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Station 17: Dalkerenaturierung Im Füchtei

Diese Station ist über die Herzebrocker Straße und Im Füchtei entlang der Dalkepromenade stadteinwärts nach etwa 250 Metern zu erreichen. Für Wanderer, die von dieser Stelle aus den Wassererlebnispfad Dalke erkunden wollen, steht Im Füchtei ein kleiner Parkplatz zur Verfügung.

Dalkerenaturierung Im Füchtei
Dalkerenaturierung Im Füchtei, Foto: Stadt Gütersloh

In den Jahren 2005/2006 wurden in dem Abschnitt zwischen Gabelsberger Weg und Im Füchtei umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen an der Dalke vorgenommen. Der bis dahin kanalähnliche Verlauf des Baches parallel zum Promenadenweg wurde komplett neu gestaltet. Dazu wurde eine großzügige Auenlandschaft, die bei Hochwasser große Wassermengen aufnehmen kann, geschaffen. Die Bepflanzung erfolgte ausschließlich mit standortgerechten Stauden und Gehölzen.Die folgende Aufnahme zeigt die renaturierte Dalke wenige Monate nach Beendigung der Bauarbeiten. Die Bilderstrecke am Ende dieses Artikels gibt einen Überblick darüber, wie sich die Landschaft in diesem Dalkeabschnitt entwickelt hat. Die Aufnahmen entstanden im Juli 2011 (Fotos: Stadt Gütersloh).

Themenschwerpunkt des Wassererlebnispfades an dieser Station sind der ausschließlich unter Gesichtspunkten des Hochwasserschutzes durchgeführte Ausbau der Dalke in den Jahren 1966 bis 1972 und der ab 1998 durchgeführte Versuch, die schlimmsten Fehlentwicklungen aus der Vergangenheit wieder rückgängig zu machen. Darüber hinaus gibt es Informationen über die Entwicklung der Landschaft (in Gütersloh) von der Saale-Eiszeit vor etwa 250.000 Jahren bis heute.

Die Umweltstiftung Gütersloh bedankt sich bei Familie Glashörster, die die Herstellung und Montage einer Info-Tafel vor Ort unterstützt hat.

Die folgenden Bilder aus dem Jahr 2011 zeigen wie sich die Dalke und ihr Umfeld nach der Renaturierung entwickelt haben. Fotos: Stadt Gütersloh

Landschaftsgeschichte des Stadtgebietes Gütersloh

Die Landschaft des hiesigen Raumes wurde geprägt durch die letzten Eiszeiten, insbesondere der Saale-Eiszeit vor etwa 200.000 bis 250.000 Jahren. Die Weichsel-Eiszeit, die um 70.000 bis 10.000 Jahre vor heute datiert wird, brachte nur noch eine Vereisung von Teilen des Nordostdeutschen Tieflandes nordöstlich der Elbe.

In der Nacheiszeit dominierten zunächst Kiefern-Birkenwälder (10.000 bis 8.800 vor Christus), die später (ab 7.000 bis 6.000 vor Christus) durch Eichenmischwälder abgelöst wurden. In den grundwasserbeeinflussten und periodisch überfluteten Auenbereichen sind der Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald und der Erlen-Eichen-Birkenwald die natürlichen Waldgesellschaften.

Durch die Nutzung und Bewirtschaftung des Menschen wurden diese Wälder nachhaltig beeinflusst. Die Traubenkirschen-Erlen-Eschenwälder und die Erlen-Eichen-Birkenwälder sowie die Erlenbrüche der Niederungen werden heute überwiegend als Grünland und in zunehmendem Maße bereits als Acker bewirtschaftet.

Weitere Landerschließungen und zusätzliche Rodungen zur Gewinnung von Ackerland folgten. Gleichzeitig wurden die vorhandenen Wälder intensiv genutzt (z. B. zur Weide des Viehs), bis sie schließlich durch Übernutzung verheideten. Der Höhepunkt der Heideflächen-Verbreitung ist um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhunderts erreicht.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nimmt der Anteil des Grünlandes durch die Bildung von Wassergenossenschaften und die Organisation der Heidekultivierung zu. Mit finanzieller Unterstützung des Staates werden Wasserläufe reguliert, Sumpfwiesen trockengelegt und magere Wiesen bewässert.

