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Station 5: Schulzentrum Ost

Das an der Straße Am Anger gelegene Schulzentrum Ost beherbergt die Geschwister-Scholl-Realschule und die Hauptschule Ost. Die Station des Wassererlebnispfades befindet sich unmittelbar an der Dalke gegenüber dieses Schulkomplexes und ist über die Dalkepromenade von der Verler Straße in nordöstlicher Richtung nach etwa 400 Meter zu erreichen.

Dalke im Bereich des Schulzentrums Ost
Dalke im Bereich des Schulzentrums Ost

Der Wassererlebnispfad Dalke befasst sich hier mit den Themen Gewässergüte, Gewässerstrukturgüte, Überschwemmungsgebiete an der Dalke und mit dem hier befindlichen sogenannte §-62-Biotop und dessen „Bewohnern“. Der gemäß § 62 Landschaftsgesetz NRW geschützte Lebensraumtyp ist ein nasses und artenreiches Grünland, wie es vor dem Ausbau der Dalke vielfach in der Bachniederung anzutreffen war. Heute sind derartige Standorte durch landwirtschaftliche Entwässerung und durch Begradigung der Gewässer jedoch selten geworden.

Gewässergüte der Dalke

Bäche, Flüsse und Seen sind nicht nur Lebensraum für viele angepasste Tier- und Pflanzenarten, sie sind auch Trinkwasserressource, Transportmedium und Orte der Erholung für uns Menschen. Die Wasserqualität und die Lebensraumqualität in Gewässern muss geschützt und teilweise auch verbessert werden. Daher hat die Europäische Gemeinschaft mit der seit Dezember 2000 gültigen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) einheitlich geltende Umweltziele für den Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer aufgestellt.

Als Hauptziel wird für alle Gewässer der Europäischen Union ein „guter ökologischer Zustand“ angestrebt. Ist dieses Ziel z.B. bei stark anthropogen [=durch den Menschen beeinflusst oder verursacht] überformten Gewässern nicht erreichbar, soll zumindest das ökologische Potenzial entwickelt werden. Kriterien für den guten Zustand sind die Wasserchemie sowie die im Wasser lebenden Pflanzen und Tiere (Wasserpflanzen, Phytoplankton [= im Wasser schwebende mikroskopisch kleine Pflanzen, z.B. Algen und Blaualgen], Makrozoobenthos [= am Gewässergrund lebende niedere Tiere, z.B. Insekten, Würmer, Schnecken, Flohkrebse], Fische). Auch hydromorphologische Qualitätskomponenten [Merkmale des Wasserhaushalts und der Gewässerstruktur, z.B. Durchgängigkeit, Sohlsubstrat, Uferbefestigung, Zustand der Aue] müssen bei der Bewertung nach EG-WRRL berücksichtigt werden.
Ein „guter ökologischer Zustand“ wird vielfach nicht einfach durch eine gute Wasserqualität erreicht. Oft sind strukturverbessernde Maßnahmen zum Erreichen einer naturnahen, artenreichen Gewässerfauna und -flora unabdingbar.
Aussagen über den Zustand der Gewässerstrukturen lassen sich aber nur bedingt mit den Qualitätsparametern der EG-WRRL treffen. Ein geeignetes Instrument, um die morphologische Qualität der Fließgewässer zu bewerten, ist die Gewässerstrukturgütekartierung. Bereits seit 1999 werden in Nordrhein-Westfalen nach bundesweit einheitlichen Vorgaben die Strukturgütedaten der Fließgewässer ermittelt.
Die erforderlichen Maßnahmen, um ein Gewässer in einen „guten ökologischen Zustand“ zu versetzen, sind mit Hilfe der Ergebnisse aus den Bewertungen nach WRRL und der Strukturgütekartierung oftmals eindeutig ablesbar.

Wasserchemie
Der chemische Zustand wird über eine Vielzahl von Parametern bestimmt. In Gütersloh sind die untersuchten Gewässer in einem guten chemischen Zustand. Einzige Ausnahme ist der Teilabschnitt des Reiherbaches oberhalb der Bahntrasse. Hier wurde ein schlechter chemischer Zustand ermittelt.

Wasserpflanzen
Derzeit wird für die Gewässer im Stadtgebiet von Gütersloh der Qualitätsparameter Wasserpflanzen (Makrophyten) über das Verfahren der LANUV bewertet. Demnach weist die Lutter einen schlechten Zustand und der Ölbach einen guten Zustand auf.

