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Station 13: Bandweberei Güth & Wolf

Das Betriebsgelände der Bandweberei Güth & Wolf befindet sich im Dreieck Herzebrocker Straße/Friedhofstraße und Dalke. Von der Dalkepromenade zwischen Friedhof- und Bachstraße können Teile des Firmengeländes eingesehen werden.

Dalke-Wehr mit Fischaufstieg
Dalke-Wehr mit Fischaufstieg in Höhe der Firma Güth & Wolf, Foto: Stadt Gütersloh

Während Flusswasser für industrielle Zwecke in Deutschland für vielfältige Anwendungen genutzt wird, ist es in Gütersloh nur die Firma Güth & Wolf, die das Wasser der Dalke für betriebliche Zwecke nutzt. Andere gewerbliche Ansiedlungen an der Dalke (bis auf die Mühlen) erfolgten nicht deshalb, weil man das Flusswasser in irgendeiner Form nutzen wollte.

Der Wassererlebnispfad Dalke befasst sich an dieser Station schwerpunktmäßig mit dem Thema Wassernutzung für industrielle Zwecke. Neben allgemeinen Informationen zu dieser Thematik soll hier vor allem über die Art der Nutzung des Dalkewassers durch die Firma Güth & Wolf berichtet werden.
Darüber hinaus soll an dieser Station auch über die in der Dalke vorkommenden Fische informiert werden, für die eigens ein Fischpass errichtet wurde. Über diese Gasse neben dem Stauwehr können Wanderfische auf- und absteigen.

Die Umweltstiftung Gütersloh bedankt sich bei der Firma Güth & Wolf für die finanzielle Unterstützung, mit der die Herstellung und Montage einer Info-Tafel vor Ort ermöglicht wurde.

Fischereibiologische Untersuchung der Dalke im Jahr 1989

Im Auftrag der Stadt Gütersloh hat der Sachverständige für fischereibiologische Fragen Dr. Hartmut Späh (Bielefeld) am 23.6.1989 ein Gutachten zu folgenden Fragen erstellt: 1. Welche Fischbestände befinden sich in der Dalke im Bereich der Stadt Gütersloh und wie sind sie hinsichtlich ihrer Artenzusammensetzung zu bewerten? 2. Welche Empfehlungen können aus fischereifachlicher Sicht für die Anlage von Fischtreppen im Bereich der 8 Stauanlagen der Dalke gegeben werden? Das im Zusammenhang mit Planungen zur Renaturierung der Dalke erstellte Gutachten wird im Folgenden kurz zusammengefasst.

Methode:
Die Fischbestände der damals durch viele Stauwehre isolierte Strecken in der Dalke wurden mit Hilfe der Elektrotestbefischung analysiert. Fische reagieren positiv auf ein elektrisches Feld, schwimmen aktiv auf die Elektrode zu und können dann mit einem Käscher lebend gefangen, bestimmt, untersucht und anschließend unversehrt wieder ins Gewässer zurückgesetzt werden. Es wurde ein tragbares Elektrofischereigerät vom Typ DEKA 3000 eingesetzt. Der Fangerfolg hängt unter anderem von der Trübung des Gewässers und von der Größe der Fische ab. Da niemals alle Fische einer Teststrecke gefangen werden können, werden die Ergebnisdaten mit einer geschätzten Fangquote verrechnet und in Kilogramm pro Hektar bzw. Individuen pro Hektar angegeben. Tatsächlich befischt wurden jeweils circa 100 bis 800 Quadratmeter.

Im Juni 1989 wurden insgesamt 16 Probestellen an den folgenden 8 Stauwehren (jeweils oberhalb und unterhalb des Staus) untersucht:

  1. Strangmühle (Spexarder Straße)
  2. ehemalige Amtenbrinks Mühle (Nähe Amtenbrinks Weg)
  3. Mühle Avenstroth (Am Parkbad)
  4. Meiers Mühle (Thesings Allee)
  5. ehemalige Barkeys Mühle (Wiesenstraße)
  6. Stauanlage Gabelsberger Weg / Fritz-Blank-Straße
  7. Stauanlage Putzhagen
  8. Neue Mühle (Herzebrocker Straße)

(Anmerkung: Die Staustufen 2, 5 und 6 bis 8 sind heute nicht mehr vorhanden bzw. wurden durch eine für Fische passierbare Sohlrampe ersetzt. Für die unverzichtbaren Staustufen 1, 3 und 4 ist die Schaffung eines Umgehungsgerinnes als Fischaufstieg vorgesehen. Bei der Strangmühle wurde diese Maßnahme 2015 abgeschlossen.

Ergebnisse:
Nach der fischereibiologischen Zonierung ist die Dalke potenziell als Forellen-Niederungsbach zu charakterisieren. Als natürlicherweise vorkommende Fischarten wären somit die Leitarten Bachforelle, Groppe, Bachschmerle und Elritze sowie als Begleitarten unter anderem Döbel, Plötze, Bachneunauge und Aal zu erwarten. Die tatsächlich nachgewiesenen Arten und Individuenzahlen (aufsummiert für alle Probestellen) enthält folgende Tabelle.

Fischart

Individuenzahl

Prozentanteil

Dreistachliger Stichling

577

25,8

Gründling

413

18,5

Bachschmerle

390

17,4

Plötze (Rotauge)

384

17,2

Barsch

377

16,8

Döbel

45

2

Aal

33

1,5

Regenbogenforelle

11

0,5

Giebel („Goldfisch“)

3

--

Zwergstichling

1

--

Rotfeder

1

--

Schleie

1

--

Hecht

1

--

Gesamtzahl

2.237

99,7

Beim Dreistachligen Stichling entfielen über 500 Tiere auf diesjährige Jungfische, und auch bei Gründling, Bachschmerle, Plötze und Barsch belegen Jungtiere, dass sich diese Arten in der Dalke erfolgreich fortpflanzen. Döbel wurden nur an der untersten Probestelle nachgewiesen, die von der Ems aus für Fische ungehindert erreichbar ist. Die Vorkommen des Aals und der Regenbogenforelle gehen auf Besatzmaßnahmen durch die Fischereivereine zurück.

