestellten Aufgaben und Projekte entsprechen folgenden Nummern im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:

  • A9 (Erfassung der Amphibien)
  • P24 (Querungshilfen für wandernde Amphibien)
  • P67 (Kleingewässerpflege und Artenschutzteiche für Amphibien

Schutz von Bachvögeln

Wasseramseln und Gebirgsstelzen gehören zu den wenigen in Gütersloh vorkommenden Vogelarten, die ausschließlich an Bächen leben. Durch das Anbringen spezieller Nistkästen für diese Arten können die hiesigen spärlichen Vorkommen stabilisiert und gestützt werden. Darüber hinaus ist auch der Eisvogel für seinen täglichen Nahrungserwerb auf Gewässer angewiesen.

Wasseramseln und Gebirgsstelzen
Bereits vor einigen Jahren hatte der Vogelschutz- und –liebhaberverein Friedrichsdorf und Umgebung eine Vielzahl von Nistkästen an Gewässerbrücken im gesamten Kreisgebiet Gütersloh montiert. In der Stadt Gütersloh wurden überwiegend an den Dalkebrücken insgesamt 19 Nistkästen aufgehängt.

Das Programm der Stadt Gütersloh zur Biologischen Vielfalt (Biodiversitätsprogramm) sieht vor, dass im Durchschnitt pro Kilometer Gewässer ein Nistkasten für Wasseramseln und Gebirgsstelzen zur Verfügung stehen soll. Um dieses selbst gesteckte Ziel zu erreichen, wurden im Jahr 2015 mit Unterstützung von Bundesfreiwilligen und Praktikanten im Fachbereich Umweltschutz weitere 10 Nistkästen an Dalke- und Lutterbrücken platziert. Die Aktion wurde im Frühjahr 2016 fortgeführt. Diesmal standen vor allem Gewässerbrücken über Lutter, Schlangenbach und Wapel im Fokus. Insgesamt konnten noch einmal 18 Nistkästen montiert werden.

Wasseramsel
Wasseramsel, Foto: Dr. Rudolf Lammers

Für Wasseramseln und Gebirgsstelzen stehen damit in Gütersloh insgesamt 47 Kästen als Nist- und Brutplatzangebot zur Verfügung.
Ein ausführliches Porträt der Wasseramsel finden Sie im Gütersloher Artenkorb. Nützliche Informationen über die Gebirgsstelze findet man unter anderem bei Wikipedia.org.

Eisvogel
Mit seinem orange und blau leuchtenden Gefieder zählt der Eisvogel sicherlich zu den farbenprächtigsten heimischen Vögeln. Seine Nahrung findet er ausschließlich in mäßig fließenden oder stehenden Gewässern. In Gütersloh kommt er – jährlich schwankend - in wenigen Exemplaren an Dalke, Wapel, Reiherbach und Lutter vor.

Steilufer, in die der Eisvogel seine bis zu einen Meter lange Brutröhre graben kann, kommen in der hiesigen Landschaft kaum noch vor. Deshalb haben die Herren Domass, Großjohann und Gierhake mit finanzieller Unterstützung durch die Umweltstiftung Gütersloh im Jahr 2007 eine künstliche Brutwand mit zwei Bruthöhlen an der Dalke im Naturschutzgebiet Große Wiese errichtet. Da mittlerweile „der Zahn der Zeit“ an dieser Brutwand genagt hat, wurde diese im Hebst 2016 saniert.

Eisvogel beim Verlassen der Bruthöhle
Eisvogel beim Velassen der Bruthöhle, Foto: Dr. Rudolf Lammers

Ebenfalls im Jahr 2007 hat der Kreis Gütersloh an der Wapel in der Nähe der Einmündung des Knisterbaches ein natürliches Steilufer optimiert. An dieser Stelle gibt es auch ein Brutvorkommen des Eisvogels.

Um die - natürlicherweise stark schwankenden - Bestände des Eisvogels weiter zu stützen, wurden in den Jahren 2014/2015 drei weitere Eisvogelwände an der Dalke mit finanzieller Unterstützung der Umweltstiftung Gütersloh im Stadtpark, auf dem Gelände der Kläranlage Putzhagen und in Spexard errichtet. Alle drei genannten Brutwände sind mit jeweils zwei künstlichen Brutkammern ausgestattet.

Eine weitere künstliche Brutwand errichtet das Naturschutzteam im NSG Große Wiese, nachdem das Team in Avenwedde unweit der Dalke bereits vor vielen Jahren eine Steilwand errichtet hat, in der Eisvögel seitdem regelmäßig in selbst gegrabenen Höhlen brüten.