Phytoplankton
Bezüglich des Qualitätsparameters Phytoplankton liegen für die Gewässer Güterslohs keine Ergebnisse vor.

Makrozoobenthos (Kleinstlebewesen der Gewässer)
Zur Bewertung des ökologischen Zustands von Fließgewässern anhand seiner Makrozoobenthos-Fauna wurde die Software ASTERICS erarbeitet, in welcher das modular aufgebaute deutsche Bewertungssystem PERLODES integriert ist. Wie Makrozoobenthos-Proben zu untersuchen sind, wird im „Methodischen Handbuch Fließgewässerbewertung“ beschrieben. Dieses Handbuch sowie die Software sind im Internet verfügbar.
Ein in PERLODES integriertes Bewertungsmodul ist die „Saprobie“, vergleichbar mit der herkömmlichen Gewässergüte. Auch hier wird der Saprobienindex bestimmt und gemäß dem anzuwendenden Gewässertyp leitbildbezogen bewertet und in eine Qualitätsklasse überführt.
Ein weiteres Modul ist die „Allgemeine Degradation“, die insbesondere die Auswirkung der Beeinträchtigung der Gewässermorphologie widerspiegelt. Für die Bewertung der „Allgemeinen Degradation“ werden typspezifisch verschiedene Indizes als Bewertungsgrundlage herangezogen.
Als Ergebnis aus beiden Bewertungsmodulen erhält man nach dem worst-case-Prinzip (das Modul mit dem schlechtesten Ergebnis zählt) die ökologische Zustandsklasse.
Das Programm ASTERICS berechnet anhand der vorkommenden Makrozoobenthos-Arten neben den bewertungsrelevanten Indizes für die beiden Module zahlreiche weitere Parameter (sogenannte Metrics). So auch den Saprobienindex nach der alten DIN 38 410 und die daraus resultierende Gewässergüteklasse. So lassen sich Ergebnisse aus aktuellen Erhebungen auch mit älteren Daten vergleichen.

Fische
Als Grundlage zur Bewertung der Fischfauna gemäß EG-WRRL dient das bundesweit aktuell angewendete und von der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) anerkannte Bewertungssystem FiBS. Im FiBS werden zahlreiche Metrics bewertet und zu folgenden 6 Qualitätsmerkmalen zusammengefasst:

  • Arten- und Gildeninventar [Gilden = ökologische Gruppen]
  • Artenabundanz und Gildenverteilung [Abundanz = Häufigkeit]
  • Altersstruktur
  • Migration (indexbasiert) [Migration = Wanderung]
  • Fischregion (indexbasiert)
  • dominante Arten (indexbasiert)

Das Bewertungssystem selbst vergleicht das Ergebnis einer Fischbestandserhebung in einem Fließgewässerabschnitt mit der zughörigen Referenzfischzönose [Zönose = Lebensgemeinschaft].

Hydromorphologische Qualitätskomponenten
Nach Anhang V der EG-WRRL müssen bei der Überwachung des ökologischen Zustandes der Fließgewässer auch bestimmte hydromorphologische Parameter berücksichtigt werden. Dazu zählen Wasserhaushalt, Durchgängigkeit und Gewässerstruktur. Im Rahmen der Bestandserhebung wurden bereits die Querbauwerke (z. B. Wehre) erhoben. Im Stadtgebiet von Gütersloh sind insbesondere an Lutter, Reiherbach, Dalke und Ölbach zahlreiche Querbauwerke vorhanden, die eine deutliche Belastung für die Durchgängigkeit der Gewässer darstellen.

Gewässergüte / saprobielle Qualität
Die Saprobie zeigt den Grad der organischen Verschmutzung eines Gewässers anhand von Indikatorarten [Zeigerarten] an. Arten mit hohem Indikatorwert zeigen in besonders charakteristischer Weise die Gewässergüte an. Der Saprobienindex wird rechnerisch aus dem Saprobiewert, der Gewichtung als Maß für die Spezifität der jeweiligen Art und der Häufigkeit des Auftretens der Organismen gemittelt. Methodische Grundlage hierfür ist die DIN 38 410. Der berechnete Saprobienindex lässt sich einer Gewässergüteklasse zuordnen (Tabelle 1).