Mit Gründling, Plötze und Barsch dominierten zu einem erheblichen Teil Arten, die gegenüber Gewässerbelastungen als relativ tolerant eingestuft werden. Bei nachlassender Belastung ist jedoch mit einer schnellen Erholung der Bestände auch empfindlicherer Arten zu rechnen, sofern die Durchgängigkeit des Gewässers wiederhergestellt wird, naturnahe Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt werden bzw. entsprechende Besatzmaßnahmen erfolgen.

Empfehlungen:
Errichtung von Fischtreppen

Der Gutachter hält grundsätzlich an allen 8 untersuchten Stauwehren Fischtreppen (Fischpässe) für sinnvoll und technisch möglich. Fische wandern nicht nur zur Laichzeit, sondern insbesondere Jungfische auch zu allen übrigen Jahreszeiten. Fischtreppen sollen diese Wanderungen ermöglichen und damit die Lebensräume für die Populationen verknüpfen und durchgängig machen. Größere technische Schwierigkeiten (aufgrund räumlicher Enge und großer Fallhöhe) bereiten allerdings die Wehre Nr. 1 und 3 (Strangmühle und Avenstroths Mühle).

Sofern auf die Stauwehre nicht völlig verzichtet werden kann und ein Umbau bzw. Ersatz durch Sohlrampen nicht möglich ist, können Fischtreppen entweder in vorhandene Wehre eingebaut werden (z.B. als Fertigbausatz) oder in einem zusätzlichen Gerinne um das Wehr herum geführt werden. Bei beweglichen Wehren müsste allerdings auch ein eingebauter Fischpass beweglich konstruiert werden. Zusatzgerinne benötigen entsprechende Flächen, sofern nicht ehemalige Mühlenumfluten reaktiviert werden können. Wichtig ist in jedem Falle, dass eine ausreichend starke Lockströmung durch den Fischpass fließen kann und der Einlaufbereich nicht durch Treibgut verstopft wird (Einbau eines Grobrechens, regelmäßige Wartung).

Steuerung der Wehrbewegungen
Während der Befischung wurde festgestellt, dass sich die beweglichen Wehre regelmäßig so öffnen und schließen, dass die oberhalb liegenden Staubereiche fast völlig leer laufen können. Die dadurch bedingten kurzfristigen Wasserspiegelschwankungen ober- und unterhalb der Stauwehre sind für Fische und Fischlaich äußerst negativ zu bewerten. Der Gutachter empfahl, die Regelung der Wehre mittelfristig so einzustellen, dass bei normaler Wasserführung eine möglichst kontinuierliche Wassermenge abfließen kann.

Fischvorkommen in der Dalke

Im Folgenden werden die häufiger vorkommenden Fischarten, die von Mitgliedern der Anglervereine auch in der Dalke gefangen werden, vorgestellt. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe anderer in der Dalke vorkommender Klein-Fischarten, von denen der Stichling die mit Abstand häufigste Art ist.

Aal
Der Aal ist ein zum Laichen ins Meer ziehender Wanderfisch, der als Jungaal (Glasaal) vom Meer bis in die Flüsse aufsteigt. Aale sind lichtscheu und halten sich tagsüber in Verstecken (Schlammbänke, Wurzelwerk et cetera) auf, um bei Einbruch der Dunkelheit auf Nahrungssuche zu gehen. Die männlichen Aale werden nur bis 50 Zentimeter lang und circa 0,2 Kilogramm schwer, die Weibchen dagegen bis 1,50 Meter lang und bis zu 6 Kilogramm schwer. Zum Ablaichen wandern die Fische in die Sargasso-See (Westatlantik). Die genauen Einzelheiten der Fortpflanzung konnten bis heute noch nicht geklärt werden.

Aal
Aal, Urheber: Adobe Stock

Bachforelle
Die Verbreitung der Bachforelle erstreckt sich über ganz Mitteleuropa von Spanien bis Skandinavien. Die Bachforelle ist ein Standfisch von klaren, kühlen, sauerstoffreichen und schnell fließenden Bächen. Sie ist der Leitfisch der nach ihr benannten Forellenregion. Sie ist standorttreu, ausgesprochen revierbildend und auf Versteckmöglichkeiten (Wurzeln, Überhänge, Wasserlöcher) angewiesen. Die Nahrung der Forelle besteht vorwiegend aus Krebsen, Würmern, Schnecken und Insekten und gelegentlich aus kleineren Fischen. Bachforellen können Gewichte bis zu 9 Kilogramm erreichen.

Bachforelle
Bachforelle, Foto: Adobe Stock

Brassen
Die Verbreitung des Brassens erstreckt sich vom Kaspischen Meer und vom Ural bis Westfrankreich, Irland und Skandinavien. Der Brassen ist ein Standfisch von großen, stehenden und langsam fließenden Gewässern mit weichgründig-schlammigem Bodensubstrat. Er ist der Leitfisch der nach ihm benannten Brassenregion. Während die Jungfische vorwiegend in Ufernähe zwischen Wasserpflanzen auf Nahrungssuche gehen, halten sich die erwachsenen Tiere tagsüber schwarmweise in größeren Tiefen auf und kommen erst nachts in flache Wasserbereiche. Brassen können Längen bis 80 Zentimeter und Gewichte von 7 bis 10 Kilogramm erreichen.

Brassen

Flussbarsch
Der Barsch kommt mit Ausnahme Spaniens, Italiens, Schottlands und Nordnorwegens in fast allen Binnengewässern Europas vor. Junge Barsche leben meist in Ufernähe und ernähren sich von kleinen Wirbellosen (Würmer, Insekten, Schnecken) sowie von Fischlaich und -brut. Größere Exemplare halten sich bevorzugt in der Freiwasserzone auf und fressen vorwiegend Fische. Barsche können Längen von 30 bis 40 Zentimeter und ein Gewicht bis zu einem Kilogramm erreichen.