Spätestens ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es aufgrund des Strukturwandels und der EG-Agrarreform zu einer weiteren Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung. Neue Flurbereinigungsverfahren ermöglichten die Entwässerung von Parzellen. Verstärkter Gewässerausbau und zunehmende Grünlandumbrüche führten zu einer grundlegenden Änderung des Landschaftsbildes.

In den letzten 100 Jahren haben sich darüber hinaus die Flächen für das Straßen- und Wegenetz sowie der Siedlungen enorm vergrößert und nehmen heute etwa 35 Prozent der gesamten Fläche des Stadtgebietes ein.

Ausführliche Informationen über die Landschaftsgeschichte des Stadtgebietes Gütersloh finden Sie in den Umweltdaten der Stadt Gütersloh.

Dalkeausbau im Bereich Füchtei - Gabelsberger Weg

Für die Zeit vor 1800 ist zu vermuten, dass die Anlieger der Dalke - wie für den Reiherbach belegt - die Ufer, die Sohle und ggf. auch den Verlauf in Teilstrecken verändert haben. Die im folgenden Text erwähnten Kartenbilder stehen am Ende dieses Artikels zum Download zur Verfügung.

Das Kartenbild um 1800 zeigt den typischen mäandrierenden Verlauf eines Tieflandsbaches. Er ist von Grünland umgeben, auf den nördlich gelegenen Dünen (hier wohl eiszeitliche Uferwälle der Ems) stockt Wald, die weitere Umgebung ist im Wesentlichen Ackerland. Heideflächen schließen sich erst weiter südlich (Sudheide) und weiter nördlich (Pavenstädt) an. Die so belegte landwirtschaftliche Nutzung hat den Dalkeverlauf im Detail sicherlich schon deutlich beeinflusst, doch kann der Verlauf als weitgehend naturnah angesehen werden.

Im etwas detaillierteren Kartenbild von 1837 zeigt der Dalkeverlauf zwischen den jetzigen Brücken Gabelsberger Weg und Im Füchtei bereits erkennbar weniger Mäander; hier haben offenbar bereits Veränderungen zur Verbesserung des Abflusses stattgefunden. 1897 ist die Dalke in diesem Abschnitt bereits fast völlig begradigt, und in den umliegenden Talflächen ist eine Vielzahl von Entwässerungsgräben erkennbar.

Die Aufrechterhaltung der Vorflut war für die Besiedlung und Urbarmachung der ansonsten ursprünglich weitgehend sumpfigen Dalkeniederung eine wichtige Bedingung. Für die Zeit ab 1853 sind diese Räumpflichten sogar in einer eigenen Polizei-Verordnung reglementiert. Danach war die Dalke im Bereich der Stadt Gütersloh bis zur Mündung auf einer Sohlbreite von 10 Fuß (circa 4,70 Meter) und einer Mindestwassertiefe von 1,5 Fuß (circa 50 Zentimeter) instand zu halten. Hindernisse mussten geräumt werden, auch Uferbewuchs musste freigeschnitten werden.

Das Problem der zunehmenden Sandfracht durch wachsende Besiedlung und intensivierte Landwirtschaft (1883 beschrieben für die Ems) dürfte auch für die Dalke zutreffen und zu ständigen Unterhaltungsmaßnahmen gezwungen haben. Dazu gehörten:

die „Verheidung“ großer Teile des sandigen Ostmünsterlandes durch Übernutzung der Wälder, Entblößung der Böden und Entwicklung von Heiden mit Plaggenwirtschaft, die ihren Höhepunkt um etwa 1800 erreichte („Heidebauerntum“); Begleiterscheinungen waren Sandverwehungen im größeren Ausmaß;
das „Wiesenbrechen“, das heißt die Anlage ebener (Flöß-)Wiesenflächen in den Talauen durch Abstechen seitlicher Talränder bzw. -terrassen und Abschwemmen des abgestochenen Sandes über den Bach mit der Folge von Sohlenerhöhungen im Dezimeterbereich. Das „Grünlandbauerntum“ entwickelte sich besonders intensiv nach den Markenteilungen Anfang des 19. Jahrhunderts
die Entwässerung von Feuchtgebieten
die Kultivierung von Heideflächen durch Umbrechen unter anderem mittels Dampfpflug ab etwa 1900

