Corona: Viruslast übers Abwasser bestimmen

08.06.2022

Die städtische Kläranlage Putzhagen in Gütersloh ist Teil des Pilotprojekts für ein modernes Abwassermonitoring.

Sie haben – im übertragenen Sinn – ein Auge auf die Corona-Viruslast im Abwasser: Kläranlagen-Chef Karl-Heinz Schröder (links) mit Evelyn Klassen und Dr. Alexander Kolch von der Abteilung Hygiene, Trinkwasser und Umwelt des Kreisgesundheitsamtes.
Sie haben – im übertragenen Sinn – ein Auge auf die Corona-Viruslast im Abwasser: Kläranlagen-Chef Karl-Heinz Schröder (links) mit Evelyn Klassen und Dr. Alexander Kolch von der Abteilung Hygiene, Trinkwasser und Umwelt des Kreisgesundheitsamtes.

Die städtische Kläranlage im Putzhagen ist bis zum 31. März des kommenden Jahres Pilotstandort für ein modernes Abwassermonitoring, bei dem das in der Kanalisation anfallende Schmutzwasser systematisch auf Corona-Viren untersucht wird. Die fortlaufende Beprobung macht es möglich, einen ansteigenden oder abfallenden Trend der Viruslast im Abwasser zu erkennen. Mit im Boot sind elf weitere Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die Untersuchungen werden mit Mitteln des Landes, des Bundes und der EU finanziert. Das Kreisgesundheitsamt unterstützt fachlich.

„Einige Viren werden von infizierten Personen in größerer Menge ausgeschieden und können somit im Abwasser nachgewiesen werden,“ erläuterte der technische Leiter der Anlage, Karl-Heinz Schröder, jetzt bei der Vorstellung des Vorhabens. Das Monitoring sei eine objektive und effiziente Methode, unabhängig davon, ob sich einzelne Personen testen lassen oder ob es an Sonn- oder Feiertagen zu Testunterbrechungen kommt. In Kanada, den Niederlanden und Australien wird diese Methode bereits flächendeckend eingesetzt. Weitere Länder bauen ihre Kapazitäten für den Einsatz dieser Methode inzwischen aus.

Dr. Andreas Kolch, Sachgebietsleiter beim Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh, erwartet als Ergebnis, dass „auf ansteigende Virenkonzentrationen mit lokalen Verhaltensmaßnahmen oder Teststrategien reagiert werden könnte.“ Abhängig von den biologischen Eigenschaften eines Erregers kann das Abwassermonitoring als Frühwarnsystem ergänzend zum Infektionsgeschehen oder auch als Entwarnungssystem eingesetzt werden. Ebenso könnte es sich bei nicht ausreichenden Testkapazitäten als wichtige Methode zur Kontrolle eines Infektionsgeschehens erweisen. Nur wenige Kubikzentimeter einer täglichen Wasserprobe aus dem Schmutzwassereinlauf reichten dafür aus, die Proben werden im Vertragslabor des Klärwerkes mit molekularbiologischen Methoden (PCR) untersucht und dokumentiert.

„Auch wenn im Rohabwasser Erbgut von Coronaviren nachgewiesen werden, muss sich niemand vor infektiösem Abwasser fürchten,“ greift Kolch mögliche Sorgen von Bürgerinnen oder Bürgern auf. Aktive Erreger seien im Rohwasser bisher nicht nachgewiesen worden. „Corona-Erreger reagieren äußerst instabil auf ihre Umwelt, anders als ‚unbehüllte‘ Krankheitserreger wie etwa Noroviren.“ Die Klärleistung der Anlagen reduziert bis zum Auslauf die Virenkonzentration um 90 bis 99 Prozent. Und auch eine Rückverfolgung auf infizierte Personen sei über die Kläranlagen nicht möglich, so der Experte für Hygiene, Trinkwasser und Umweltfragen.

 
 
 

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