Flussbarsch

Gründling
Das Verbreitungsgebiet des Gründlings erstreckt sich von Sibirien bis Europa. Der Gründling fehlt in Nordschweden und Norwegen. Er bewohnt bevorzugt Fließgewässer mit sandig-kiesigem Bodensubstrat. Er kommt aber auch in der Uferzone stehender Gewässer und im Brackwasser vor und erträgt sogar deutliche Verschmutzungen. Er ist ein gesellig lebender, typischer Grundfisch, der sich von wirbellosen Bodentieren (Würmer, Krebse, Insektenlarven) und gelegentlich auch von Fischlaich ernährt. Gründlinge zählen zu den Kleinfischen und werden im Mittel 10 bis 15 Zentimeter, maximal auch 20 Zentimeter lang.

Gründling

Hecht
Der Hecht bewohnt - als Einzelgänger - je nach Alter und Gewässergegebenheiten unterschiedlich große Reviere. Mit der Anzahl dieser Reviere ist gleichzeitig die maximale Zahl von Hechten in einem Gewässer festgelegt. Der Hecht ist ein optisch orientierter Raubfisch, der sich vorwiegend von Fischen ernährt. Auch die eigenen Artgenossen werden nicht verschont. Die Weibchen werden mit 1,5 Meter Länge und einem Gewicht bis zu 35 Kilogramm schwerer als die Männchen. Die Verbreitung des Hechtes erstreckt sich über Nordasien, Europa und Nordamerika. In Europa existiert nur eine Art dieser Fischfamilie.

Hecht

Karpfen
Die Wildform des Karpfens (Schuppenkarpfen) war ursprünglich nur in den Fluss-Systemen des Schwarzen und Kaspischen Meeres beheimatet. Der Karpfen wurde schon im Altertum vom Menschen weiter verbreitet und ist heute in ganz Europa zu finden. Tagsüber ist er scheu und hält sich meist in tieferen Gewässerbereichen oder in Verstecken auf, um erst bei Einbruch der Dämmerung aktiv zu werden. Als Nahrung dienen vorwiegend Bodentiere (Würmer, Schnecken, Muscheln, Kleinkrebse, Insektenlarven). Weil der Boden bei der Nahrungsaufnahme ständig durchwühlt wird, sind Karpfengewässer meist stark getrübt. Karpfen können Maximalgrößen von circa 1,2 Meter Länge und 25 bis 30 Kilogramm Gewicht erreichen.

Karpfen

Rotauge
Das Rotauge kommt von Sibirien bis zu den Pyrenäen vor. Es bewohnt nahezu alle Arten von Gewässern. Rotaugen sind Schwarmfische, die sich bevorzugt in flachen und pflanzenreichen Uferbereichen aufhalten. Sie fressen vorwiegend Kleintiere (Würmer, Krebse, Muscheln, Schnecken, Insektenlarven) aber auch Wasserpflanzen. Rotaugen erreichen Längen von 25 bis 30 Zentimeter und 200 Gramm Gewicht.

Rotauge

Quellen:
Bilder der Fischarten: Benedikt Heitmann
Beschreibungen der Fischarten: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW

Stauwehre in der Dalke

Spätestens im Mittelalter wurden mit dem Bau der ersten Wassermühlen an der Dalke auch Staustufen in das Gewässer eingebaut. Noch Mitte des vorherigen Jahrhunderts gab es allein auf dem Gebiet der Stadt Gütersloh noch 7 Mühlen mit jeweils einem eigenen Stauwehr. Im Zuge des Ausbaus der Dalke in den Jahren 1966 bis 1972 wurden diese Stauwehre teilweise erneuert. Weitere Wehre kamen hinzu, sodass noch bis Ende der 90er Jahre der Wasserabfluss der Dalke über insgesamt 11 Stauwehre geregelt wurde.

Die im Jahr 2000 in Kraft getretene EU-Wasserrahmenrichtlinie zielt darauf ab, bis 2015 einen guten ökologischen und guten chemischen Zustand für Oberflächengewässer sowie ein gutes ökologisches Potenzial und einen guten chemischen Zustand für erheblich veränderte oder künstliche Gewässer zu erreichen.
Zu einem guten ökologischen Zustand eines Oberflächengewässers gehört unter anderem auch, dass das Gewässer in beiden Richtungen von den dort lebenden Tieren (hier insbesondere Fische) genutzt werden kann und die Durchgängigkeit nicht vor einem Stauwehr endet.

Im Folgenden werden die oben genannten 11 Stauwehre in Fließrichtung der Dalke von Ost nach West kurz vorgestellt:

Stauwehr Eikelmanns Mühle
Die Mühle besteht seit 1822, seit 1988 ist sie stillgelegt. Die Staustufe in der Dalke ist heute noch vorhanden. Eine Durchgängigkeit für Fische ist nicht gegeben.

Stauwehr Eikelmanns Mühle
Stauwehr Eikelmanns Mühle, 2006, Foto: Stadt Gütersloh

Stauwehr Ruthmanns Mühle
Die Staustufe an dieser 1819 errichteten Mühle ist ebenfalls noch vorhanden. Die ehemalige Mühlenumflut existiert nicht mehr, sodass auch hier keine Durchgängigkeit im Gewässer vorliegt. An der Mühle befindet sich ein mittelschlächtiges Wasserrad, das der Stromerzeugung dient.

Stauwehr Ruthmanns Mühle
Stauwehr Ruthmanns Mühle, 2006, Foto: Stadt Gütersloh

Stauwehr Strangmühle
Das Stauwehr dieser 1752 errichteten und Ende der 60er Jahre stillgelegten Mühle ist heute noch vorhanden. Der unterhalb der Mühle in die Dalke mündende Menkebach, der damals auch die Mühlenumflut darstellte, hatte bis etwa Mitte 2015 oberhalb der Mühle keine Verbindung mehr zur Dalke, sodass auch hier keine Durchgängigkeit des Gewässers gegeben war. Mitte 2015 wurde diese Verbindung zwischen Dalke und Menkebach östlich der Spexarder Straße wieder hergestellt.