Die Behinderung des Wasserabflusses in Kombination mit der zunehmenden Wasserführung (infolge Entwässerung, Mühlenrückstau etc.) führte zu vermehrtem Sommerhochwasser, das große Teile der Jahresernten vernichtete, so dass ab etwa 1900 vom Kreis Wiedenbrück erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung der Wasserwirtschaft unternommen wurden. Wassergenossenschaften zur Gewässerunterhaltung wurden gegründet, der Unterlauf der Dalke zwischen Neuer Mühle und Ems bereits um 1900 reguliert und eingedeicht. Vermutlich sind bereits im Rahmen der Verkoppelungen (= Flurbereinigungen) ab 1900 zum Zwecke der Melioration Regulierungen des Dalkeverlaufs vorgenommen worden. Die 1909 gegründete Wapel-Dalketal-Wassergenossenschaft sollte „... den Lauf der Wapel von der Chaussee Gütersloh-Wiedenbrück an bis zu ihrer Einmündung in die Dalke unter Beseitigung des Staus an der neuen Mühle ... regulieren und so eine gründliche Entwässerung des angrenzenden stark versumpften Wiesentals ... ermöglichen.“ 1927 wurde ein Entwurf zur Regulierung der Dalke im nach oben anschließenden Stadtgebiet Gütersloh aufgestellt (Einzugsgebiet 150 Hektar).

Im Zuge des großen Emsausbaus von 1933 bis 1941 (Einstellung wegen des Krieges) durch den Reichsarbeitsdienst und den „Freiwilligen Arbeitsdienstes“ wurde der Emsabschnitt zwischen Dalkemündung und Rheda ab 1934 (weitgehend in Handarbeit!) begradigt, auf doppelte Breite ausgebaut und Altarme verfüllt. Dieser Ausbau war wesentlich radikaler als die Maßnahmen der Genossenschaften, die sich noch weitgehend an dem vorhandenen Lauf orientiert hatten. Das Jahrhunderthochwasser im Februar 1946 beschädigte die Ausbauten allerdings in so großem Ausmaß, dass die Ems zwischen Rheda und Marienfeld von 1948 bis 1953 erneut ausgebaut und kanalartig mit Steinpackungen und Buschmatten gegen Uferabbrüche befestigt wurde. Von beiden Ausbauten war auch jeweils der Unterlauf der Dalke (unterhalb der Neuen Mühle) mit betroffen.

Das Kartenbild von 1955 zeigt eine stark begradigte und ausgebaute Dalke im gesamten Unterlauf, vermutlich entsprechend der Ausbauplanung von 1927 (diese liegt hier nicht vor). Der Ausbauplan des Kreises von 1962 folgt diesem Verlauf vollständig und bringt offenbar lediglich eine zusätzliche Verbreiterung und Böschungsgestaltung. Demgemäß verändert sich das Kartenbild des Bachlaufes bis heute nicht mehr.

Lediglich in der Aue ist eine Intensivierung der Nutzung abzulesen: 1897 noch durchgehend Grünland (hier fallen die abgestochenen Terrassenkanten besonders auf!), erscheint im Zustand von 1955 die erste Ackerfläche unmittelbar nördlich des Baches gegenüber der heutigen Renaturierung (heute Gehölz), und 1986 ist die heutige Renaturierungsfläche vollständig als Acker eingezeichnet. Die neu errichtete Kläranlage und gewachsene Siedlungsgebiete im nahen Umfeld (Gabelsberger Weg / Töpferstraße und Putzhagen) sind bis 1986 die auffälligeren Änderungen.

Quellen:

  • Topografische Karten 4016 Gütersloh (Messtischblätter 1 zu 25.000) aus 1837, 1897, 1955, 1986, 1993
  • „Carte von der Grafschaft Rheda“ um 1800, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin, Kartenabteilung: Signatur Karte N 31664 (Reproduktion als Anlage zu: Johannes Meier & Jochen Ossenbrink: Die Herrschaft Rheda – Eine Landesaufnahme vom Ende des Alten Reiches, Bielefeld 1999)
  • Ansgar Kaiser: Zur Geschichte der Ems – Natur und Ausbau. – Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Gütersloh. Rheda-Wiedenbrück 1993
  • Gütersloher Beiträge zur Heimat- und Landeskunde des Kreises Wiedenbrück (GB), Hefte 20 (W. Wißmann: Die Dalke, unser Heimatfluß), 22 (Polizei-Reglement), 36/37 (H. Oberröhrmann: Die Regelung von „Umweltschäden“ anno 1798)
  • NZO-GmbH: Rahmenplan für Optimierungsmaßnahmen in der Dalkeaue – Stadt Gütersloh, Fläche am Hof Höner. – Bielefeld 1992