Nähere Informationen über den Eisvogel finden Sie im Gütersloher Artenkorb.

Die hier vorgestellten Aufgaben und Projekte entsprechen folgenden Nummern im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:

  • P 56 (Nisthilfen an Brücken für Wasseramseln und Gebirgsstelzen)
  • P 59 (Anlage von Eisvogelwänden)

Erhaltung alter Obstsorten

Bestandteil des städtischen Programms zur Bewahrung der Biologischen Vielfalt ist neben der Artenvielfalt auch die genetische Vielfalt. Dazu gehört der Erhalt alter und regionaler Obstsorten, die weitgehend in Vergessenheit geraten sind.

Mit der Anlage von sogenannten Streuobstwiesen leistet die Stadt einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt alter Obstsorten. Eine dieser Streuobstwiesen befindet sich im Stadtpark in der Nähe des Botanischen Gartens. Hier stehen nahezu 50 verschiedene Obstbäume.

Weitere von der Stadt Gütersloh angelegte Obstwiesen befinden sich an der Buschstraße (etwa 150 Bäume), an der Heidewaldstraße (etwa 25 Bäume) und an der Humboldtstraße am Schulpättken zur Straße Am Schlangenbach (etwa 70 Bäume).

Anlässlich des Jubiläums „10 Jahre städtisches Umweltamt“ wurden von den im Umweltamt Beschäftigten mehrere Obstbäume (verschiedene alte heimische Sorten) entlang der Siekstraße gepflanzt. Im Jahr 2008 erfolgten dort Nach- und Ergänzungspflanzungen durch den Fachbereich Grünflächen. Es handelte sich hierbei um folgende Sorten:
1. Finkenwerder Herbstprinz
2. Schafsnase
3. Rote Sternrenette
4. Ravensberger Renette
5. Gelber Edelapfel
6. Borsdorfer Gelber Münsterländer
7. Augustapfel
8. Gelber Bellefleur
9. Roter Berlepsch
10. Schöner von Wiedenbrück
11. Gravensteiner

Auch die engagierten Naturschützer Renate und Rainer Bethlehem unterhalten und pflegen in Isselhorst eine große Obstwiese mit circa 80 Obstbäumen (Äpfel, Kirschen, Pflaumen, Mispeln, Quitten und viele andere Wildfruchtarten). Rainer Bethlehem war auch der Initiator der 1. Westfälischen Apfeltage in Isselhorst im Jahr 2004.

Apfeltage in Isselhorst, 2004
Apfeltage in Isselhorst, 2004, Foto: Jürgen Albrecht


In Isselhorst liegt auch die Süßmosterei Feldmann (www.feldmann-getraenke.de), bei der in den Herbstmonaten Obst zur Verarbeitung abgegeben und die Erzeugnisse daraus mitgenommen werden können. Und nicht zuletzt gibt es in Gütersloh mehrere Gartenbauvereine, die sich u.a. um den Obstanbau auch alter Sorten kümmern, z.B. die Geflügelzucht- und Gartenbauvereine
Isselhorst
Avenwedde
Ummeln und Umgebung

Als Beispiele für alte Obstsorten finden Sie im Gütersloher Artenkorb nähere Beschreibungen zu den Apfel-Sorten Jakob Lebel, Westfälische Tiefblüte und Wiedenbrücker Apfel. Diese und weitere alte Obstsorten befinden sich auch (wieder) im Angebot von gut sortierten Baumschulen. Eine Recherche im Internet ist allemal lohnend, wenn man eine alte heimische Obstsorte in seinem Garten pflanzen möchte.

Interessenten alter Obstsorten sei außerdem der Sortengarten (Obst-Arboretum) von Hans-Joachim Bannier in Bielefeld-Olderdissen mit über 500 Obstsorten empfohlen. Der Garten ist nur unregelmäßig geöffnet, über lt-pflsrtnwbd kann man sich aber zur Information über Veranstaltungen in einen Mailverteiler eintragen lassen.