Stauwehr Strangmühle
Stauwehr Strangmühle, 2006, Foto: Stadt Gütersloh

Stauwehr Amtenbrinks Mühle
Die ehemals dort befindliche Sägemühle wurde 1868 errichtet, aber bereits vor dem Jahr 1895 wieder stillgelegt. Im Zuge des Dalkeausbaus wurde Anfang der 70er Jahre in der Nähe des ehemaligen Mühlenstandortes ein neues Stauwehr errichtet. 2009 wurde die Dalke in diesem Abschnitt renaturiert. Das Stauwehr einschließlich aller Betonfundamente wurde vollständig abgerissen und durch den Einbau von mehreren Natursteinschüttungen im Flussbett ersetzt.

Stauwehr Amtenbrink
Stauwehr Amtenbrink, 2007, Foto: Stadt Gütersloh

Stauwehr Avenstroths Mühle
Die Mühle ist eine der ältesten Mühlen Güterslohs und gilt heute auch als die Keimzelle der Elektrifizierung der Stadt. Die 1926 in der Mühle eingebaute Francis-Turbine ist heute noch in Betrieb. Die Fallhöhe des Wassers an diesem Stauwehr, das auch weiterhin unverzichtbar sein wird, beträgt etwa 3 Meter. Damit erzeugt die Turbine etwa 104.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Mit dieser Energie können etwa 25 Einfamilienhäuser versorgt werden. Die ehemalige Mühlenumflut ist heute nicht mehr durchgängig vorhanden, soll aber langfristig wieder hergestellt werden.

Stauwehr Avenstroths Mühle
Stauwehr Avenstroths Mühle, 2007, Foto: Stadt Gütersloh

Meiers Mühle
Die Geschichte dieser Mühle reicht vermutlich zurück bis in die Zeit zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert. Das heute hier vorhandene Stauwehr wurde wahrscheinlich Ende der 60er Jahre gebaut und wird auch künftig benötigt. Der Eselsbach stellt in diesem Bereich die ehemalige Mühlenumflut dar. Die Verbindung zur Dalke stellt jedoch im Oberstrom ein unüberwindbares Hindernis für Fische dar. Auch hier soll das Gewässer auf Sicht wieder für Fische durchlässig werden.

Stauwehr Meiers Mühle
Stauwehr Meiers Mühle, 2006, Foto: Stadt Gütersloh

Stauwehr Güth & Wolf
Das hier im Jahr 2005 als Ausgleich für die Stauanlage Wiesenstrasse errichtete Stauwehr dient vor allem dazu, den Wasserstand stabil zu halten, um eine gleichmäßige Wasserentnahme durch die Bandweberei Güth & Wolf abzusichern, die Dalkewasser in der Färberei einsetzt. Die Durchlässigkeit des Gewässers wird hier durch den neben dem Stauwehr befindlichen Fischaufstieg gewährleistet.

Dalke-Wehr mit Fischaufstieg
Stauwehr bei der Bandweberei Güth & Wolf, 2006, Foto: Stadt Gütersloh

Stauwehr Wiesenstraße (Barkeys Mühle)
Die ehemalige Mühle war von 1851 bis 1940 in Betrieb. 1965 wurde die Dalke um 10 Meter nach Norden verlegt, sodass die Gebäude bei ihrem Abbruch im Jahre 1995 nicht mehr direkt an dem Fluss standen. Der ehemalige Mühlenstau wurde 1968 durch einen Neubau an der Brücke Wiesenstraße ersetzt. Das Wehr wird jedoch seit einigen Jahren nicht mehr benötigt, die Stauklappe wurde komplett heruntergelassen. Dadurch ist ein Fischaufstieg entgegen der Fließrichtung des Gewässers möglich.

Stauwehr Wiesenstraße
Stauwehr Wiesenstraße, 2006, Foto. Stadt Gütersloh

Stauwehr Gabelsberger Weg
Das Stauwehr wurde 1967 gebaut, wird aber ebenfalls seit einigen Jahren nicht mehr benötigt. Auch hier wurde die Stauklappe komplett heruntergelassen. Durch den Einbau von Steinschüttungen im Gewässer ist eine Durchlässigkeit für Fische in beide Richtungen gewährleistet.

Stauwehr Gabelsberger Weg/Fritz-Blank-Straße
Ehemalige Stauanlage Gabelsberger Weg/Fritz-Blank-Straße, 2006, Foto: Stadt Gütersloh

Stauwehr Putzhagen
Bereits vor dem Ausbau der Dalke Mitte der 60er Jahre befand sich einige Meter weiter flussabwärts ein Kulturstau. Dieser wurde 1966/67 entfernt und durch das Stauwehr an der Straße Putzhagen ersetzt. Auch hier ist die Stauklappe seit einigen Jahren heruntergelassen. Mit einer Sohlgleite direkt hinter der Stauklappe wurde die Fischdurchlässigkeit im Rahmen der Dalkerenaturierung im Jahr 2013 wieder hergestellt.

Stauwehr Putzhagen
Stauwehr Putzhagen, 2006, Foto: Stadt Gütersloh

Stauwehr Neue Mühle
Die an der Neuen Mühle befindliche Wehranlage wurde 1966 gebaut, auch hier ist die Stauklappe seit einigen Jahren heruntergelassen. Der Höhenunterschied im Gewässer stellte für Fische ein nicht überwindbares Hindernis dar. Die Renaturierung dieses Gewässerabschnitts erfolgte im Jahr 2016. In diesem Zusammenhang wurde das Stauwehr vollständig zurückgebaut und durch eine Sohlgleite ersetzt.

Stauwehr Neue Mühle
Stauwehr Neue Mühle, 2006, Foto: Stadt Gütersloh

Der Wasserturm

Am 4.8.1887 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau eines Wasserwerks für Gütersloh einschließlich aller erforderlichen technischen Einrichtungen, zu denen auch ein Wasserturm für die Druckregulierung im Rohrnetz gehörte.

Angedacht war, den Wasserturm am Dreiecksplatz zu errichten. Nach kontroversen Diskussionen wurde dann aber ab Herbst 1887 mit dem Bau des Wasserturms an der Friedrichstraße begonnen. Am 1. Oktober 1888 wurde in Gütersloh die zentrale Wasserversorgung und der Wasserturm in Betrieb genommen.