Ausbau der Dalke in den 1930er Jahren

Bereits in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde schon massiv in den Verlauf der Dalke eingegriffen. Dies wird durch den folgenden Auszug aus dem Verwaltungsbericht der Stadt Gütersloh 1932 bis 1938 dokumentiert:

„Das Bett des Dalkebaches war stark versandet und im unteren Lauf des Baches sehr verengt. Bei starken Niederschlägen und plötzlich einsetzender Schneeschmelze vermochte der Bach die ihm zufließenden Wassermengen nicht mehr aufzunehmen und abzuführen; er trat über seine Ufer und setzte die angrenzenden Gebiete zum Schaden der dort befindlichen Gebäude und Ländereien unter Wasser. Der Regenwasserkanal fand nicht mehr genügend Vorflut, das Dalkewasser staute in die Rohrleitungen zurück und setzte manche Straßen unter Wasser.

Diesen Übelständen konnte nur durch eine Regulierung des Baches begegnet werden. 1937 wurde er in seinem unteren Lauf bis zur Mühle von Meier Merklinghaus unter größtmöglicher Schonung der Uferlandschaft verbreitert und vertieft. Es wurden den Wasserabfluss hindernde Krümmungen beseitigt, neue Böschungen angelegt und da, wo es nötig war, die Ufer durch Mauern und Steinpackungen befestigt. Die Arbeiten gestalteten sich mitunter recht schwierig; nahe am Ufer stehende Gebäude mußten hin und wieder unterfangen oder auf andere Weise gegen Einsturzgefahr gesichert werden.

Die Regulierung des unteren Dalkelaufes hat einen vollen Erfolg gehabt: das Wasser kann frei und ungehindert abfließen, Überflutungen sind nicht mehr vorgekommen. Im nächsten Jahre wird der Bach in seinem oberen Laufe reguliert werden. Gleichzeitig mit der Regulierung des Unterlaufes wurde die im Zuge der Friedhofstraße befindliche Brücke durch eine neue ersetzt und die Brücke im Zuge der Straße Unter den Ulmen auf gleiche Breite wie die Straße gebracht.“

Ausbau der Dalke 1966 bis 1972

Die immer wiederkehrenden Überschwemmungen im Gütersloher Stadtgebiet machten einen hochwassersicheren Ausbau der Dalke unerlässlich. Bereits im Jahr 1962 wurden die Entwurfsplanungen zum rund 3,4 Millionen DM (1,74 Millionen Euro) teuren Ausbau der Dalke vorgelegt. Gemäß Beschluss des Kreistages vom 17.11.1962 erklärte sich der damalige Landkreis Wiedenbrück (heute: Kreis Gütersloh) zum Bauträger für den Ausbau der Dalke.

Der Dalkeausbau wurde über einen rund 10,2 Kilometer langen Abschnitt von der Strangmühle in Avenwedde bis zur Einmündung in die Wapel für notwendig erachtet. Um einen sicheren Hochwasserabfluss gewährleisten zu können, wurde der damals circa 1,1 Kilometer unterhalb der Strangmühle in die Dalke mündende Menkebach aus seinem bisherigen Lauf herausgenommen und unmittelbar bei der Strangmühle in die Dalke eingeleitet. Ferner wurde die Wapel auf einer Länge von circa 1.900 Meter in den Ausbau einbezogen.

Die Ursachen der regelmäßig eintretenden Überschwemmungen waren vor allem verschiedene Engstellen im Flussbett, die einen zügigen Abfluss des Wassers verhinderten. Hinzu kamen zum Teil erhebliche Sandablagerungen, insbesondere vor den Stauwehren.

