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Station 16: Dalkerenaturierung Westring

Gut 100 Meter westlich (stadtauswärts) des Westrings nahe dem Sportplatz Kamphof liegt einer der ersten kleineren Renaturierungsabschnitte der Dalke. Hier wurde am Südufer der Dalke im Jahre 1999 eine Flussschlinge um eine kleine Insel gelegt, die Ufer wurden abgeflacht und aufgeweitet und der gesamte so entstandene Feuchtbereich einer natürlichen Entwicklung überlassen.

Dalkerenaturierung Fritz-Blank-Straße
Dalkerenaturierung Fritz-Blank-Straße, Foto: Stadt Gütersloh

Die Dalke lagerte dort im Laufe der Folgejahre Sand- und Schlammbänke ab, auf denen sich spontan eine reiche Staudenvegetation sowie Gehölze ansiedelten. Im Sommer finden nun Schmetterlinge und andere Insekten ein reiches Nahrungsangebot z.B. an den leuchtend violetten Blütenkerzen des Blutweiderichs. Das südlich zur Fritz-Blank-Straße anschließende Restgrundstück wurde als extensiv bewirtschaftete Obstwiese gestaltet.

Allerdings ist das kleine Feuchtgebiet im Sommer von der Dalkepromenade am Nordufer aus kaum zu sehen, weil es inzwischen von einer dichten Gehölzkulisse abgeschirmt wird. Von der Südseite aus ist es nicht zugänglich. Aber vielleicht kann ja bald der Plan zur Weiterführung der Renaturierung in Richtung Westring umgesetzt werden? Dann kann man von der Promenadenbrücke am Westring in den naturnahen Bachabschnitt hinunterschauen und die naturnahe weitere Entwicklung miterleben.

Die Umweltstiftung Gütersloh bedankt sich bei der Sparda-Bank Hannover-Stiftung/Sparda-Bank Gütersloh für die finanzielle Unterstützung, mit der die Herstellung und Montage einer Info-Tafel vor Ort ermöglicht wurde.

Die Niederschlagswasserbeseitigung im Wandel der Zeit

In den Anfängen der Abwasserbeseitigung wurde das Niederschlagswasser zusammen mit dem Schmutzwasser in Rinnen und Gräben abgeleitet. Das Niederschlagswasser wurde auch in Zisternen gesammelt und für Wäschewaschen und zur Gartenbewässerung genutzt. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden bereits die ersten Abwasserkanäle im Stadtgebiet erstellt.

Dort wo keine Gräben oder Kanäle vorhanden waren, wurde das Schmutzwasser auf dem Grundstück über einfache Klärgruben gereinigt und das vorgereinigte Abwasser im Boden versickert. Das Regenwasser wurde über Schächte oder Drainageleitungen auf dem Grundstück versickert.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Regenwasserkanäle in Gütersloh erstellt.
In der Polizeiverordnung der Stadt Gütersloh von 1915 wurde erstmals geregelt, dass das Niederschlagswasser nicht mehr zusammen mit dem Schmutzwasser abgeleitet werden darf. Bei einer Einzelbebauung musste dann das Niederschlagswasser auf dem Grundstück versickert werden. Im innerstädtischen Bereich, dort wo die Grundstücksgröße eine Versickerung nicht zuließ, musste das Niederschlagswasser in gesonderte Regenwasserkanäle abgeleitet werden. Häufig wurde aber auch das Niederschlagswasser einfach auf die Straße abgeleitet, wo es von den Straßeneinläufen aufgenommen wurde.

Fortan wurde in Gütersloh das Niederschlagswasser, sofern es nicht auf den privaten Grundstücken beseitigt werden konnte, den städtischen Regenwasserkanälen zugeführt.

Heute
Die Anforderungen an die Regenwasserbeseitigung haben sich seitdem stetig erhöht. Zum einen steht der Grundwasserschutz und auf der anderen Seite der Hochwasserschutz bzw. die hydraulische Belastung der Gewässer im Fokus.

So muss das Niederschlagwasser aus der städtischen Kanalisation über Regenklärbecken vorbehandelt oder Regenrückhaltebecken gespeichert werden bevor es in einen Bach geleitet werden darf. Aber auch die Anforderungen an die Grundstückseigentümer haben sich erhöht. Ab dem Jahr 1991 ist für die Versickerung des Niederschlagswassers auf den Grundstücken eine wasserrechtliche Erlaubnis einzuholen. Hierdurch soll erreicht werden, dass das Niederschlagswasser nicht direkt in das Grundwasser eingeleitet wird, sondern vorher vom Boden gereinigt wird. Niederschlagswasser von mit Pkw befahrenen Hofflächen darf nur nach Vorbehandlung versickert werden, sofern es nicht oberirdisch abgeleitet wird.

