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Eichen-Prozessionsspinner: Auch in Gütersloh?!

Vorab ein wichtiger Hinweis zum Vorgehen der Stadt Gütersloh:

Seit einigen Jahren kommt der Eichen-Prozessionsspinner (EPS) auf Eichen im gesamten Gütersloher Stadtgebiet vor. Wegen der sehr hohen Zahl an Vorkommen kann von Seiten der Stadt Gütersloh nur an besonders sensiblen Stadtorten, wie zum Beispiel Kindertageseinrichtungen, Schulen, Spielplätzen, Altenheimen oder Krankenhäusern, durch Absaugung gegen den EPS vorgegangen werden.

An allen betroffenen Standorten lautet das wichtigste Gebot: Abstand halten von den Nestern.

Da die Raupen des EPS auf zählreichen Eichen ab Mai bis etwa Ende Juli vorhanden sein können, ist es wichtig, Kinder aufzuklären, dass sie den Kontakt mit dem EPS unbedingt meiden sollen. Wie z. B. bei der Verkehrserziehung müssen Kinder auch hier von einer möglichen Gefahr Kenntnis haben.

Haustiere sollten in diesem Zeitraum ebenfalls von befallenen Eichen ferngehalten werden.

Wenn Sie einen möglichen EPS-Standort zur Prüfung melden möchten, nutzen Sie bitte hierzu das anzuklickende Online-Meldeformular „Eichen-Prozessionsspinner melden“.

Der Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Nachtschmetterling, dessen Raupen hauptsächlich Eichenlaub fressen. Während der sehr kurzlebige Falter kaum in Erscheinung tritt, verursachen seine Raupen gesundheitliche Risiken:

Die älteren Larvenstadien können Brennhaare abstoßen, die einen Giftstoff enthalten, der allergische und pseudo-allergische Reaktionen auslösen kann. Die winzigen Härchen sind mit dem Auge fast unsichtbar, haben aber Widerhaken und können sich in der Haut festsetzen, dort abbrechen und schmerzhafte Augenreizungen und Hautausschläge mit Schwellungen, Juckreiz und Pusteln verursachen (Raupendermatitis), beim Einatmen auch Atembeschwerden. Deshalb ist es wichtig, vom Raupennest Abstand zu halten. Kommt man dem Nest zu nahe, wird man als Fraßfeind, wie es etwa Meisen sind, identifiziert und die Härchen werden als Abwehr abgestoßen. Im Normalfall verlassen die Raupen ihre Eiche nicht. Nur zum Fressen von Eichenblättern verlassen sie ihr Nest in der Nacht und kehren anschließend dorthin zurück. Jedoch können sie zum Beispiel bei Starkregen von ihrer Eiche gespült werden. Dann suchen sie den Weg zur Eiche zurück und können uns auf dem Boden begegnen. Auch dann heißt es Abstand halten.

Der Schmetterling ist zwar auch in unserer Region heimisch, trat aber jahrzehntelang nicht in Erscheinung. Allerdings breitet sich die Art etwa seit den 1990er Jahren– vermutlich gefördert durch den Klimawandel – sowohl von Westen (Niederlande) als auch von Osten / Nordosten (Niedersachsen, ostdeutsche Bundesländer) kommend massiv aus und verursacht durch Massenvermehrungen erhebliche Probleme. Die Vorkommen in Gütersloher haben in den letzten drei Jahren stark zugenommen und es ist zu befürchten, dass sich die Art noch stärker ausbreiten wird.

Woran erkennt man den Eichen-Prozessionsspinner?

Eichen-Prozessionsspinner, Raupennest
Eichen-Prozessionsspinner, Raupennest
Eichen-Prozessionsspinner, Prozession
Eichen-Prozessionsspinner, Prozession
Eichen-Prozessionsspinner, Einzelraupen
Eichen-Prozessionsspinner, Einzelraupen

Die bis 3 Zentimeter langen Prozessionsspinnerraupen leben in Kolonien (Gruppen von mehreren Dutzend bis zu mehreren Hundert Tieren) und fallen beim Gang zum Fressen der Eichenblätter durch ihre namengebende Marschordnung auf (Gänsemarsch, „Prozession“). Tagsüber sammeln sie sich in tennis- bis fußballgroßen, taschenartigen Gespinsten an der Rinde von Eichen und wandern von dort aus allnächtlich in die Baumkronen zum Fressen. Die Einzelraupen tragen lange helle Haare, die eigentlichen winzigen Brennhaare finden sich ab dem 3. Larvenstadium zu Hunderttausenden in den samtschwarzen Rückenflecken. Weitere Informationen z.B. bei Wikipedia.

Achtung Verwechslungsgefahr:
Raupen der Gespinnstmotten (Familie Yponomeutidae mit zahlreichen Arten) leben ebenfalls in Kolonien. Die von ihnen gewebten Gespinnste können ganze Bäume mit silbernen „Seidenstrümpfen“ überziehen. Die gelblichen Raupen sind unbehaart und zumeist schwarz gefleckt. Sie sind aus gesundheitlicher Sicht für Mensch und Pflanzen unproblematisch. Weitere Informationen z.B. bei Wikipedia.

