18. Juni 2024
Boys aus Baltimore zupfen Bluegrass vom Feinsten
„Weltstadtmusik“ im Wapelbad - Die authentischen „Dirty Grass Players“ touren drei Wochen durch Europa und rocken auf Einladung des Fachbereichs Kultur das Freiluftbad an der Wapel.
„Es ist toll, dass trotz des unsteten Wetters doch so viele Leute gekommen sind!“ – Karin Hauertmann vom Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh, die gerade noch das Regenradar gecheckt und die Sitzbänke und Tische vom Wasser befreit hat, begrüßt das Wapelbad-Publikum und startet das diesjährige Weltstadtmusik-Event. „Die Gruppe, die heute hier ist, hat eine weite Anreise hinter sich. Das sind die Dirty Grass Players aus Baltimore, USA!“
In Amerika sind die „Dirty Grass Players“ gefeierte Medienstars. Die junge, vierköpfige New-Grass-Band ist dafür bekannt, den traditionellen Bluegrass zu überliefern und gleichzeitig die ehrwürdigen Country-Genregrenzen zu überschreiten. Bereits der fünfminütige Opener „Cold Sheets of Rain“ signalisiert eine Rückblende auf die musikalische Vergangenheit und bietet dem Auditorium gleichzeitig einen visionären Blick in die klingende Zukunft.
Die coole Music-Show gestalten Cory Shubb an der akustischen Collings-D1-Gitarre, Connor Murray, der am fünfsaitigen Kiesel-Bass arbeitet, Sam Guthridge, der das Gibson Mastertone 5-String Banjo aus den 1930er-Jahren bespielt, und Ryan Rogers, der krass die Gibson-F2-Mandoline, Model 1911, zupft. Alles Top-Instrumente, deren toller Sound sich in den Händen der virtuos aufspielenden Musiker ab dem ersten Ton in die Ohren und die Herzen der Konzertbesucher einspeist.
Besondere Qualität erreicht die fingerfertige Handarbeit der vier Vollblut-Musiker, wenn die spritzig servierte Mandoline kristallklare Sounds kreiert, die vom gepflegten Picking des Banjos unterstrichen werden. Parallel übernimmt die Akustikgitarre die ausgeklügelte Begleitung und plötzlich driftet auch sie in quirlige Solopassagen. Obendrein betont die aktiv verstärkte Bassgitarre die Rhythmik und gibt der Band den basalen Geleitschutz, wunderbar zu hören in „The Devil‘s After Me“. Die klingenden Zeitsprünge, die das Quartett meistert, werden besonders deutlich, als der Titel „Backwards Drifting“ ertönt. Sogar „Rapper'‘s Delight“, ein Zitat der „Sugar Hill Gang“ und Hip-Hop-Tophit der 1990er-Jahre, heben die rappenden Cowboys in den Sattel. Obendrein sind die vier Boys von authentischer Spielfreude geprägt, ihre professionelle Vortragskunst inklusive ihres mehrstimmigen Chorus lässt das Publikum jauchzend applaudieren.
Das fantastisch aufspielende „Dirty Grass Players“ Turbo-Team, das sich 2015 gegründet hat, mixt ein rund zweistündiges Nonstop-Programm aus den Songs seiner beiden CD‘s „Beneath the Woodpile“ und „Shiny Side Up“. Die Boys aus Baltimore, die sich sogar in Ostwestfalen so richtig warm gespielt haben, verabschieden sich nach dem Applaushagel mit der Zugabe „Grand Voyager“.