Durch zunehmende Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten reduzieren sich die unbebauten Grundstücksflächen (Erhöhung der Versiegelung). Insbesondere im innerstädtischen Bereich führt dies zu Problemen bei der Regenwasserbeseitigung. Auf den Grundstücken ist häufig kein Platz für eine Versickerung und die Regenwasserkanäle sind in einigen Fällen nur für die Straßenentwässerung ausgelegt. Bei extremen Regenereignissen kann es zur Überlastung der Regenwasserkanäle kommen.

Zudem führt die verstärkte Ableitung des Niederschlagswassers über die Kanalisation zur hydraulischen Belastung der Gräben, Bäche und Flüsse. Überschwemmungen der Straßen oder auch extremes Hochwasser in den Gewässern ist dann die Folge.

Hier werden als Gegenmaßnahmen die Vergrößerung der Regenwasserkanäle, der Bau von Regenrückhaltebecken und Renaturierungsmaßnahmen am Gewässer ergriffen. Positive Erfolge werden aber auch durch Flächenabkopplungen erreicht. Hierbei werden zuvor an den Regenwasserkanal angeschlossene befestigte Flächen entweder zurückgebaut (entsiegelt) oder an Versickerungsanlagen angeschlossen. Durch Einführung der Niederschlagswassergebühr im Jahr 2003 konnten hier auch finanzielle Anreize für den Grundstückseigentümer geschaffen werden.

Bei Neuerschließungen von Baugebieten werden auch Anforderungen zur Niederschlagwasserbeseitigung in den Bebauungsplänen getroffen. So werden zum Beispiel Versickerungsanlagen für Niederschlagswasser auf den Baugrundstücken gefordert oder im Baugebiet zentrale städtische Versickerungsanlagen errichtet. Bei gewerblichen Grundstücken werden zum Teil auch Rückhalteanlagen gefordert.

Text: Jürgen Kruck, Stadt Gütersloh, Fachbereich Tiefbau

Renaturierung der Dalke Auf dem Knüll

Den schönsten Ausblick auf den renaturierten Dalkebach entlang der Grünanlage Auf dem Knüll hat man zweifelsfrei von der großen Fußgängerbrücke, welche den Westring (B61) überquert. Es ist kaum noch vorstellbar, dass der Bach hier bis vor kurzem noch in einem starren, geradlinigen Regelprofil, völlig versteckt hinter dichtem Gehölz, seinen Lauf nahm.

Dalkerenaturierung Auf dem Knüll

Seitdem der städtische Fachbereich Grünflächen im Herbst 2010 mit den Arbeiten zur Renaturierung auf dem etwa 200 Meter langen Abschnitt begann, hat sich einiges verändert. Zunächst wurde die dichte Gehölzpflanzung unter weitestgehender Schonung des Altbaumbestandes entfernt und offenbarte schließlich den Blick auf einen schnurgeraden, naturfremden Bachlauf mit steilen und formalen Uferböschungen.

Dalkerenaturierung Auf dem Knüll

Durch umfangreiche Erdarbeiten, bei denen etwa 2.000 Kubikmeter Boden bewegt wurde, erhielt die Dalke ein ganz neues Bachbett. Nun verläuft sie bis zu 20 Meter weiter südlich und schlängelt sich harmonisch durch eine Wiesenlandschaft. Die Uferböschungen wurden deutlich abgeflacht und es konnte sich bereits nach wenigen Monaten eine üppige Röhricht- und Staudenflur am Gewässerrand etablieren.

Dalkerenaturierung Auf dem Knüll

Aus der angrenzenden Grünanlage öffnet sich nun der freie Blick auf die Dalke und eine Ufertreppe aus Bruchsteinen ermöglicht den direkten Zugang zum Wasser. Große Sitzblöcke laden hier zum Verweilen ein.

Neben der ökologischen Bedeutung für Flora und Fauna leistet die Renaturierungsmaßnahme auch einen nicht unerheblichen Anteil zum Hochwasserschutz, da die angrenzenden Wiesenflächen überflutet werden können. Die Ausbaukosten wurden mit einem Anteil von 80 Prozent vom Land NRW im Rahmen eines Förderprogramms übernommen.