Im Erläuterungsbericht des Landkreises Wiedenbrück zum Dalkeausbau vom 20.03.1962 wurden folgende Engpässe genannt:

  • Die Brücke Verler Straße verursachte einen Rückstau. Der dort rechtszeitig verlaufende Talgraben (Umflutgraben) reichte zur Aufnahme des Überschwemmungswassers nicht aus.
  • Bei der Mühle Avenstroth war die lichte Weite des Flusses zu gering und der Fachbaum (Unterkante des Wehres, wenn der Stau geöffnet ist) zu hoch. Die hohen Sandablagerungen im Bachbett reichten bis zur Verler Straße zurück.
  • Vor dem Stauwehr von Meiers Mühle war das Abflussprofil durch Sandablagerungen ebenfalls stark verkleinert. Auch hier stellte die zu hohe Fachbaumlage und die zu kleine lichte Weite des Flussbettes einen weiteren Engpass dar.
  • Der Bahndurchlass in der Nähe der Neuenkirchener Straße war zu eng bemessen.
  • Weitere Engpässe waren durch die zu hohe Sohlenlage und zu kleine und unregelmäßige Bachquerschnitte bedingt.

Insgesamt sollte die Bachsohle auf der gesamten Ausbaustrecke (10.244 Meter) im Mittel um 0,5 Meter vertieft werden. Das Sohlgefälle und die Linienführung sollte - abgesehen von einigen kleineren Begradigungen - beibehalten werden. Darüber hinaus wurden folgende Kriterien für den Ausbau der Dalke festgelegt:

  • Entlang der Dalke wurde eine Böschungsneigung von 1 zu 2 (22,5 Grad) vorgesehen.
  • Wo dies wegen Bebauung oder aus anderen Gründen nicht möglich war, wurden ein Sonderprofil oder besonders zu befestigende Böschungen (Spundwände) vorgesehen.
  • Die Dalke sollte auf eine Sohlenbreite von sechs Meter ausgebaut werden.
  • Das Gefälle sollte durch zusätzliche Sohlenabstürze auf 0,7 bis 0,9 Promille vermindert werden.

Der Ausbau der Dalke erforderte aber nicht nur Eingriffe in das Flussbett, sondern machte auch den Neubau verschiedener Brücken, Kultur- und Mühlenstaus erforderlich. Insgesamt waren 18 Bauwerke betroffen.

So sehr die Notwendigkeit eines Ausbaus der Dalke unbestritten war und von den durch regelmäßige Überschwemmungen betroffenen Bürgerinnen und Bürgern in Gütersloh herbeigesehnt wurde, wurde über die Art und Weise des Ausbaus heftig diskutiert. Viele Landwirte, die Flächen in direkter Nachbarschaft zur Dalke hatten, befürchteten eine allgemeine Absenkung des Grundwasserspiegels und damit Ertragseinbußen auf ihren Äckern. Darüber hinaus kam es immer wieder zu Konflikten bezüglich der Zahlung von Entschädigungen wegen der Inanspruchnahme von Grundstücksflächen im Zuge der Ausbauarbeiten.

Besonders heftig umstritten war jedoch die mit den Ausbaumaßnahmen verbundene Zerstörung der natürlichen Dalkelandschaft. Auch wenn es eine „natürliche Dalkelandschaft“ auf Grund zahlreicher menschlicher Eingriffe in den Verlauf des Flussbettes schon lange nicht mehr gab, war die Befürchtung, dass die Dalke zu einem reinen Entwässerungsgraben ohne weitere ökologische Funktion degradiert werde, nicht unberechtigt. Zahlreiche Presseberichte in den Tageszeitungen und unzählige Leserbriefe zu diesem Thema dokumentieren die öffentlich und zuletzt insbesondere im Herbst 1972 für den Bereich Amtenbrink noch einmal heftig geführte Diskussion.

Letztendlich aber dürfte die Angst vor weiteren Überschwemmungen im Stadtgebiet den Ausschlag dafür gegeben haben, dem Ausbau der Dalke – wie er dann Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts vollzogen wurde - zügig zuzustimmen.

Die folgenden Bilder, die von Mitarbeitern des Kreistiefbauamtes während des Ausbaus der Dalke gemacht wurden, geben einen Überblick über die durchgeführten Arbeiten:

Renaturierung der Dalke

Nach dem ausschließlich dem Hochwasserschutz dienenden Ausbau der Dalke in den Jahren 1966 bis 1972 war der Verlauf des Gewässers geprägt durch einen geradlinigen und monotonen Verlauf im Ober- und Unterlauf. Im Mittellauf (überwiegend besiedelter Bereich) war das Profil des Gewässers massiv mit Stahlspundwänden gesichert. Die Dalke hatte damit mehr den Charakter eines Kanals als eines (naturnahen) Gewässers. Bedingt durch die Vielzahl von Querbauwerken (Stauwehre) war eine durchgehende Fischgängigkeit des Gewässers nicht mehr gegeben. Eine von Dr. Späh 1989 im Auftrag der Stadt Gütersloh durchgeführte fischereibiologische Untersuchung der Dalke kam zu dem Ergebnis, dass eine den potenziell natürlichen Verhältnissen entsprechende Fischfauna zur Zeit in dem Gewässer nicht vorhanden ist.