Wasserturm, Bauzeichnung, ohne Datum
Der Wasserturm auf einer älteren, nicht datierten Bauzeichnung. Da die elektrische Wasserstandsanzeige über der Eingangstür vermutlich erst im Spätsommer oder frühen Herbst 1889 eingebaut wurde, dürfte es sich nicht um die Ursprungszeichnung handeln.

Mehr als 60 Jahre versah der Wasserturm seine Funktion als Druckregulierer für das städtische Rohrnetz. Erst mit dem Bau eines neuen Pumpwerks in Spexard (1946/48) und der Inbetriebnahme einer Rohrdruckleitung 1950 wurde der Turm für die Wasserversorgung in Gütersloh entbehrlich, blieb aber als technisches Bauwerk und voll funktionsfähig für Reservezwecke erhalten. Erst 1982 wurde der Wasserbehälter endgültig außer Betrieb genommen.

Wasserturm, ca. 1930
Wasserturm, ca. 1930

Im Jahr 1958 wurde der Wasserturm – nunmehr ohne Funktion – renoviert. Besonders auffallend war dabei die Neugestaltung der oberen Verkleidung mit senkrecht gewellten Eternitplatten. An Stelle von Einzelfenstern wurden 2 umlaufende Fensterbänder eingebaut.

Wasserturm, 1958
Wasserturm mit neuem „Kopfschmuck“ nach der Renovierung 1958

Wegen seiner Bedeutung für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse und für die Geschichte des Menschen wurde die Gesamtanlage Wasserturm am 25.10.1984 unter Denkmalschutz gestellt.

1998 musste der Wasserturm erneut umfassend renoviert werden. Betroffen waren insbesondere die Außenwände im Turmschaftbereich, durch die Feuchtigkeit in das Innere des Wasserturms eindrang. Am 12.07.1997 beschloss der Werksausschuss die Ausführung der Renovierungsarbeiten. In diesem Rahmen sollte auch der Turmkopf in seiner historischen Form wieder hergestellt werden. Für die gesamten Renovierungsarbeiten wurden seitens der Stadtwerke Gütersloh mehr als 800.000,- DM (etwa 400.000,- €) investiert.
Weitere 300.000,- DM (rund 153.000,- €) wurden von der Stadt-Stiftung aus dem Mark-Wössner-Jugendfonds für die Herrichtung eines Jugendzentrums im Wasserturm bereit gestellt.
Am 14.09.1998 wurde das „Jugendcafé Wasserturm“ eröffnet und entwickelte sich rasch zu einem gut besuchten Treffpunkt. Das Jugendcafé wurde zunächst von der Arbeitslosenselbsthilfe und ab 2002 von der Arbeiterwohlfahrt betrieben. Am 31.12.2005 wurde der Betrieb des Jugendcafés wieder eingestellt. Von 2009 bis 2012 wurde der Wasserturm für das Projekt Create Music OWL genutzt. Heute nutzt die Kreismusikschule Gütersloh den Wasserturm als Proberaum für Bands.

Wasserturm, 2009
Wasserturm, 2009

Technische Daten:
Standort: Friedrichstraße, 74,35 m über NN
Gebäudehöhe: 42,60 Meter
Gründung: Fundamentring aus Sandstein mit 13,50 Meter Durchmesser, innerer Durchmesser: 8,00 Meter, sichtbarer Schaft des Turmes 12,00, Meter sich auf 8,00 Meter verjüngend bis zum Tragring des Wasserbehälters in 28,60 Meter Höhe
Wasserbehälter: Inhalt 310 Kubikmeter, hergestellt aus Flussstahlplatten, überlappend vernietet, Abdichtung mit Bitumen innen und außen
Zu- und Ableitung des Wassers: gusseiserne Leitungen mit 275 Millimeter Durchmesser. Der Überlauf erfolgt über eine Leitung mit 125 Millimeter Durchmesser
Bauwerk: Hoher Turmbaukörper auf kreisförmigem Grundriss. Doppelgeschossige Sockelzone mit Strebepfleilern, dazwischen Ziegelwandfelder. Darüber 3 durch Sandsteinprofile gegliederte Geschosse mit abschließendem Blendarkadenkranz. Drei darüber liegende Stockwerke mit Plattenverkleidung, Zeltdach

Quelle:
Text- und Bildmaterial: Stadtarchiv Gütersloh

Schulen und Unternehmen im Dialog: Kooperation Janusz-Korczak-Schule/Fa. Güth & Wolf

Das Schuljahr 2005/ 2006 markiert den Beginn der Kooperation mit der Gütersloher Bandweberei Güth & Wolf, einem Unternehmen mit langer Tradition am Standort Gütersloh.
Der Kooperation zwischen Schulen und Unternehmen wird eine große Bedeutung beigemessen, da eine verstärkte Berufsorientierung und ein größerer Praxisbezug durch die Einbeziehung von außerschulischen Lernorten in die schulische Bildung angestrebt werden.

Die Kooperation wurde im Rahmen der Initiative der Weidmüller Stiftung "Schulen und Unternehmen im Dialog“ zur Förderung nachhaltiger Partnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen angeregt, die Begleitung wird derzeit durch das Projekt KoSU (Kooperation zwischen Schulen und Unternehmen als Baustein der Unterrichts- und Schulentwicklung) der Bezirksregierung Detmold fortgesetzt.

Ziel der Kooperation ist die Planung, Durchführung und Dokumentation von Unterrichtsreihen aus der Berufs- und Arbeitswelt und ihre Verankerung im Schulcurriculum. Das soll einerseits dem Unternehmen einen differenzierteren Einblick in die Schularbeit ermöglichen, andererseits soll der Unterricht in der Schule an der Berufsrealität ausgerichtet und weiterentwickelt werden.