Kriterien für die Beurteilung der Gewässergüte

Nach der EG-WRRL wird der Grad der organischen Verschmutzung nun in saprobielle Qualitätsklassen eingestuft, wobei die Klassengrenzen je nach Fließgewässer­typ variieren (Tabelle 2). Im Stadtgebiet Gütersloh sind beispielsweise die folgenden Fließgewässertypen vorhanden: Typ 11 (Organisch geprägte Tieflandbäche), Typ 14 (Sandgeprägte Tieflandbäche) und mit der Ems schließlich noch der Typ 15 (Sand und lehmgeprägte Tieflandflüsse).

Klassergrenzen des Saprobienindex

Hauptbelastungsfaktoren für organische Verschmutzungen sind heute weniger die Einleitungen aus Kläranlagen (siehe nachstehende Abbildung), sondern vielmehr Einträge aus der Landwirtschaft, Kleineinleiter und Einleitungen aus Überläufen der Mischwasserkanalisation und Niederschlagsentwässerung.

Saprobienindex Dalke

Anhand der Abbildung fällt auf, dass sich die Wasserqualität der Dalke seit Ende der 1980er Jahre bis zum Jahr 2005 deutlich verbessert hat. Im Jahr 1989 wurde unterhalb der Kläranlage noch ein mittlerer Saprobienwert von 2,92 berechnet, was einer starken organischen Verschmutzung und einer Einstufung in die Gewässergüteklasse III (stark verschmutzt) entspricht. Oberhalb der Kläranlage wurde dagegen mit einem mittleren Saprobienwert von 2,60 die Gewässergüteklasse II-III (kritisch belastet) erreicht. In den Folgejahren verbessert sich an beiden Probestellen die Gewässergüte kontinuierlich. Zwischen 1996 und 1998 wurden an der Kläranlage 8 neue Becken zur Nitrifikation und Denitrifikation in Betrieb genommen. Die Reinigungsleistung wurde somit erhöht und die Saprobie unterschreitet im Jahr 2005 mit Werten von jeweils 2,24 erstmals sowohl die Anforderungen für die Gewässergüteklasse II (mäßig belastet) als auch für den guten saprobiellen Zustand. Zudem liegen seit dem Jahr 2000 die Saprobiewerte beider Probestellen dicht beieinander. Die letzte Beprobung im Jahr 2009 lieferte allerdings wieder leicht bessere Saprobiewerte an der Probestelle oberhalb der Kläranlage.
Zu beachten ist, dass seit 2005 die revidierte DIN 38 410 zum Einsatz gekommen ist. Mit zusätzlichen Indikatorarten kann hiermit nunmehr der saprobielle Zustand deutlicher abgebildet werden.
In welchem saprobiellen Zustand sich die Fließgewässer im Stadtgebiet von Gütersloh aktuell befinden, zeigt die folgende Karte.

saprobielle Qualität Gütersloher Gewässer
saprobielle Qualität Gütersloher Gewässer, Legende

Aktuell in einem „guten“ saprobiellen Zustand befinden sich im Stadtgebiet von Gütersloh Lutter, Reinke-/Schlangen-/Welplagebach, Ems, Dalke, Hasselbach, Menkebach, Wapelbach oberhalb Kiebitzstraße, Ölbach und Hasselbach.
Mit „sehr gut“ wurde 2007 die Gütemessstelle am Oberlauf des Reinkebachs bei Avenwedde bewertet (Quelle: ELWAS-IMS).
Eine „mäßige“ saprobielle Qualität weisen Lichtebach, Dettmers Bach, Wapelbach zwischen Einmündung in die Dalke und Kiebitzstraße und Widey auf, während sich der Reiherbach in einem „unbefriedigenden“ saprobiellen Zustand befindet.
Gegenüber dem Jahr 1999 hat sich die Gewässergüte der Fließgewässer auf Gütersloher Stadtgebiet weiter verbessert. So sind beispielsweise Ölbach und Lutter aktuell um eine Qualitätsklasse besser als vor circa 10 Jahren. 1998 wurde am Reiherbach noch eine „übermäßige Verschmutzung“ festgestellt, die auf den Einleitungen eines Textilwerkes auf Bielefelder Stadtgebiet beruhte. 2007 wurde an der Gütemessstelle unterhalb Windelsbleiche nunmehr die „gute“ saprobielle Qualität des Reiherbaches belegt (Quelle: ELWAS-IMS). In Gütersloh wurde der Reiherbach dann wieder auf seinem gesamten Verlauf innerhalb des Stadtgebietes in die saprobielle Qualitätsklasse „unbefriedigend“ eingestuft (Quelle: Bewirtschaftungsplan Obere Ems).