Zahlreiche (Fehl-)Einleitungen in die Dalke führten dazu, dass die Qualität des Wassers als stark verschmutzt einzustufen war (Gewässergüteklasse III). Heute ist die Dalke durchgehend der Gewässergüteklasse II – III zuzuordnen und damit als kritisch belastet einzustufen.

Neben der Gewässergüte hat gerade auch die Gewässerstrukturgüte einen entscheidenden Einfluss auf die Artenvielfalt und die Selbstreinigungskraft des Gewässers. Die Gewässerstrukturgüte beurteilt die Ausprägung der Sohle, der Ufer (amphibischer Bereich) und der anschließenden Landflächen. Die Gewässerstrukturgüte wird in sieben Stufen von „naturnah“ bis „übermäßig geschädigt“ klassifiziert.

Die 1999 von Zick-Heßler durchgeführte Gewässerstrukturgütekartierung für die Dalke von der Einmündung in die Ems bis zur Gemeindegrenze Verl kommt zu dem Ergebnis, dass die Dalke überwiegend den Klassen 4 (deutlich beeinträchtigt) bis 6 (stark geschädigt) zuzuordnen ist.

Der Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre durchgeführte Ausbau der Dalke war schon damals wegen der damit verbundenen Zerstörung der natürlichen Dalkelandschaft heftig umstritten. Nachdem aber durch diese Maßnahme die Hochwassergefahr für Gütersloh nachhaltig gebannt werden konnte, wurde jahrelang keine Veranlassung gesehen, an dem Zustand der Dalke etwas zu verändern. Erst mit dem wachsenden Umweltbewusstsein in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wuchs die Erkenntnis, dass der ökologische Zustand der Dalke dringend verbessert werden musste.

Im August 1991 wurde dann die GfL Planungs- und Ingenieurgesellschaft GmbH von der Stadt Gütersloh beauftragt, einen ausführungsreifen Entwurf für die naturnahe Umgestaltung der Dalke für den Gewässerabschnitt zwischen der Strangmühle und der Einmündung der Wapel vorzulegen. Der Entwurf wurde dann im Dezember 1994 vorgelegt. In ihrem Bericht unterteilt die GfL die Gewässerstrecke in einen mehr ländlich geprägten Ober- und Unterlauf und einen mehr städtisch geprägten Mittellauf. Der Oberlauf umfasst die Strecke Spexarder Straße/Strangmühle bis zur Verler Straße. Der Abschnitt zwischen Verler Straße und Gabelsbergerweg stellt den Mittellauf dar. Die Gewässerstrecke von dort bis zur Einmündung in die Wapel wird als Unterlauf bezeichnet. Allerdings wurden die Planungen der GfL später nicht weiter aufgegriffen.

In seiner Sitzung am 09.12.1996 hat dann der Umweltausschuss im Rat der Stadt Gütersloh folgenden Beschluss gefasst:
Die Verwaltung wird beauftragt, zu prüfen:

  1. die Dalke wird auf der Grundlage der vorliegenden Pläne renaturiert.
  2. die Verwaltung wird beauftragt
  • die abschnittsweise Durchführung in ihrer zeitlichen und finanziellen Umsetzung darzustellen
  • das Planfeststellungsverfahren vorzubereiten

Während die Renaturierungsmaßnahmen für den Mittellauf im Wesentlichen durch die untere Wasserbehörde des Kreises Gütersloh im Rahmen von Unterhaltungsmaßnahmen abgewickelt werden konnten, war für die Realisierung der Maßnahmen im Ober- und Unterlauf die Durchführung eines Planverfahrens erforderlich. Für diese Bereiche sollten im Rahmen einer Machbarkeitsstudie dann noch reduzierte Lösungen erarbeitet werden. Im September 1999 wurde dazu das Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dalke im Stadtgebiet Gütersloh mit Gewässerstrukturgütekartierung und Machbarkeitsstudie durch das Ing.-Büro Zick-Heßler vorgelegt. Die Studie von Zick-Heßler enthielt auch Detailuntersuchungen mit Vorschlägen für weitere Renaturierungsmaßnahmen.