Die hier vorgestellten Aufgaben und Projekte entsprechen folgenden Nummern im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:

  • A 18 (Umfrage zu Zuchtsorten und –rassen von Nutztieren und Kulturpflanzen)
  • A 36 (Kooperation mit Kleintier-, Garten- und Geflügelzuchtvereinen)
  • P 91 (Öffentlichkeitskampagne zu alten Rassen und Sorten)
  • P 93 (Neuanlage und Pflege weiterer Streuobstwiesen)

Nisthöhlen in Grünanlagen

Ein im Jahr 2013 vom Fachbereich Grünflächen in Auftrag gegebenes Gutachten zur Beurteilung von Flora und Fauna im Stadtpark hatte ergeben, dass dessen Eignung als Lebensraum für verschiedene Vogel- und Fledermausarten durch Kunsthöhlen verbessert werden könnte.

Nachdem auch die Anzahl natürlicher Bruthöhlen durch Sturmschäden in den Jahren davor deutlich abgenommen hatte, konnten mit finanzieller Unterstützung der Sparda-Bank Hannover-Stiftung insgesamt 54 Fledermaushöhlen und 30 großvolumige Nistkästen für Höhlenbrüter beschafft werden. Im Oktober 2014 wurden diese Kästen durch die Bundesfreiwilligen im Fachbereich Umweltschutz im Stadtpark aufgehängt. Dadurch wurde vor allem für die Fledermäuse, die ihr Quartier häufig wechseln, das Quartiersangebot deutlich verbessert.

Montage eines Eulenkastens im Stadtpark
Montage eines Eulenkastens im Stadtpark, Foto: Stadt Gütersloh

Im August 2015 versorgten dann Bundesfreiwillige und Praktikanten des Fachbereichs Umweltschutz auch den Mohns Park mit insgesamt 43 Fledermauskästen, um den baumbewohnenden Fledermausarten auch im nördlichen Stadtgebiet eine Heimat anzubieten.

Ende der 1980er und in den 1990er Jahren brachten Mitarbeiter des Fachbereichs Grünflächen mehrere Nistkästen für höhlenbrütende Vögel im Stadtpark, entlang der Dalke und der Lutter sowie im Mohns Park an. Viele dieser Nistkästen sind heute noch vorhanden, können aber aus personellen Gründen schon seit längerer Zeit nicht mehr regelmäßig gewartet werden. Dass einige dieser Kästen aber noch heute als Bruthöhlen – vor allem von Meisen – angenommen werden, wurde im Sommer 2015 im Mohns Park beobachtet.

Besonders engagiert ist hier auch die Ortsgruppe Gütersloh der Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh e. V. (GNU). Über 160 Nistkästen, die der Verein an der Dalke, bei Gut Schledebrück, auf den Innenstadtfriedhöfen, am Kiebitzhof und im Brünings Busch aufgehängt hat, werden einmal jährlich nach dem Ende der Brutzeit gereinigt, damit sich dort keine Vogelflöhe, Milben und Zecken vermehren. Häufigste Brutvögel in den von der GNU betreuten Kästen sind Blau- und Kohlmeisen. Einer Pressemitteilung vom Oktober 2013 ist zu entnehmen, dass aber auch seltenere Arten wie Kleiber oder Trauerschnäpper hier gebrütet haben. Außerdem wurden einige Kästen von Spechten erobert, die sich die Einfluglöcher „passend gezimmert“ hatten.

Darüber hinaus hat die GNU gegen Ende der 1990er Jahre 6 selbst gebaute Fledermauskästen im Stadtpark im Umfeld von Ibrüggers Teich aufgehängt. Die damals gewählte Konstruktion der Kästen ist von den Fledermäusen jedoch überwiegend nicht angenommen worden. Dafür wurden die Kästen von Wespen und Hornissen besiedelt.

Die hier vorgestellten Projekte entsprechen folgender Nummer im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:
P 19 (Nisthilfen für Höhlenbrüter in Grünanlagen)

Artenreiche Kirchen und Friedhöfe

Kirchen und Friedhöfe zählen schon immer zu den bevorzugten innerstädtischen Lebensräumen vieler Vögel, Fledermäuse und anderen Tieren. In Kooperation mit Gütersloher Kirchengemeinden und ehrenamtlichen Naturfreunden konnten bereits mehrere Projekte zur Förderung der Biologischen Vielfalt umgesetzt werden:

Kirchen
An der Johanneskirche in Friedrichsdorf wurden vom Vogelschutz- und –liebhaberverein Friedrichsdorf im Jahr 2010 zwei Nistkästen mit 6 Quartieren für Mauersegler angebracht. Finanziell unterstützt von der Umweltstiftung Gütersloh hat die evangelische Kirchengemeinde Isselhorst 2013 den Kirchturm und die umgebende Grünfläche mit Nistquartieren für Mauersegler, Haus- und Gartenrotschwanz sowie Grauschnäpper ausgestattet. Auch die Gemeinde der Christus-Kirche in Avenwedde-Bahnhof hat Mauersegler-Nistkästen an ihre Kirche montiert.