Zur Umsetzung der Kooperation wurde im November 2005 ein Kooperationsvertrag geschlossen, der eine nachhaltige Zusammenarbeit verbindlich regelt. Inhaltlich sind unter anderem die folgenden Punkte vereinbart worden:

  • Fortbildungen für Ausbilder und Lehrer (Vergleich von Berufs- und Schulrealität)
  • Lehrerbetriebspraktikum
  • Schülerbetriebspraktikum
  • Gemeinsame Unterrichtsprojekte (handlungsorientierte, fachübergreifende Unterrichtsvorhaben)
  • Experten in Schule und Unterricht, Bereitstellung von Unterrichts- und Methodenkonzepten für die Ausbildungsabteilung des Unternehmens
  • Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit

In der konkreten Umsetzung ergeben sich daraus beispielsweise folgende Projekte:

  • Produktion eines Image-Films mit SuS eines WP II Kurses “Produktion in Handwerk und Industrie“. Das Projekt enthält folgende Elemente: Entwicklung eines Drehbuchs mit der Schülergruppe, Einführung in Kameraführung und Bildschnitt, Einführung in Filmschnittsoftware „imovie“, Durchführung der Dreharbeiten, Abstimmung mit der Marketingabteilung von Güth & Wolf, Filmschnitt.
  • Produktion der Filmmusik für den Image-Film mit einem Oberstufen-Kurs Musik. Erarbeitung verschiedener Funktionen und Kompositionstechniken der Filmmusik, Produktion der einzelnen Musiksequenzen, Einarbeitung in digitale Musikproduktion im Multi-Media Raum Musik, Produktion der Sprachaufnahmen und deren Einbindung in die musikalische Gestaltung, Absprache mit der Marketingabteilung von Güth & Wolf und abschließende Präsentation.
  • Durchführung von Betriebsbesichtigung mit dem Kollegium und anschließender Diskussion über Anforderungen der Wirtschaft an die Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger.
  • Durchführung einer Unterrichtsreihe zum Thema „Industrialisierung“ im Jahrgang 9 im Fach GL mit Betriebsbesichtigung bei G&W und Erforschung der Firmengeschichte.
  • Schülerbetriebspraktikum
  • Mitwirkung beim Bewerbungstraining für Schülerinnen und Schüler in den Jahrgängen 9 und 10
  • Zusammenarbeit bei verschiedenen Unterrichtsprojekten
  • Unterstützung einer Schülergruppe der JKG bei der Teilnahme am Bobby Car Solarcup 2011
Solarcup
Bobby Car Solarcup
Solarcup
 

Quelle: http://www.gueth-wolf.de/sub/de/ausbildung/janusz/
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Firma Güth & Wolf

Ein rotes Band durch die Geschichte der Bandweberei Güth & Wolf

Heutzutage beläuft sich die Produktion bei der Güth & Wolf GmbH auf 240.000.000 Meter Bänder und Gurte jährlich, einer Masse von 3.800.000 Kilogramm, hergestellt auf hochmodernen Nadelautomaten aus synthetischen Hochleistungsfasern und gefärbt auf elektronisch gesteuerten kontinuierlichen Färbestraßen.

1887, als das Unternehmen durch die Gründerväter Konrad Güth und Wilhelm Wolf ins Leben gerufen wird, beginnt man dagegen auf den ersten Schiffchenwebstühlen zu produzieren. Die ersten 6 Mitarbeiter stellen Etiketten und Besatzbänder aus Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen her. Die Bedingungen für den Aufbau eines jungen Betriebs stehen in diesen Jahren aufgrund der friedlichen Situation in einem geeinten Deutschland und der technischen Entwicklungen der industriellen Revolution günstig. So floriert auch die Produktion bei Güth & Wolf bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914.

Güth & Wolf, Dampfkessel, 1912
Dampfkessel, 1912, Foto: Güth & Wolf GmbH

Das Unternehmen spürt die Auswirkungen des Krieges insbesondere durch den Mangel an männlichen Arbeitskräften sowie den Verlust von Auslandsbeziehungen, die schon bis nach Australien und China reichten. Zu Beginn der zwanziger Jahre, nach dem ersten Generationenwechsel in der Geschäftsführung, wird ein neuer Anlauf mit innovativen Produktideen wie Isolierbändern für Elektromotoren und dem Beginn des Färbens und Bleichens gewagt. Durch die wirtschaftliche Krise und die in schwindelnde Höhen kletternde Inflation wird er allerdings schnell zunichte gemacht.

Güth & Wolf, Dampfmaschine, 1912
Dampfmaschine, 1912, Foto: Güth & Wolf GmbH

In den ersten Jahren der totalitären Diktatur Adolf Hitlers ab 1933 befindet sich das Land allerdings durch die angekurbelte Rüstungsindustrie im wirtschaftlichen Aufschwung, so dass auch bei Güth & Wolf nicht nur neue und erweiterte Gebäude errichtet werden, sondern auch die Produktionsmenge in die Höhe steigt. Es werden Militärgurte, insbesondere für Fallschirme, gefertigt.

Güth & Wolf, Kalander, 1912
Kalander, 1912, Foto: Güth & Wolf GmbH

Nach Beginn des Krieges im Jahr 1939 laufen die Geschäfte weiter, doch im Frühjahr 1945 erreichen die Schrecken der militärischen Auseinandersetzungen auch das Unternehmen: Bei einem schweren Bombenangriff im März überleben zwar alle Mitarbeiter, aber ein Großteil der Produktion wird lahmgelegt. Durch den gemeinschaftlichen Wiederaufbau können die Maschinen jedoch schon im Mai desselben Jahres wieder anlaufen.

Die Produkte, mit denen sich Güth & Wolf nach Kriegsende vor dem Untergang bewahrt, sind Mullbinden und aus alten Wehrmachtsgurten hergestellte Markttaschen. Dem herrschenden Personalmangel wirkt man entgegen, indem man in den überfüllten Flüchtlingslagern nach geeigneten Nachwuchskräften sucht. Sie können eine Ausbildung beginnen und werden in einem eigenen Lehrlingsheim untergebracht. Diese Mitarbeiter sind diejenigen, die die Basis für den Erfolg des Unternehmens während des deutschen Wirtschaftswunders stellen.