saprobielle Qualität Gütersloh

Waren 1998 und 1999 durch den Reiherbach und die Lutter noch Gewässerabschnitte mit einer „schlechten“ saprobiellen Qualität vorhanden, hat sich die Gewässergüte bis 2009 offensichtlich deutlich verbessert. Bis 1998 wies kein untersuchtes Fließgewässer in Gütersloh einen „guten“ saprobiellen Zustand, entsprechend einer mäßigen saprobiellen Belastung (Gewässergüteklasse II), auf. 1999 wurde am Ölbach erstmals eine „gute“ saprobielle Qualität erreicht, was einem Anteil von 10 Prozent bezogen auf die untersuchten Gewässerabschnitte bedeutet. Der Anteil an Gewässern mit „guter“ saprobieller Qualität stieg bis 2009 auf 69 Prozent. Mit einer „sehr guten“ saprobiellen Qualität wurde im Jahr 2008 nach ELWAS-IMS der Reinkebachabschnitt bei Avenwedde beurteilt.

Gewässerstrukturgüte

Neben der chemisch-biologischen Gewässergüte zählt zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Gewässer auch die Gewässerstrukturgüte. Eine naturnahe Struktur hat einen entscheidenden Einfluss auf die Artenvielfalt wie auch auf die Selbstreinigungskraft der Gewässer.

Die Gewässerstrukturgüte befasst sich mit der Ausprägung der Sohle, der Ufer (amphibischer Bereich) und der angrenzenden Landflächen. Ähnlich der Bewertung der Gewässergüte wird die Gewässerstrukturgüte in 7 Stufen von »naturnah« bis »übermäßig geschädigt« klassifiziert. Zur Bewertung gehören bei

  • der Sohle Aspekte wie Laufkrümmung, Profiltiefe, Sohlsubstrat, Kiesbänke, Querbauwerke und Verrohrungen,
  • dem Ufer Profilform, Breitenvarianz, Bewuchs und Verbauungen
  • dem Gewässerumfeld Flächennutzungen und besondere oder schädliche Strukturen.
Gewässerstrukturgüte Sohle
Gewässerstrukturgüte Ufer
Gewässerstrukturgüte Land
Strukturgüte der Gütersloher Fließgewässer: Auswertung aller erfassten Fließgewässer im Stadtgebiet (insgesamt 627 Abschnitte von jeweils 100 Meter Länge)
Quelle: Gewässerstrukturgütekartierung LANUV 1999-2005

Der Bewertungsmaßstab oder das Leitbild ist jeweils ein naturnaher Zustand. Erfasst wird der Zustand bei kleinen und mittleren Gewässern wie der Dalke durch eine Unterteilung in jeweils 100 Meter lange Abschnitte. Eine ausführliche Beschreibung der Methodik und Vorgehensweise siehe LANUV oder Uni Köln. Die Erfassung wurde in NRW durchgehend mithilfe eines GIS durchgeführt. Dies ermöglicht nicht nur eine effiziente Datenorganisation und –auswertung, sondern auch die qualitativ hochwertige Kartendarstellung.
Die Karte G.7.2 der Gütersloher Umweltdaten zeigt die Gewässerstrukturgüte der Gütersloher Gewässer, getrennt bewertet für die Hauptparameter Sohle, Ufer und Land und in der ersten Ansicht zusammengefasst zu 1.000-Meter-Abschnitten (Beim "Zoomen" in die Karte erscheint im Detailmaßstab die Darstellung mit 100-Meter-Abschnitten).
Bei der Kartenbetrachtung fallen unter anderem die überwiegend mit »stark geschädigt« und »übermäßig geschädigt« bewerteten Abschnitte der Dalke auf. (siehe auch Kartenausschnitt unten) Hier zeigen sich die Auswirkungen des weitgehenden Ausbaus und die nah heranreichende intensive landwirtschaftliche Nutzung. In den anderen Teilstrecken ist die Bewertung mit »stark geschädigt« nur geringfügig besser.
Aufgrund der mittlerweile länger zurückliegenden Erfassungin den Jahren 1999 bis 2005 sind die positiven Auswirkungen der Anstrengungen der letzten Jahre durch verschiedene Maßnahmen zur Gewässerrenaturierung in der Auswertung und dem Kartenausschnitt noch nicht erkennbar. Insbesondere der Abschnitt zwischen Herman-Simon-Straße und Im Füchtei zeigt aber nun nach dem Abschluss der Maßnahmen ein deutlich positiveres Bild.
Der Einfluss der Gewässerstrukturgüte auf die Gewässerqualität ist allerdings begrenzt. Bei einer übermäßigen Schadstoffkonzentration führt auch eine vergleichsweise gute Struktur mit damit verbundener hoher Selbstreinigungskraft nicht mehr zu einer wesentlichen Verbesserung der Wasserqualität. Umgekehrt kann aber ein strukturell geschädigtes Gewässer noch eine relativ hohe Gewässergüte aufweisen, wie das Beispiel der Dalke zeigt. Hier spielen die vergleichsweise gering belasteten Einträge und Zuflüsse die entscheidende Rolle. Häufig tendieren Gewässergüte und Gewässerstrukturgüte jedoch in die gleiche Richtung.