Montage von Mauerseglerkästen an einem Gütersloher Kirchturm
Montage von Mauerseglerkästen an einem Gütersloher Kirchturm, Foto: Stadt Gütersloh

Des Weiteren wurden in den Jahren 2015/2016 die Kirche Zum guten Hirten (Kahlertstraße) mit 14 Nistquartieren für Mauersegler sowie zwei Nistkästen für Turmfalken und im Jahr 2016 die Evangeliumskirche (Auf der Benkert) mit 4 Mauerseglerkästen (mit zusammen 12 Brutquartieren) bestückt; hier war jeweils das „Rentnerteam“ der Herren Domass, Gierhake, Großjohann und Henkenjohann aktiv.

Friedhöfe
Schon vor einigen Jahren wurden etwa 30 Nistkästen für höhlenbrütende Vogelarten von der Ortsgruppe Gütersloh der Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh e. V. (GNU) auf dem Neuen Stadtfriedhof (Friedhofstraße) und auf dem alten evangelischen Friedhof (zwischen Friedhofstraße und Unter den Ulmen) aufgehängt. Nutzer dieser Kästen sind vor allem Blau- und Kohlmeisen. Aber auch Kleiber und Trauerschnäpper konnten als Brutvögel beobachtet werden. Die Kästen werden einmal jährlich im Herbst von den Mitgliedern der GNU gereinigt und gewartet.

Im Jahr 2012 haben Mitglieder der Jugendgruppe des CVJM Vogelnistkästen aus Bausätzen gefertigt und zusammen mit Fledermauskästen auf dem Friedhofsgelände des Isselhorster Friedhofs aufgehängt. Für Waldkauz, Kleiber, Meisen, Sperlinge, Gartenrotschwanz und Trauerschnäpper sind so neue Quartiere entstanden, die von den Jugendlichen einmal jährlich kontrolliert und gepflegt werden.

Auf den unbewachsenen Sandflächen des evangelischen Friedhofs in Isselhorst finden mehrere solitär lebende Bienen- und Wespenarten (Sandbienen, Hosenbienen, Grabwespen und Wegwespen) einen idealen Lebensraum. Ein weiterer Sandspezialist, der die Sandwege des Isselhorster Friedhofs im Sommer bevölkert, ist der Dünen-Sandlaufkäfer. Mit einer speziellen Info-Tafel auf dem Friedhofsgelände werden die Besucher seit 2014 auf diese seltenen Tierarten hingewiesen. Die Kirchengemeinde nimmt bei der Friedhofspflege besondere Rücksicht auf diese Tiere. Auf der Rückseite der Infotafel werden seit 2015 außerdem einige “Friedhofsvögel” in Bild und Text vorgestellt.

Info-Tafel auf dem Friedhof in Isselhorst
Info-Tafel auf dem Friedhof in Isselhorst, Foto: Stadt Gütersloh

Die hier vorgestellten Aufgaben und Projekte entsprechen folgenden Nummern im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:

  • A 35 (Kooperation mit Kirchengemeinden)
  • P 1 (Weiterführung von Schutzmaßnahmen für Gebäudebrüter)
  • P 10 (Erhaltung und Schaffung von Mauersegler-Nistquartieren in Gebäuden)P
  • P 19 (Nisthilfen für Höhlenbrüter in Grünanlagen)
  • P 96 (Öffentlichkeitsarbeit zu Sandlebensräumen)

Renaturierung von Bächen

Die Renaturierung von Fließgewässern dient mehreren Zielen: dem Hochwasserschutz, der Verbesserung der Gewässer- und Wasserqualität, der Naherholung und nicht zuletzt der Stärkung der Biologischen Vielfalt.

Die Planung und Durchführung von Maßnahmen zur Renaturierung von Bächen und Flüssen werden in Gütersloh durch den Fachbereich Grünflächen koordiniert und umgesetzt. Bisher wurden vor allem eine Reihe von Maßnahmen an der Dalke, die das Stadtgebiet auf einer Länge von circa 12 Kilometer von Ost nach West durchfließt, umgesetzt. Aber auch an weiteren Bächen wurden Teilstrecken renaturiert, z.B. am Reiher-, Krulls- und Knisterbach, am Wiedey-Flüsschen und an der Wapel.