Auf dieser Grundlage wurden durch den Fachbereich Grünflächen die konkreten Planungen zur Renaturierung der Dalke erarbeitet und schrittweise umgesetzt. Folgende Renaturierungsmaßnahmen wurden bisher durchgeführt:

Abschnitt zwischen Bachstraße und Wiesenstraße - 1998

Dalkerenaturierung 1998, Riegerpark
Foto: Detlef Güthenke
  • Abflachung der Uferzonen
  • Rodung standortfremder Gehölze
  • Anpflanzung standortgerechter Stauden
  • Errichtung eines Sitzrondells im Rieger-Park
  • Erneuerung des Promenadenweges
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 340 Meter

Abschnitt zwischen Wiesenstraße und B 61 – 1998

Dalkerenaturierung 1998, Flussbetthotel
Foto: Detlef Güthenke
  • Abflachung der Uferzonen
  • Rodung standortfremder Gehölze
  • Anpflanzung standortgerechter Stauden
  • Erneuerung des Promenadenweges
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 370 Meter

Abschnitt B 61/Fritz-Blank-Straße - 1999

Dalkerenaturierung 1999, Fritz-Blank-Straße
Foto: Detlef Güthenke
  • Abflachung der Uferzonen
  • Verbreiterung des Bachbettes
  • Erneuerung des Promenadenweges

Dieser Abschnitt wurde in die Renaturierungsmaßnahmen "Auf dem Knüll" im Jahr 2010 eingebunden.

Abschnitt zwischen Unter den Ulmen und Bachstraße - 1999

  • Kaschierung der Spundwände mit Natursteinen
  • Erneuerung des Promenadenweges

Abschnitt zwischen Bahnlinie und Dalkestraße - 2000

Kaschierung der Spundwände mit Natursteinen

Abschnitt zwischen Verler Straße und Am Parkbad - 2000

Dalkerenaturierung 2000, Verler Straße
Foto. Stadt Gütersloh
  • teilweise Abflachung der Uferzonen
  • Entfernung der Spundwände
  • Einbeziehung eines ehemaligen Gärtnereigeländes in den Dalkeraum
  • Erneuerung des Promenadenweges

Abschnitt zwischen Buschstraße und Parkbad – 2001

Dalkerenaturierung 2001, Buschstraße
Dalkerenaturierung 2001, Buschstraße, Foto: D. Güthenke
  • großflächige Abflachung der Uferzonen
  • Schaffung einer Dalkeinsel
  • Pflanzung standortgerechter Stauden und Gehölze
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 180 Meter

Altarm der Dalke im Stadtpark – 2001

Dalkerenaturierung 2001, Stadtpark
Foto: Detlef Güthenke
  • Entschlammung des Altarmes
  • Wiederherstellung des Anschlusses an die Dalke
  • Pflanzung von Kopfweiden
  • Anlage eines Feuchtbiotopes
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 230 Meter

Abschnitt Gabelsberger Weg und Im Füchtei – 2005/2006

Dalkerenaturierung 2005, Im Füchtei
Foto: Detlef Güthenke
  • Herstellung eines neuen Flussbettes
  • Abflachung der Uferzonen
  • Herstellung einer großzügigen Auenlandschaft mit etwa 2,5 Hektar Überflutungsbereich
  • Pflanzung standortgerechter Stauden und Gehölze
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 580 Meter

Abschnitt auf Höhe des Gabelsberger Weges – 2006

Dalkerenaturierung 2006, Gabelsberger Weg
Foto: Detlef Güthenke
  • Abflachung der Uferzonen
  • Rodung standortfremder Gehölze
  • Pflanzung standortgerechter Gehölze
  • Anlage von Blänken
  • Erneuerung und teilweise Verlegung des Promenadenweges
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 310 Meter

Abschnitt zwischen Oststraße und Karl-Rogge-Weg – 2008

Dalkerenaturierung 2008, Karl-Rogge-Weg
Foto: Detlef Güthenke
  • Anlage einer Feuchtwiese
  • Errichtung einer altarmähnlichen Struktur
  • großzügiges Abtragen der Uferwälle und Wiederherstellung einer Aue als Überschwemmungsfläche (2 Hektar)
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 380 Meter