Im Zuge des Eintritts der dritten Generation wird das noch heute existierende Zweigwerk in Friesoythe, Niedersachsen aufgebaut und 1958 in Betrieb genommen. Die junge Bundesrepublik Deutschland erlebt in diesen Jahren das sogenannte Wirtschaftswunder, ab 1966 beginnt jedoch die erste schwerwiegende Rezession nach Ende des Krieges. Auch die Ölkrise und die beginnende Abwanderung der verarbeitenden Bekleidungs- und Textilindustrie bedeuten Einbrüche in den Produktions- und Verkaufszahlen sowie den Verlust bisher bestehender Märkte und Kunden für die Güth & Wolf GmbH.

Güth & Wolf, Produktionshalle, 2013
Produktionshalle 2013, Foto: Güth & Wolf GmbH

In den darauffolgenden Jahrzehnten weiß die Güth & Wolf GmbH sich jedoch mit Kreativität und innovativer Neuausrichtung zu behaupten und neue Märkte wie die ab 1989 wieder offen stehenden Ostblock-Staaten zu erschließen. Die vierte Inhabergeneration, repräsentiert durch den aktuellen, seit 1993 im Unternehmen tätigen Geschäftsführer Hermann Güth, steht vor der Herausforderung, eine immer rationellere Produktion zu erhalten und die Produktpalette den Ansprüchen entsprechend zu erweitern sowie neue Liefer- und Kundenstrukturen in einem sich ständig verändernden, globalisierten Umfeld zu erschließen.

Dennoch schmiegt sich der Hauptbetrieb bis heute an die Ufer des Gütersloher Flusses Dalke, wo auch vor 125 Jahren die ersten Gebäude errichtet wurden. Genau diese Qualitäten möchte sich das Unternehmen erhalten: der Sitz an einem traditionsreichen Standort als Familienbetrieb und die weiterführende Entwicklung anspruchsvoller, qualitativ hochwertiger und innovativer textiler Problemlösungen, sowie deren Produktion mit modernster Fertigungstechnologie – sie bilden gemeinsam das Gewebe für die Zukunft. Gefärbt wird das Band mit der technischen Beratung und dem Kundenservice durch Fachkräfte, deren Aus- und Fortbildung bei der Güth & Wolf GmbH schon immer im Vordergrund stehen.

Die Umweltstiftung Gütersloh bedankt sich bei Frau Larissa Güth für die Erstellung des Textes und bei der Firma Güth & Wolf GmbH für die Überlassung des Bildmaterials.

Die Nutzung des Dalkewassers in der Bandweberei Güth & Wolf in früherer Zeit

Das Wasser der Dalke plätscherte auch zu Gründungszeiten der Firma Güth & Wolf nicht nur munter an dem Gelände des Unternehmens entlang - auch und gerade im ausklingenden 19. Jahrhundert war der Fluss von großer Bedeutung für die Produktion der ersten Bänder und Gurte:

Im Gründungsjahr 1887 war eine maschinelle Herstellung nur durch die aus Großbritannien kommende Technologie der Dampfmaschine möglich, da Strom für den Antrieb von Maschinen noch nicht verfügbar war. Der Dampf zum Antrieb der Maschinen wurde aus dem Wasser der Dalke gewonnen. Der eigentliche Antrieb der Webmaschinen erfolgte über eine so genannte Transmission.

Natürlich war auch in der Vergangenheit das Färben und Bleichen von Textilien ohne den Einsatz von Wasser als Lösungsmittel für die Farbstoffe unmöglich. Güth & Wolf begann in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts mit dem Bleichen, wenig später auch mit dem Färben von Bändern und Textilien.

Güth & Wolf, Färberei, 1912
Färberei, 1912, Foto: Güth & Wolf GmbH

Im Gegensatz zu dem vollautomatischen Prozess von heute ging allerdings alles etwas langsamer und beschwerlicher vor sich: Die Färbeflotte, also die Lösung aus Wasser und Farbstoff, gab es auch damals schon, auch wenn sie von Hand hergestellt werden musste. Das zu färbende Textil wurde zu so genannten „Wrungen“ aufgespult. Wrungen sahen ungefähr aus wie ein überdimensionales Garnknäuel. Diese Masse an Band wurde an Stöcke gehängt, um dann in die Färbeflotte getaucht zu werden.

Um die Textilien einheitlich und vollkommen zu färben war es vonnöten, diese durch die Färbeflotte zu ziehen – das geschah jahrzehntelang von Hand. Auch der Waschprozess, der auf das Färben folgte, lief nach diesem Prinzip ab.

In einer großen Zentrifuge wurden die Wrungen anschließend geschleudert, um überschüssige Flotte zu entfernen.

Güth & Wolf, Kufenfärberei, 1937
Kufenfärberei, 1937, Foto: Güth & Wolf GmbH

Statt wie heute direkt auf den automatischen kontinuierlichen Färbestraßen getrocknet zu werden, hing man die Bänder in einem beheizten Raum auf.

Nach dem Trocknen erfolgte ein weiterer Schritt, für den ebenfalls das Wasser der Dalke verwendet wurde: Die Bänder wurden auf einem Zylinder geglättet. Dieser Zylinder wurde ebenfalls durch Dampf beheizt. Um die Bänder zu steifen, wurden sie mit Kartoffelstärke imprägniert.

Die erste kontinuierliche Färbeanlage, ähnlich jenen, die heute im Unternehmen in Benutzung sind, wurde Mitte der 60er Jahre installiert.

Güth & Wolf, Bandfärberei, 2013
Bandfärberei 2013, Foto: Güth & Wolf GmbH

Wie die Dalke Textilien färbt - Der Weg des Wassers durch die Güth & Wolf GmbH

Seit ihrer Gründung im Jahr 1887 schmiegt sich die Bandweberei Güth & Wolf GmbH an die Ufer des Gütersloher Flusses Dalke - damit hat die Band- und Gurtweberei nicht nur einen schönen, naturnahen, sondern auch einen praktischen Standort: Zwar werden die modernen Maschinen zum Weben der Textilien nicht mit Wasserkraft angetrieben, das Wasser der Dalke spielt innerhalb des Fertigungsprozesses eines Bandes oder Gurtes dennoch eine wichtige Rolle: es ist essentieller Bestandteil des Färbeprozesses der Produkte der Güth & Wolf GmbH.