Nachdem die Dalke durch Starkregen oder plötzliche Schneeschmelze mehrfach über ihr Ufer getreten war und es dadurch zu teilweise erheblichen Schäden in der Innenstadt kam, war das Gewässer in den Jahren 1966 bis 1972 massiv ausgebaut worden. Zwar kam es seitdem zu keinen Überschwemmungen mehr, jedoch hatte die Dalke ihren ursprünglichen Charakter eingebüßt und erinnerte seitdem eher an einen Kanal als an einen (naturnahen) Bach, da viele Stauwehre die Fließgeschwindigkeit auf langen Abschnitten stark verringerten.

Die massiven Eingriffe in die Dalke und deren Verlauf waren schon damals nicht unumstritten. Vor dem Hintergrund eines gestiegenen Umweltbewusstseins kamen Mitte der 1990er Jahre Diskussionen auf, wie man die ökologischen und gestalterischen Fehler der Vergangenheit rückgängig machen oder zumindest minimieren könne.

Am 09.12.1996 hat der Umweltausschuss im Rat der Stadt Gütersloh dazu folgenden Beschluss gefasst:

Die Verwaltung wird beauftragt, zu prüfen:
1. Die Dalke wird auf der Grundlage der vorliegenden Pläne renaturiert.
2. Die Verwaltung wird beauftragt
die abschnittsweise Durchführung in ihrer zeitlichen und finanziellen Umsetzung darzustellen
das Planfeststellungsverfahren vorzubereiten

Bevor mit der Umsetzung erster Maßnahmen begonnen wurde, wurde für die einzelnen Renaturierungsmaßnahmen zunächst folgendes Leitbild entwickelt:

  • Die Dalke als Lebens- und Erholungsraum zurückholen
  • Das Gewässer wieder erlebbar machen
  • Dem Gewässer wieder mehr Raum geben
  • Die Artenvielfalt fördern
  • Den Hochwasserschutz weiterhin gewährleisten

Im Jahr 1998 konnten dann die ersten zwei Abschnitte an der Dalke wieder in einen naturnahen Zustand versetzt werden. Bis Sommer 2016 wurden insgesamt knapp 4,5 Kilometer an Dalke, Wapel und Menkebach renaturiert. Darüber hinaus wurden nahezu alle Stauanlagen in der Dalke beseitigt. Lediglich an 3 historischen Mühlenstandorten sind die Stauwehre auch künftig zu erhalten. Die Durchgängigkeit des Gewässers für wandernde Fische soll hier über die alten Mühlenumfluten wieder hergestellt werden.

Eine Übersicht über die im einzelnen renaturierten Gewässerabschnitte mit einer stichwortartigen Auflistung der jeweils durchgeführten Maßnahmen finden Sie hier.

Ausblick:
In den kommenden Jahren sollen noch drei weitere Abschnitte an der Dalke renaturiert werden. Ferner sind weitere Renaturierungsmaßnahmen an der Lutter geplant.

Die hier vorgestellten Aufgaben und Projekte entsprechen folgenden Nummern im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:

  • A 21 (Maßnahmen zur Verbesserung der Strukturgüte von Fließgewässern)
  • P 52 (Fortführen der Renaturierung von Fließgewässern)
  • P 53 (Anlage und Pflege von Fischaufstiegen für wandernde Fischarten)
  • P 54 (Einrichtung von Brut- und Laichzonen für Fische an Fließgewässern)
  • P 55 (Wiederansiedlung von Kleinfischen)
  • P 58 (Uferrandstreifen)

Schutz und Pflege von Heiden und Sandmagerrasen in Gütersloh

Sandlandschaften sind (über)lebenswichtig für viele spezialisierte Pflanzen- und Tierarten, die auf nährstoffarme Lebensräume angewiesen sind. Dies sind insbesondere die Sandheiden und Sandmagerrasen sowie nur mäßig gedüngtes Grünland.

Um die für Gütersloh einstmals große und typische Artenvielfalt dieser Biotope zu erhalten, sind besondere Pflegemaßnahmen zur „Ausmagerung“ erforderlich, die dem allfälligen Nährstoffüberangebot in unserer Landschaft entgegen wirken. Ein zweites wichtiges Pflegeziel ist die „Lichtstellung“ von Offenland-Biotopen, also das Zurückdrängen aufwachsender Gehölze, die lichthungrige Kräuter beschatten und langfristig zu deren Verschwinden führen würden.