Abschnitt ehemaliges Wehr Amtenbrink - 2009

Dalkerenaturierung 2009, Wehr Amtenbrink
Dalkerenaturierung 2009, Wehr Amtenbrink, Foto: Stadt Gütersloh
  • Vollständiger Rückbau des Stauwehrs
  • Einbau von 3 Sohlgleiten
  • Offenlegung des Menkebachs
  • Wiederherstellung der Durchlässigkeit
  • Abflachung der Gewässerböschungen
  • Anpflanzung heimischer Gehölze
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 130 Meter

Abschnitt auf dem Knüll - 2010

Dalkerenaturierung Auf dem Knüll
Dalkerenaturierung Auf dem Knüll, Foto: Stadt Gütersloh
  • Entfernung von Gehölzpflanzungen
  • Verlegung des Bachbetts circa 20 Meter nach Süden
  • Abflachung der Uferböschungen
  • Entwicklung einer Röhricht-Staudenflur
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 210 Meter

Abschnitt Schulzentrum Ost 2012/2013

Dalkerenaturierung 2012, Schulzentrum Ost
Dalkerenaturierung 2012, Schulzentrum Ost, Foto: Detlef Güthenke
  • Öffnung und Aufweitung des Gewässers
  • Abflachung der Uferzonen
  • Uferbepflanzung mit standortgerechten Stauden
  • Herstellung eines Retentionsraums (Feuchtwiese) als Hochwasserschutz, circa 3 Hektar
  • Anlage eines "Grünen Klassenzimmers" für Gewässerbeobachtungen und Gewässeruntersuchungen
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 520 Meter

Abschnitt Klärwerk Putzhagen 2013

Dalkerenaturierung 2013, Klärwerk Putzhagen
Foto: Stadt Gütersloh
  • Entfernung Gehölzpflanzungen
  • Verlegung des Bachbetts ca. 20 Meter nach Süden
  • Anlage von Flach- und Steilufern
  • Schaffung von naturnahen Schönungsteichen
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 380 Meter

Abschnitt Dalke/Menkebach im Bereich der Spexarder Straße - 2015

Dalkerenaturierung 2015, Menkebach
Foto: Stadt Gütersloh
  • Beseitigung der Ufer- und Sohlbefestigungen im Teilabschnitt Menkebach
  • Schaffung eines neuen Retentionsraumes
  • Öffnung des Regelprofils durch Uferabflachungen
  • gewässerbegleitende Entwicklung einer Röhricht- und Staudenflur
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 170 Meter

Abschnitt südlich Herzebrocker Straße / Neue Mühle - 2016

Dalkerenaturierung 2016
Dalkerenaturierung 2016, Foto: Stadt Gütersloh
  • Renaturierung von Dalke und (erstmalig auch) Wapel
  • Flächengröße circa 7 Hektar
  • Verlegung und Ausbildung eines neuen Flussbetts (Mäandrierung statt Kanal)
  • Aufweitung und Abflachung der Uferbereiche
  • Ausbildung eines großzügigen Retentionsraums (Stauraum / Hochwasserschutz)
  • Schaffung eines hochwertigen Natur- und Landschaftsraums
  • heimische Ufer- und Röhrichtzonen
  • Anlage einer Sanddüne (Trockenrasen)
  • Anpflanzung von heimischen Gehölzen
  • Rückbau des Stauwehrs an der „Neue Mühle“ in der Dalke
  • Anlage einer Sohlgleite (Wiederherstellung der Durchgängigkeit)
  • Länge des renaturierten Abschnitts: 510 Meter

Quellen:

  • Späh, Dr. H.: Fischereibiologische Untersuchung der Dalke, Gutachten, Bielefeld 1989
  • GfL Planungs- und Ingenieurgesellschaft GmbH: Naturnahe Umgestaltung der Dalke, Gewässerentwurf, Bremen 1994
  • Ing.-Büro Dipl.-Ing. Zick-Heßler: Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dalke im Stadtgebiet Gütersloh mit Gewässerstrukturgütekartierung und Machbarkeitsstudie, Erläuterungsbericht, Wettenberg-Wißmar 1999
  • Umweltdaten Stadt Gütersloh
  • Stadt Gütersloh, Fachbereich Grünflächen