Überschwemmungsgebiete an der Dalke

Bei größeren Fließgewässern wie der Dalke werden von der oberen Wasserbehörde (hier: Bezirksregierung Detmold) nach § 32 Wasserhaushaltsgesetz bzw. § 112 Landeswassergesetz NRW gesetzliche Überschwemmungsgebiete ausgewiesen. Sie sollen zur Sicherung des Hochwasserabflusses und zur Vermeidung von Hochwasserschäden von Bebauung freigehalten werden. Sie haben für die Bauleitplanung der Städte eine wichtige Bedeutung.

Die Ausweisung der gesetzlichen orientiert sich immer an den natürlichen Überschwemmungsgebieten - sie sind eine Teilfläche, z.B. weil bebaute Bereiche ausgenommen sind.
Die Ermittlung der natürlichen Überschwemmungsgebiete erfolgt durch eine rechnerische Simulation des sogenannten 100-jährigen Hochwassers. Im Naturzustand treten Flüsse mehr oder weniger regelmäßig über die Ufer. Das Wasser fließt dann bei großen Hochwässern unter Nutzung der gesamten Auenfläche ab. Bei schwachem Gefälle des betreffenden Fließgewässers wie im Gütersloher Stadtgebiet können solche Überflutungen bis zu mehreren Wochen andauern. Das verstärkt sich, wenn zusätzlich Hindernisse wie höher liegende Straßen einen Rückstau des Hochwassers verursachen (z.B. bei der Dalke an der Sürenheider Str.). Daneben gibt es aber auch Bereiche, an denen kaum oder keine Überflutungen erwartet werden müssen. Besonders auffallend ist dies an der Dalke im Bereich der Kernstadt und in Teilen von Sundern. Hier ist die Dalke so stark und leistungsfähig ausgebaut, dass auch beim 100jährigen Hochwasser keine Überschwemmung zu befürchten ist.

Neben den beiden oben genannten Überschwemmungsgebieten gibt es noch die historischen natürlichen Überschwemmungsgebiete.
Das sind die Bereiche, die früher regelmäßig überflutet wurden. Bereits 1910 wurden sie vom Königlichen Meliorationsbauamt in Minden erhoben. Sie weichen erheblich von den heutigen Überschwemmungsgebieten ab, da heute wesentlich mehr Hindernisse (Bebauungen) den Abfluss hemmen. Auch gibt es verstärkt Zuflüsse aus der Niederschlagsentwässerung (vergleiche Zunahme der Siedlungsfläche).
Allerdings sind die Gewässer in Gütersloh (und insbesondere die Dalke) durch Ausbaumaßnahmen wie Begradigung und regelmäßige Profilierung stark verändert worden. Dies diente der Verhinderung von ökonomischen Schäden durch Überflutungen von Siedlungs- und Kulturflächen. Sie führten aber häufig zu umso größeren Problemen in flussabwärts liegenden Bereichen, da zum einen die ehemaligen Retentionsflächen (Rückhalteflächen) nicht mehr genutzt werden können und zum anderen die Gewässer aufgrund des Ausbaus rascher abfließen und sich zusätzlich dabei noch eintiefen.
Bei der Dalke findet man daher abschnittsweise keine natürlichen Überschwemmungsbereiche mehr. Das folgende Bild, das unten auch in höherer Auflösung als Download zur Verfügung steht, zeigt die östliche Dalke im Stadtgebiet mit den natürlichen (blau schraffiert) und den gesetzlichen (rötlich) Überschwemmungsgebieten mit einer kleinen hochwasserfreien inselartigen Fläche (grün).