Zu den Schutz- und Pflegemaßnahmen gehört zum einen die Erhaltung der meist kleinräumigen Restbiotope in Form von Säumen, Böschungen, Brachflächen oder Dünen. Dort sollten keine Abfälle abgelagert, sondern im Gegenteil durch gelegentliche Pflegeschnitte Biomasse und damit randlich oder über die Luft eingetragene Nährstoffe entfernt werden. Auf Anregung der Biologischen Station wird beispielsweise im Naturschutzgebiet Große Wiese das Mahdgut auf einigen Böschungen und Straßenrändern nicht mehr nur gemulcht, sondern abgeräumt. Auch der Kreis Gütersloh verfolgt in seinem „Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept“ (ILEK, Leitprojekt A.III zur Kulturlandschaftsentwicklung) das Ziel, extensive und artenreiche „Säume und Raine“ durch angepasste Pflege zu entwickeln.

In solchen Kleinbiotopen können z.B. Waldeidechsen leben, aber auch die streng geschützten Zauneidechsen, deren Populationen recht ortstreu und oftmals kleinräumig begrenzt sind. Insbesondere eine enge Verzahnung von sonnigen Bereichen mit niedriger Vegetation, die als Sonnen-, Ruhe- und Eiablageplätze genutzt werden, und nahe gelegenen Versteckmöglichkeiten (z.B. Gebüschränder, Holzstapel), in die bei Gefahr schnell abgetaucht werden kann, eignen sich als Lebensraum für Zauneidechsen. Da sich die bislang bekannten Vorkommen dieser Art in Gütersloh hauptsächlich an den Bahndämmen befinden, sollen sonnenexponierte Nachbargrundstücke wo immer möglich entsprechend kleinräumig gestaltet werden (Schaffung / Pflege magerer Vegetation neben Versteckplätzen mit grabfähigem Rohsandboden, ggf. Sandanschüttungen). Ein erstes Beispiel wurde mit Unterstützung des Landwirts Höner neben dem TWE-Bahngleis in Blankenhagen umgesetzt. Weitere interessierte Eidechsenfreunde mit geeigneten Grundstücken entlang der Bahnstrecken im Stadtgebiet melden sich bitte bei Sonja Wolters, E-Mail: sonja.wolters@guetersloh.de, Telefon 82 20 86), um mögliche Maßnahmen zu besprechen.

Sandanschüttung Hof Höner
Kleinflächige Sandanschüttung als Sonnen- und Eiablageplatz für Zauneidechsen in Blankenhagen (Foto: Dr. Burkhard Thiesmeier, www.laurenti.de)

Zum anderen versuchen die Stadt und der Kreis Gütersloh, auch großflächigere Heiden und Sandmagerrasen wiederzubeleben. Ein Beispiel dafür ist die Stromleitungstrasse in der Haarheide (Gütersloh-Niehorst), unter der vom Kreis Gütersloh in Kooperation mit dem Unternehmen Landwehr und örtlichen Naturschutzvereinen (z.B. GNU e.V.) der Oberboden abgeschoben, Heidesaat aus der Umgebung aufgebracht und die Fläche in den Folgejahren gepflegt wurden. Inzwischen hat sich dort ein ansehnlicher Heidestreifen etabliert.

Bodenabtrag Haarheide
Pflegeeinsatz Haarheide
Oberbodenabtrag und Pflegeeinsatz in der Haarheide (Aufnahmen aus 2008 und 2015)

Ein zweites Beispiel ist die großflächige (Wieder-)Entwicklung der „Niehorster Heide“ im Umfeld des ehemaligen NATO-Tanklagers in Gütersloh-Niehorst durch die konzentrierte Anlage städtischer Kompensationsflächen. Basis dieser gezielten Heideentwicklung ist ein Fachkonzept der Biologischen Station Gütersloh-Bielefeld aus dem Jahr 2006 mit Vorschlägen zum Erwerb und zur Gestaltung nährstoffarmer Offenlandflächen, um den dortigen Restvorkommen typischer Pflanzen- und Tierarten der Magerrasen und Sandheiden Ausbreitungsmöglichkeiten anzubieten. Die Erhaltung eines der letzten Vorkommen der Heidelerche im Stadtgebiet sowie die starke Vermehrung der Feldgrille sind beispielhafte erfreuliche Erfolgsindikatoren für das Projekt, das sich langfristig sicherlich zu einem „Hotspot“ gefährdeter heidetypischer Arten in Gütersloh entwickeln wird.