Bevor das Dalke-Wasser aber im eigentlichen Fertigungsprozess verwendet wird, erfolgen besondere Vorbereitungen: Über große Pumpen wird es der Dalke entnommen. Schon dabei sorgt ein Sieb dafür, dass beispielsweise Laub und anderer Schmutz nicht in die Anlage gelangen. Das Wasser wird in große Filtertanks in den Betrieb gepumpt und mehrfach gefiltert. Zu den herausgefilterten Schmutzpartikeln gehört zum Beispiel auch schlicht Sand, aber auch Öl, das durch verunreinigten Regen von Straßenabflüssen in dem Fluss landet.

In einem weiteren Schritt wird das Wasser enthärtet, da für die Verwendung in der Fertigung sehr weiches Wasser benötigt wird.

Nach Filterung und Enthärtung landen die Wassermengen in 2 großen Vorratstanks, aus denen die benötigten Liter entnommen werden können. Ein Teil des erforderlichen Wassers wird über Wärmetauscher mit der überschüssigen Wärme des Abwassers vorgeheizt. Je nach zu färbendem Produkt muss das Wasser verschiedene Temperaturansprüche erfüllen, teilweise wird es in weiteren Schritten auf 100 Grad Celsius erhitzt. Diese weitere Erhitzung erfolgt durch direkt eingetragenen Dampf.

Güth & Wolf, Färberei, 1912
Färberei, 1912, Foto: Güth & Wolf GmbH

Der erste Einsatz des Wassers erfolgt dann in den Mischbottichen der Färberei: Alle Farbstoffe, durch die die Textilien rot, grün, blau oder violett werden, müssen in Wasser gelöst werden. Die dabei entstehende Lösung wird Flotte genannt und muss ständig bei einer bestimmten Temperatur gerührt werden, damit eine gleichmäßige Färbung der Bänder und Gurte sicher gestellt ist. Die Bottiche mit mechanisch betriebenen Rührstäben befinden sich oberhalb der eigentlichen Färbestraßen, wie man die zum Färben gebrauchten Maschinen im Fachjargon nennt.

Güth & Wolf, Kufenfärberei, 1937
Kufenfärberei, 1937, Foto: Güth & Wolf GmbH

Das Färben selbst erfolgt dann durch das „Tränken“ in dieser Lösung aus Wasser und Farbstoff. Diese Flotte wird aus den Behältern von oben in Tröge an der Maschine geleitet, überschüssige Mengen werden anschließend von 3 durch Pneumatik zusammengepresste, angetriebene Walzen aus den Textilien herausgequetscht. Es muss eine chemische Reaktion oder physikalische Bindung zwischen Textil und Flotte, also Farbstoff stattfinden, damit die Farbe haltbar, waschecht, wird.

Dazu trägt auch das Dämpfen und Trocknen bei: Der dazu verwendete Dampf wird ebenfalls durch Wasser aus der Dalke erzeugt. Je nach Material der Textilien muss der Wasserdampf eine festgelegte Temperatur haben. Für ein Gewebe aus Polyamid, beispielsweise, wird er auf 130 Grad Celsius überhitzt.

Güth & Wolf, Garnfärberei, 2013
Garnfärberei 2013, Foto: Güth & Wolf GmbH

Nach dem Dämpfen und Trocknen folgt ein weiterer Schritt, um dafür zu sorgen, dass kein Farbstoff von den Bändern und Gurten, die beispielsweise mal als Klettergurte oder Hundeleinen in den Händen des Verbrauchers landen, abfärben kann: Die Textilien müssen ein weiteres Mal in Wasserbädern – natürlich mit Wasser aus der Dalke – gewaschen werden, um überschüssige Farbstoffreste zu entfernen. Auch dieses Wasser muss eine bestimmte Temperatur haben, die dafür erforderliche Energie liefern die Wärmetauscher und der im Kesselhaus erzeugte Dampf.

Nach diesem Waschgang wird die sogenannte Appretur aufgetragen. Damit werden die Textilien allgemein gesprochen weniger angreifbar in ihrem alltäglichen Gebrauch, beispielsweise scheuerbeständiger oder schrumpfarm. Das bei der Appretur verwendete Wasser verdunstet, anders als in den vorangegangenen Produktionsschritten entsteht dabei also kein verschmutztes Wasser. Der letzte die Textilien betreffende Schritt ist das Verstrecken. Dabei laufen die Textilien über Walzen, die mit kaltem Wasser aus der Dalke gekühlt werden.

Güth & Wolf, Bandfärberei, 2013
Bandfärberei 2013, Foto: Güth & Wolf GmbH

Das sonstige Wasser, das durch das Waschen der Textilien nun verschmutzt ist, läuft in einen Kanal, in dem es erst durch spezielle Siebe geführt wird, bevor es in einem Edelstahltank ankommt. Es wird dann in ein Misch- und Ausgleichsbecken auf dem Gelände des Betriebes geleitet, wo es gesammelt wird und bereits abkühlen kann. Das Becken dient außerdem zur automatischen ersten Neutralisierung der Abwässer: In dem Prozess des Färbens entstehen sowohl saure als auch alkalische Lösungen, durch das Zusammenführen aller neutralisieren sie sich gegenseitig. Die Güth & Wolf GmbH hält einen bestimmten pH-Wert ein. Wird dieser nicht durch die automatische Neutralisierung erreicht, werden, je nach Bedarf, Säure oder Lauge zugeführt.

Die Wärmetauscher übertragen nicht nur die Hitze des verbrauchten Wassers auf das frische, das im Färbeprozess verwendet wird, sondern regeln dabei auch die Temperatur der Abwässer. Wenn diese sowohl die vorgeschriebene Temperatur als auch den erwünschten pH-Wert haben, werden sie in die Kanalisation der Stadt Gütersloh und bis zum Klärwerk Putzhagen zur endgültigen Reinigung geleitet.

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