Überschwemmungsgebiete Dalke

Zur Reduzierung der Hochwasserlast in Gütersloh und flussabwärts werden verstärkt Retentionsräume angelegt (z.B. für die Dalke zwischen Herman-Simon-Str. und Im Füchtei sowie im Nordwestteil des Stadtparkes). Auch wird bei der Ausweisung von Baugebieten darauf geachtet, dass Regenwasser möglichst grundstücksnah versickert, zurückgehalten oder genutzt wird.

Hochwasserrisiko-Managementplanung
Mit der europäischen „Richtlinie über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken“ aus dem Jahr 2007 wird die Entwicklung und Umsetzung von Hochwasserrisiko-Managementplänen gefordert. Seit März 2010 sind die Regelungen im deutschen Wasserhaushaltsgesetz (WHG) verbindlich verankert.

Hochwasserrisiko-Management geht dabei über den reinen Hochwasserschutz hinaus. Es umfasst langfristige raumplanerische Ziele ebenso wie das Ziel eines koordinierten Vorgehens während eines Hochwassers und die Schadensnachfolge. Die verschiedenen Disziplinen, die in einer Region für den Hochwasserschutz arbeiten oder betroffen sein können (Wasserwirtschaft, Raumplanung, Bauleitplanung, Ver- und Entsorgung, Denkmalschutz, Katastrophenschutz, Wirtschaft et cetera), sollen enger kooperieren und mit dem Hochwasserrisiko-Managementplan ein gemeinsames Maßnahmenpaket schnüren.

Die Federführung für das Hochwasserrisiko-Management liegt bei den Landesbehörden. Sie erarbeiten mit den zuständigen Akteuren (z.B. Kommunen, Kreise, Wasser- und Deichverbände) einen gemeinsamen Plan zur Minimierung der Hochwasserrisiken. In den Planungsprozess werden auch interessierte Stellen wie z.B. Industrie- und Handelskammer, Landwirtschaft, Naturschutz oder Bürgerinitiativen einbezogen.

Als erster Schritt im Rahmen der Hochwasserrisiko-Managementplanung wurde 2011 die sogenannte vorläufige Bewertung abgeschlossen. Dabei erfolgte eine Bestandsaufnahme der Gewässerabschnitte, bei denen möglicherweise ein signifikantes Hochwasserrisiko besteht, das heißt wo aufgrund möglicher Schäden durch Hochwasser von einem öffentlichen Interesse an Maßnahmen zum Schutz der Allgemeinheit auszugehen ist. Als Kriterien dienten die Risiken für die vier Schutzgüter

  • menschliche Gesundheit,
  • Umwelt,
  • Kulturerbe und
  • wirtschaftliche Tätigkeit.

Nur Gewässer mit einem möglichen signifikanten Hochwasserrisiko und die zugehörigen Einzugsgebiete wurden im weiteren Verlauf näher betrachtet. Die Ergebnisse der vorläufigen Bewertung durch das Land Nordrhein-Westfalen (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz) sind im Internet unter www.flussgebiete.nrw.de veröffentlicht. Für das Gütersloher Stadtgebiet Gütersloh wurde für die folgenden 9 Gewässer ein potenziell signifikantes Hochwasserrisiko festgestellt:

  • Lutter
  • Reiherbach
  • Welplagebach (bezeichnet den Schlangen-/ Reinkebach)
  • Ems
  • Wapelbach
  • Dalkebach
  • Menkebach
  • Knisterbach
  • Ölbach

Der zweite Schritt beinhaltet die Erarbeitung von Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten bis Ende 2013. Gefahrenkarten informieren über die mögliche Ausdehnung und Tiefe einer Überflutung. Die Federführung bei der Erstellung der Hochwassergefahren- und -risikokarten liegt bei der jeweiligen Bezirksregierung.

Als dritter Schritt werden bis 2015 Hochwasserrisiko-Managementpläne erarbeitet. Auf der Grundlage der Hochwassergefahren- und -risikokarten sollen die Gefahrenlagen bewertet und vorbeugende Maßnahmen zur Verminderung von Schäden mit Prioritäten und Zuständigkeiten geplant werden. Handlungsbereiche sind Flächenvorsorge, natürlicher Wasserrückhalt, technischer Hochwasserschutz, Bau-, Risiko-, Informations-, Verhaltensvorsorge, Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz, Hochwasserbewältigung und Regeneration. Die Maßnahmen in den Managementplänen umfassen einen sechsjährigen Umsetzungszeitraum bis 2021.