Entwicklung Fennheide (1)
Entwicklung Fennheide (2)
Entwicklung Fennheide (3)
Entwicklung der Fennheide zu einem nährstoffarmen Lebensraum für Arten der Sandheiden und Sandmagerrasen (Aufnahmen aus 2009, 2011, 2016)

Das größte Potenzial für die Erhaltung und Entwicklung einer artenreichen Heidelandschaft bieten die Freiflächen des ehemaligen Militärflughafens im Westen von Gütersloh. Beim seinem Bau 1935 waren die Dünenerhebungen abgetragen und eingeebnet worden. Auf einer Fläche von ca. 180 Hektar hat seit Jahrzehnten keine Düngung stattgefunden, die Vegetation ist aus Sicherheitsgründen regelmäßig gemäht und das Mahdgut überwiegend abgefahren worden. Unter diesen Rahmenbedingungen hat sich ein großflächiges Mosaik aus mageren, artenreichen Grünlandgesellschaften gebildet (unter anderem Mähwiesen, Sandtrockenrasen). Besonders herausragend und in NRW einzigartig sind die großflächigen, in NRW vom Aussterben bedrohten Heidenelken-Trockenrasen, von teilweise landesweit besonderer Bedeutung sind weiterhin Borstgrasrasen, Straußgrasrasen und Silbergrasfluren (vergleiche Biotopkataster des Landes NRW und Vegetationskartierung 2013). Hervorragende Bedeutung besitzen die Freiflächen des Flughafens auch für die Vogelwelt, unter anderem für Feldlerche, Rebhuhn, Großer Brachvogel, Rohrweihe und Wiesenpieper (vergleiche Kartierung der Avifauna 2013). Diese Besonderheiten werden im Konversionsprozess und der Landschaftsplanung aufgegriffen mit dem Ziel eines dauerhaften Schutzes, dessen Konturen in den derzeit laufenden Planverfahren abgestimmt werden.

Auch ehrenamtliche Initiativen widmen sich dem geschichtsträchtigen Thema „Heidelandschaft“: So wandelte der Hegering Gütersloh auf Initiative seines damaligen Leiters Harald Rethage bereits im Jahr 2002 eine früher als Hundespielplatz genutzte Düne in Gütersloh-Sundern in eine Wacholderheide um. Ebenfalls auf Initiative der Jägerschaft wurde eine bei der Dalkerenaturierung aufgeschobene „künstliche Düne“ Im Füchtei mit Heide geimpft und jährlich gepflegt; insbesondere die dort zahlreich keimenden Baumsämlinge von Kiefer und Birke sowie Neophyten wie die Goldrute bedrängen die Sandrasen- und Heidevegetation und erfordern wiederholte Pflegeeinsätze.

Das Naturschutzteam Gütersloh bemüht sich ebenfalls darum, nährstoffarme sowie arten- und blütenreiche Schmetterlingswiesen in Avenwedde zu entwickeln, wobei hier jedoch der Grünlandcharakter gegenüber der Heide dominiert: Im Umfeld des Naturschutzgebiets „Große Wiese“ wurden verschiedene Flächen abgemagert, eingesät und alljährlich gepflegt, und größere Bereiche auch als Kompensationsmaßnahmen entwickelt (unter anderem für die Wingas-Leitung).

Wacholder

Die hier vorgestellten Aufgaben und Projekte entsprechen folgenden Nummern im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:

  • P31 (Pflege von Heideflächen und -relikten)
  • P34 (Anlage / Pflege nährstoffarmer Sonnen- und Brutplätze für Reptilien)
  • P35 (Pflege und Entwicklung von Heide und Magerrasen unter Freileitungen)
  • P36 (Abplaggen / Entbuschen von Heide- und Sandrasenflächen)
  • P37 (Neophytenbekämpfung in Heiden und Magerrasen)
  • P96 (Öffentlichkeitsarbeit für Sandlebensräume)

Wiesen- und Feldvogelschutz

Unsere heimischen Wiesen- und Feldvögel (z.B. Kiebitz, Brachvogel, Wiesenpieper, Braunkehlchen, Schafstelze, Feld- und Heidelerche, Wachtel, Rebhuhn, Ortolan, Goldammer) konnten noch vor wenigen Jahrzehnten in der freien Landschaft in großer Stückzahl angetroffen werden. Heute stellt sich die Lage ganz anders dar: Nahezu alle Arten stehen auf der Roten Liste, einige Arten gelten in ihrem Bestand als stark gefährdet.

