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26. März 2024

„Au revoir“ heißt „Auf Wiedersehen“: Merci, Monsieur Boisseau!

Kulturdezernent Andreas Kimpel verabschiedet den VHS-Französischdozenten Georges Boisseau zusammen mit Henrike Dulisch (Pädagogische Leiterin VHS) und Dr. Elmar Schnücker (Leiter VHS).
Kulturdezernent Andreas Kimpel verabschiedet den VHS-Französischdozenten Georges Boisseau zusammen mit Henrike Dulisch (Pädagogische Leiterin VHS) und Dr. Elmar Schnücker (Leiter VHS).

Die Volkshochschule Gütersloh (VHS) gibt es seit gut 100 Jahren, mehr als die Hälfte der Zeit hat auch Französischdozent Georges Boisseau sie begleitet. Man sieht es dem agilen Rentner nicht an, aber gerade hat der Franzose seinen 87. Geburtstag gefeiert. Jetzt übergibt der in Paris Geborene den Staffelstab seines Kurses „Auf Französisch und nichts Anderes“ an einen Kollegen: Alain Houdous. Er wird den VHS-Französischkurs in Zukunft unter neuem Titel weiterleiten, während Boisseau sich seinen zahlreichen anderen Interessen intensiver widmet. „Kommunikation und damit das Zwischenmenschliche ist und bleibt für mich das A und O“, erklärt Boisseau seine Leidenschaft für die Sprache und seine lange Treue zur VHS. Nun ist er mit lieben Worten und einem bunten Blumenstrauß offiziell verabschiedet worden von Kulturdezernent Andreas Kimpel, VHS-Leiter Dr. Elmar Schnücker, der Pädagogischen Leiterin der VHS Henrike Dulisch und wird es bald auch von seinen Kursteilnehmenden.

51 Jahre lang hat Boisseau in 102 Semestern an keinem einzigen Tag in der VHS Gütersloh gefehlt. „Damit haben Sie Geschichte geschrieben“, zeigt sich Dr. Elmar Schnücker, Leiter der VHS, beeindruckt von so viel Engagement für seine Einrichtung. „Das war Glück!“, entgegnet Boisseau bescheiden. „Glück für Sie und vor allem für Ihre Schülerinnen und Schüler“, macht Schnücker dabei nochmals deutlich. „Sie haben mehr als alles gegeben, das ist außergewöhnlich!“ Beim Blick in seinen Französischkurs wird klar: Das ist schon längst keine Dozenten-Studierenden-Beziehung mehr, das ist Freundschaft. „Ich habe sie alle lieb gewonnen“, stellt Boisseau fest. Ob Studienrätin oder Französischstudent, ob 80 Jahre oder jünger: „Das Problem ist, die Leute kommen immer wieder“, sagt er und muss selbst über die Aussage lachen. „Aber das war in der Vergangenheit wirklich ein Problem“, verdeutlicht Henrike Dulisch, Pädagogische Leiterin der VHS, „denn die Kurse von Georges Boisseau waren so beliebt, dass es immer wieder Wartelisten gab. Das zeugt von der Qualität seines Kurses. Er hinterlässt große Fußstapfen.“ Teils über Jahrzehnte hinweg hat er Menschen begleitet. „Ich habe mich in der VHS immer sehr wohl gefühlt, weil ich hier alle Freiheiten hatte und fair behandelt wurde, deshalb habe ich auch alles gegeben“, erklärt Boisseau. Viele Anekdoten und Erinnerungen hat er in der Zeit gesammelt. „Und viele wertvolle Menschen habe ich kennengelernt.“ Wichtig sind ihm dabei zwei Wegbegleiterinnen, die seine Passion für die Sprache immer unterstützt haben: Sein großer Dank gilt vor allem seiner Ehefrau Rosemarie und seiner Schwester Hélène.

Georges Boisseau geht als Französischdozent bei der Volkshochschule Gütersloh in den Ruhestand.
Georges Boisseau geht als Französischdozent bei der Volkshochschule Gütersloh in den Ruhestand.
Georges Boisseau (ganz links) hat in 51 Jahren als Französischdozent an der VHS Gütersloh kein einziges Mal gefehlt. Seine Kursteilnehmenden danken es ihm mit stetiger Treue.
Georges Boisseau (ganz links) hat in 51 Jahren als Französischdozent an der VHS Gütersloh kein einziges Mal gefehlt. Seine Kursteilnehmenden danken es ihm mit stetiger Treue.

Kulturdezernent Andreas Kimpel ist bekennend frankophil und ließ sich diesen besonderen Abschied in der VHS nicht entgehen. „Auch ich sage ‚merci‘ und bin stark beeindruckt von dem, was Sie hier geleistet haben, Georges Boisseau“, beginnt Kimpel sein Lob. „Sie sind ein Eckpfeiler und Botschafter für Ihr Land, Ihre Sprache und Kultur, davor ziehe ich meinen Hut“, so Kimpel. „Es ist mir eine große Ehre, dass Sie der VHS so viele Jahre den Rücken gestärkt haben.“

Das Geheimrezept von Georges Boisseau ist offenbar seine positive Einstellung. Sein Motto lautet: „Oui à la vie“, also „Ja zum Leben“ – und das merkt man ihm mit jeder Faser seines Körpers an. Das Alter? Nur eine Zahl. Man merkt erst, wie viel Boisseau bereits erlebt hat, wenn er anfängt zu erzählen. „Ich sage jedes Mal zu meinen Kursteilnehmenden: Stoppt mich, wenn ich zu viel rede. Aber sie sagen eher: Machen Sie weiter!“ Dabei holt er mit seinen Händen zu einer Art Kür aus, die Gesagtes durch Gesten unterstreicht und dadurch noch lebendiger macht.

Boisseau, gelernter Textilhändler, kam mit seinem Citroën 2CV, einer blauen Ente, über die Grenze nach Deutschland. In seinem Hinterkopf schwebte damals die deutsch-französischen Aussöhnung, ihn beeindruckte das Treffen zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer und es lockte das Wirtschaftswunder. 1965 wurde er zunächst Praktikant, ging dann in den Bielefelder Einzelhandel und versuchte sich in Güterslohs Nachbarstadt als Sprachdozent, bevor er 1971 beim Weltunternehmen Miele anheuerte. Dass die VHS in Bielefeld ihn damals als Dozenten ablehnte, weil es dort bereits zu viele gab, entpuppt sich heute als großer Glückstreffer für die Gütersloher VHS.

„Wir sind sehr dankbar für Sie und Ihren Einsatz“, sagt Henrike Dulisch wehmütig. Denn Georges Boisseau hat als Zeitzeuge auch im Bildungsbereich viel erlebt: Activeboards oder Onlineunterricht – er wird auch weiterhin viel zu erzählen haben. „Und deshalb heißt es an dieser Stelle auch nur ‚Au revoir‘, also ‚Auf Wiedersehen‘, denn wir werden Sie wiedersehen“, stellt Henrike Dulisch erfreut fest. Boisseau gibt lediglich sein Dozentendasein an der VHS auf, als Gast wird er seine Gruppe weiter besuchen. Und wenn er dann hin und wieder vorbeikommt und etwas Neues erzählt, bleibt er sicher seiner ewigen Linie treu: „Auf Französisch und nichts Anderes.“