Seidenschleier
Seidenschleier, Gespinste und Raupen der harmlosen Traubenkirschen-Gespinstmotte
Seidenschleier, Gespinste und Raupen der harmlosen Traubenkirschen-Gespinstmotte
Traubenkirschen-Gespinstmotte, Raupen
Traubenkirschen-Gespinstmotte, Raupen

Vorsichtsmaßnahmen
Prozessionsspinner bevorzugen ein warmes und trockenes Klima. Je nach Witterung schlüpfen sie im April und verpuppen sich ab Ende Juni. Im August schlüpfen die Falter und leben nur wenige Tage. Ab dem dritten Larvenstadium (Mai bis Juli) treten allergieauslösende Brennhaare auf. Die Haare werden leicht vom Wind über größere Strecken verweht. Auch Weidevieh (z.B. Rinder, Pferde, Schafe) und Haustiere (z.B. Katzen, Hunde) können betroffen sein. Haustiere können die Brennhaare in die Wohnung verschleppen.
Die wichtigste Vorsichtsmaßnahme ist die Kontaktvermeidung mit den Raupen und Gespinsten: Halten Sie Abstand, insbesondere bei Gefahr von Windverwehung, und entfernen Sie die Nester nicht selbst. Auch der Kontakt mit Raupenrückständen aus früheren Jahren ist zu vermeiden. Informieren Sie mögliche Gefährdete über das Vorkommen des EPS.

Bei versehentlichem Kontakt empfiehlt das Ärzteblatt u.a.:

  • Sofortigen Kleiderwechsel und den Versuch, mit einem Klebeband vorhandene Brennhaare von der Haut abzunehmen
  • Ein Duschbad mit Haarwäsche
  • Bei Augenbeteiligung das Spülen mit Wasser

Durch Kratzen oder Reiben wird die Reizung nur verstärkt. Waschen Sie kontaminierte Kleidung am besten bei 60 Grad Celsius (Zerstörung des Giftstoffs). Milde Cremes z.B. mit Menthol oder ein Gel mit Aloe Vera können Linderung bringen. Bei intensivem Kontakt bzw. stärkeren Reaktionen oder vorhandener Allergie sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine Behandlung beispielsweise mit Antihistaminika vorzunehmen.

Bekämpfung
Für die Raupenbekämpfung auf Privatgrundstücken ist der Eigentümer verantwortlich. Beauftragen Sie mit der Bekämpfung nur Fachfirmen, die mit dem Eichen-Prozessionsspinner Erfahrung haben und entsprechend ausgestattet sind. Im städtischen Fachbereich Umweltschutz können Sie Firmenadressen erfragen. Anbieter werden gebeten, sich in die dortige Liste eintragen zu lassen (unter Angabe der technischen Ausstattung, Erfahrung, Referenzen). Das Mittel der Wahl zur Entfernung von Nestern und Gespinsten insbesondere älterer Larvenstadien ist das mechanische Absaugen (Sauger Filterklasse H, Schutzanzug, Atemschutzgeräte Vollmaske mit FFP-2-Filter). Die Anwendung von Bioziden ist nur bis zum zweiten Raupenstadium sinnvoll und erfordert spezielle Zulassungen und Anwendungstechniken. Ein breiter Einsatz chemischer Mittel ist aus Umweltsicht bedenklich, da die Mittel oft über eine Breitbandwirkung verfügen und daher auch Nützlinge abtöten, die zur langfristigen Eindämmung des Prozessionsspinners unverzichtbar sind. Raupen anderer, gesundheitlich unproblematischer, Schmetterlingsarten werden hierbei ebenfalls abgetötet.

Vorkommen im öffentlichen Raum sollten der Stadtverwaltung gemeldet werden (Fachbereich Grünflächen, Helmut Barteldrees, HlmtBrtldrsgtrslhd), um die Bekämpfung auf der Grundlage einer Risikoabwägung organisieren zu können. Nutzen Sie hierzu möglichst das
Online-Meldeformular, tragen Sie den Fundpunkt dort so genau wie möglich in die Karte ein und fügen Sie Belegfotos bei. Achtung: Meldungen, die an Wochenenden eingehen, werden in der darauffolgenden Woche bearbeitet.
Bitte tragen Sie in dieses Meldeportal auch Funde auf Privatflächen ein, um einen Überblick über das Vorkommen der Art und ihrer weiteren Ausbreitung im Stadtgebiet von Gütersloh zu ermöglichen.

Weitere Informationen:
Waldschutz-Infomeldung Nr. 4/2018 des Landesbetriebs Wald und Holz: April- und Maiwitterung begünstigt Eichenprozessionsspinner.

Sibylle Rahlenbeck & Jochen Utikal (2017): Raupen mit reizenden Brennhaaren. - Deutsches Ärzteblatt Jg. 114, Heft 18, 5. Mai 2017