Um einen Überblick über die Bestandssituation in Gütersloh zu erhalten, wurde die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e.V. im Jahr 2015 durch den Fachbereich Umweltschutz beauftragt, eine Erfassung der Bestände in ausgewählten Bauerschaften durchzuführen. Die Erfassung wurde 2016 fortgeführt. Nähere Informationen über die Erfassung der Feldvögel finden Sie hier.

Neben der Erfassung der Bestände galt ein besonderes Augenmerk dem Schutz des Kiebitzes. Der Kiebitz ist eigentlich eine charakteristische Wiesenvogelart, die auf offenen, flachen und weitgehend strukturarmen Grünlandflächen mit niedriger Vegetation brütet. Dabei handelt es sich um extensiv genutzte Wiesen, wie sie heute infolge Trockenlegung und Intensivierung der Nutzung fast nur noch in Naturschutzgebieten zu finden sind. Die überwiegende Anzahl der Kiebitzpaare brütet daher heute auf Ackerflächen (vorwiegend Maisäcker und Ackerbrachen), vor allem, wenn sie in den feuchten Auebereichen liegen. Ein Problem stellt dabei die Bewirtschaftung der Schläge während der Brutzeit dar. Insbesondere das Legen von Mais im Frühjahr (Anfang Mai) mit vorangehender Bodenbearbeitung führt zu einer hohen Anzahl an Nestverlusten. Neben dem Erhalt von extensivem Grünland stellt der Gelegeschutz auf den Ackerflächen daher eine wichtige Maßnahme zur Rettung des zunehmend im Bestand gefährdeten Kiebitzes dar. In Gütersloh soll durch Information und Aufklärungsarbeit erreicht werden, dass bei der Bewirtschaftung in stärkerem Maße auf brütende Kiebitze Rücksicht genommen und weniger Gelege zerstört werden.

Kiebitz, Männchen
Kiebitz (Männchen), Foto: Bernhard Walter

Dazu wurden die Eigentümer und Bewirtschafter landwirtschaftlicher Flächen, auf denen Gelege des Kiebitzes nachgewiesen wurden, gezielt durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Biologischen Station angesprochen. Bei diesen Gesprächen wurden die Landwirte auch über Fördermöglichkeiten im Rahmen des Vertragsnaturschutzes informiert. Entsprechende Verträge wollte zwar keiner der Landwirte abschließen, jedoch haben sich alle angesprochenen Landwirtwirte bereit erklärt, die Brutstandorte des Kiebitzes bei der Bewirtschaftung auszusparen, und gaben ihr Einverständnis zur Markierung der Nester durch die Biostation.

Die auf Freiwilligkeit basierende Schutzmaßnahme ist 2016 erfolgreich verlaufen: Aus 24 markierten Gelegen kam es bei 14 Nestern zum Schlupf mit insgesamt 21 flüggen Kiebitzen aus 10 Gelegen. Bei 9 Gelegen ist die Brut wegen Prädation (Verlust durch Beutegreifer) und Bodenbearbeitung gescheitert, bei weiteren 5 Gelegen ist unklar, ob es zu einem Bruterfolg gekommen ist.

Die Maßnahmen zum Schutz der Kiebitzgelege können als Erfolg gewertet werden. Allein die dadurch erreichte Erhöhung der Reproduktionsrate dürfte knapp ausreichen, die vorhandenen Bestände in den markierten Gelegen zu sichern. Allerdings ist es unmöglich, alle Gelege der in Gütersloh gezählten Kiebitzpaare zu sichern, sodass auch in den kommenden Jahren mit einem weiteren Rückgang der Bestände gerechnet werden muss. Dass Maßnahmen zum Schutz der Gelege des Kiebitz dringend erforderlich sind, zeigt die Entwicklung der Kiebitzbestände in Gütersloh seit 1991. Allein im Zeitraum 2007 bis 2016 ist die Zahl der Kiebitzpaare in Gütersloh um nahezu 50 Prozent zurückgegangen.

Nähere Informationen über den Kiebitz finden Sie auch im Gütersloher Artenkorb.

Die hier vorgestellten Aufgaben und Projekte entsprechen folgenden Nummern im Aktionsprogramm Biologische Vielfalt:

  • A 5 (Erfassung der Wiesenvögel)
  • A 7 (Erfassung der Feldvögel)
  • P 49 (Konzeption und Umsetzung eines Kiebitz-Rettungsprogramms)