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Von der Insel nach Gütersloh

12.04.2019

Sonja Wolters leitet den Fachbereich Umweltschutz - Plastik vermeiden, nachhaltig leben.

Es gibt immer eine ökologische Alternative zum Plastik: Die Biologin Sonja Wolters leitet den Fachbereich Umweltschutz der Stadt Gütersloh.
Es gibt immer eine ökologische Alternative zum Plastik: Die Biologin Sonja Wolters leitet den Fachbereich Umweltschutz der Stadt Gütersloh.

Die Dose für den Aufschnitt, Obst und Gemüse ohne Verpackung einkaufen, Mehrwegflaschen nutzen: „Plastik vermeiden, das kann jeder“, sagt Sonja Wolters, die seit Mitte Februar den Fachbereich Umweltschutz der Stadt Gütersloh leitet und damit die Nachfolge von Dr. Jürgen Albrecht angetreten hat. Der Natur- und Umweltschutz liegt der 45-Jährigen seit vielen Jahren am Herzen. Dieses Thema bestimmte die Entscheidung für ein Studium der Biologie an der Universität Münster, es veranlasste sie auch für Naturschutzprojekte nach Vietnam und nach Westafrika zu gehen.

In Vietnam hat sie für eineinhalb Jahre zusammen mit Rangern in einem Schutzgebiet für hochbedrohte Affen gearbeitet. Damit knüpfte sie an ihre Diplomarbeit an, in der sie zum Verhalten von zwei Affenarten forschte. In Vietnam ging es um die bedrohte Art der Tonkin-Stumpfnasenaffen. Diese haben ihren Namen von den kurzen, kaum aus dem runden Gesicht ragenden Stupsnasen. Es sind relativ bunte Affen mit langem Fell, insbesondere an Schultern und Rücken. Die Stumpfnasenaffen gehören zu den bedrohtesten Primaten.

Auch aus Ghana, wo Sonja Wolters von 2004 bis 2008 in einem Naturschutzprojekt im Einsatz war, brachte die Biologin Erfahrungen mit, die bis heute nachwirken. „Die Wälder sind leergefressen“, sagt Sonja Wolters, das so genannte Empty-Forest-Syndrom sei deutlich zu spüren gewesen. Es sei also mehr als höchste Zeit, etwas für den Naturschutz zu tun, so Wolters. Wie wichtig es ist, fair gehandelten Waren den Vorzug zu geben und damit die Produzenten vor Ort zu unterstützen, verdeutlicht sie an einem Erlebnis an der Elfenbeinküste: Mit einem Paket aus der Heimat erhielt sie zwei Tafeln Schokolade, die sie, umringt von den Frauen, die Kakao anbauen, in kleinen Stückchen verteilte. „Keine der Frauen hatte bislang eine Schokolade gesehen. Der Geschmack war neu,“ so Wolters.

Ihr Herz hängt an Westafrika, dennoch hat sich die Biologin von diesem Land wieder verabschiedet. „Spätestens nach fünf Jahren soll man gehen, sonst ist man so „verbuscht“, dass man sich nicht mehr an ein anderes Leben gewöhnt kann“, so lautet eine Faustregel. Und der Übergang war tatsächlich heftig. Die grelle Flut der Werbung, die überquellenden Regale im Supermarkt, der Lärm, die Autos und ein Tag, der zu rasen scheint. „Die Eingewöhnung hat ein wenig gedauert, war aber erfolgreich“, meint Sonja Wolters rückblickend. Als Projektmanagerin koordinierte sie Projekte bei der Biologischen Station in Minden-Lübbecke e.V. zur Entwicklung des EU-Vogelschutzgebietes „Weseraue“. Seit 2014 hat sie das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum Norderney aufgebaut und geleitet.
Sonja Wolters Rückkehr aufs Festland ist auch eine Rückkehr zu Familie, Freunden und vielen Kontakten, die über die Jahre nicht abgerissen sind. So kann ihre sechsjährige Tochter in der Nähe der Großeltern aufwachsen und die Familie kann einen großen Garten in ländlicher Umgebung genießen.

Gemeinsam mit ihrem Team aus zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Fachbereich Umweltschutz will sie die Interessen bündeln und gemeinsam den Umwelt- und Naturschutz in Gütersloh nach vorne bringen. Viele Themen bleiben. Als sie sich von Norderney verabschiedet hat, war die Einführung des Norderney-Mehrwegbechers gerade auf den Weg gebracht worden. In Gütersloh knüpft sie an dieses Thema an: Schon im Mai wird der Pfandbecher in Gütersloh eingeführt. „Es ist toll, dass der Einzelhandel begeistert mitmacht“, so Sonja Wolters.