Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)
 

Hygieneartikel sorgen für unnötige Kosten - Zwei Einsätze pro Tag durch Verstopfungen

19.07.2018

„Wir müssen jeden Tag zweimal allein wegen Verstopfungen in Kanälen ausrücken – Ursache sind vor allem Feuchttücher“, erzählt Melanie Harder, von der Kläranlage Putzhagen in Gütersloh.

Francisco Murillo-Mera und Andreas Weiß spülen den Kanal mit 130 Bar Wasserdruck wieder frei.
Francisco Murillo-Mera und Andreas Weiß spülen den Kanal mit 130 Bar Wasserdruck wieder frei.

Auch an diesem Tag muss Kanalmeisterin Harder wieder vier ihrer Mitarbeiter mit einem Spülwagen und einem Pumpwagen in die Innenstadt schicken, um dort einen Teil des Schmutzkanals, und auch den örtlichen Regenkanal frei zu spülen. Am Berliner Platz, direkt vor dem Eingang der Martin-Luther-Kirche müssen 130 Bar Wasserdruck dafür sorgen, dass die verklumpten Feuchttücher aus den Kanälen entfernt werden können.


„An einem Wochenende in diesem Jahr stand hier der Toilettenwagen für eine Großveranstaltung, der mit einer Vielzahl von Feuchttüchern verstopft war. Wir sind direkt an diesem Tag angerückt, konnten das Problem aber nicht beheben, so dass der gesamte Wagen geschlossen werden musste“, berichtet Harder weiter. „Dass die Toilettenanlange gesperrt werden musste, hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Ein Bespiel dafür, was solche Tücher ausrichten können.“

Nicht nur der Toilettenwagen war in diesem Fall in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch Teile der Kanalisation unterhalb des Berliner Platzes. Die Folge: das Wasser aus dem Toilettenwagen konnte nicht ablaufen und floss über den Platz in den Regenkanal. „Das ist für die Anwohner natürlich wenig appetitlich“, sagt die Kanalmeisterin. Der große Druck, mit dem der Spülwagen das Wasser durch die Schmutzkanäle drückt, behebt das Problem, aber für Melanie Harder und ihre Kollegen ist es ein Kampf gegen Windmühlenflügel: „Sehr häufig müssen wir anrücken, weil Feuchttücher oder anderer Müll die Kanäle verstopft. Das nimmt inzwischen viel von der Zeit für unsere eigentlichen Aufgaben in Anspruch “, sagt Harder. Die Beseitigung dieser Problemfälle sollte nämlich nur in Ausnahmefällen nötig sein. Normalerweise sind die Teams der Spülwagen in der Regelspülung im Einsatz. „Wir haben einen Regelspülplan und wir schaffen es kaum den abzuarbeiten, weil wir ständig außerplanmäßig anrücken müssen“, erklärt Harder. Jeder Regenkanal müsse alle fünf Jahre und jeder Schmutzkanal alle drei Jahre durchgespült werden, so Harder. Im Endeffekt zahlen die Bürger und Bürgerinnen die Sondereinsätze über die Abwasserkosten, nämlich dann, wenn zusätzlich Personal und Fahrzeuge dafür gestellt werden müssten.

Dabei gibt in den meisten Fällen eine einfach Lösung: „Am besten wäre es, auf Feuchttücher komplett zu verzichten“, lautet Harders Apell. Die Tücher würden sich zwar auflösen, aber nur einzeln und nur sehr langsam: „Das Feuchttuch braucht Stunden oder gar Tage, um sich aufzulösen, das abfließende Wasser ist aber in 20 Minuten bei uns im Klärwerk, das kann nicht gut gehen“, betont Harder. Das gilt auch für andere Artikel, die – wie die Feuchttücher – in den Abfall gehören: „Auch andere Hygieneartikel, Speisereste oder sonstige Abfälle sind kein Fall für die Toilette“, erinnert Harder. „Wenn sich alle an diesen einfachen Grundsatz halten, bleiben unsere Kanäle durchlässig“.