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Die Eiswiese im Sommer – Artenvielfalt und Naherholung

27.08.2020

Feuchtwiese bietet wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Ruhezone für Spaziergänger.

Auch ohne Eisschicht hat die Gütersloher Eiswiese einiges zu bieten: Sie ist als Feuchtwiese im Sommer ein optimaler Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten.
Auch ohne Eisschicht hat die Gütersloher Eiswiese einiges zu bieten: Sie ist als Feuchtwiese im Sommer ein optimaler Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten.

Die Eiswiese im Gütersloher Stadtpark ist bei vielen Gütersloherinnen und Güterslohern bei frostigen Temperaturen ein Freizeit-Magnet, wenn dort Schlittschuhfahren an der frischen Luft ohne Eintritt möglich ist. Doch auch bei sommerlichen 30 Grad hat die Eiswiese einiges zu bieten – dort summt, blüht und krabbelt es. Die zwei Hektar große, tiefergelegte Wiese bietet aufgrund ihrer natürlichen Verhältnisse und der feuchten Böden für viele Pflanzen- und Tierarten einen optimalen Lebensraum.

Doppelte Funktion

„Die Eiswiese hat sozusagen eine doppelte Funktion“, erklärt Daniela Toman vom Fachbereich Grünflächen der Stadt Gütersloh. „Im Winter wird sie geflutet. Bei passenden Temperaturen kann sei dann als Eiswiese genutzt werden. Im Sommer hat sie einen Feuchtwiesencharakter.“ Für Pflanzen, Insekten, Amphibien und Vögel bietet sie einen artenreichen Lebensraum. Einige der Arten, die dort zu entdecken sind, gelten als gefährdet. „Die Fläche wird einmal jährlich gemäht, so kann sich die Vegetation natürlich und nachhaltig entwickeln“, erklärt Toman. Im Rahmen einer Studie des städtischen Fachbereichs Umweltschutz wurden 2013 rund 100 Pflanzenarten auf der Wiesenfläche gefunden, von denen mehr als 30 auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzen- und Tierarten NRW stehen. Viele dieser Arten lieben besonders den feuchten Boden des Biotops. Aber auch für die Besucher bietet die Eiswiese im Sommer etwas: Die Bänke der Liebesinsel unter den großen Säuleneichen laden dazu ein, zu entspannen und mit Blick über das Grün einiges zu entdecken. „Aktuell blüht zum Beispiel der gefährdete Große Wiesenknopf sehr schön“, erzählt Daniela Toman. Die dunkelrote Blüte der aus der Familie der Rosengewächse stammenden Pflanzenart lässt sich genauso wie etwa der purpurrote Gewöhnliche Blutweiderich auf der Eiswiese und an den Wegen rundherum finden.

Lange Tradition

Die Eiswiese hat in Gütersloh eine lange Tradition. Um 1900 wurde sie angelegt. Schnell entwickelte sie sich zu einem beliebten Treffpunkt. Schon damals wurde die Fläche, die zu der Zeit durch den Gütersloher Eisverein betrieben wurde, im Winter geflutet. Gegen Eintrittsgeld konnten die Besucher die Fläche benutzen. Um 1926 dann wurde sie zur großen Enttäuschung der Bevölkerung aufgefüllt und in anderer Weise genutzt. Im Sommer 1999 konnte die Stadt Gütersloh im Rahmen des Projekts Stadtpark-Sanierung die Fläche pachten und stellte die Eiswiese nach altem Vorbild wieder her. Ebenfalls neu rekonstruiert wurde die Liebesinsel, die sich heute mitten auf der Eiswiese befindet. Sie wurde in den 1920er Jahren gebaut und war schon damals bei Verliebten ein beliebter Treffpunkt. „Von der damaligen Insel gibt es leider keine historischen Fotografien oder Pläne“, so Daniela Toman. Daher wurde die Liebesinsel in der heutigen bekannten Form 1999 in Anlehnung an einen Plan von Karl Rogge umgesetzt.

Auch die alte Tradition ist wieder eingeführt worden: Gegen Ende November, Mitte Dezember wird die Fläche der Eiswiese nach historischen Gegebenheiten über ein Wehr mit Wasser aus der Dalke geflutet, das an Avenstroths Mühle abgeleitet wird. Durch ein zweites Wehr am Ablauf wird der Wasserstand von rund 5,6 Millionen Litern Wasser – das entspricht etwa 40.000 vollen Badewannen – auf eine Höhe von 20 bis 30 Zentimeter aufgestaut. Bei einsetzendem Frost entsteht eine natürliche Eisfläche, die bei passenden Temperaturen zum Schlittschuhfahren genutzt werden kann. Im Frühjahr wird das Wasser über das zweite Wehr wieder abgelassen und der Feuchtwiesencharakter als wertvoller Lebensraum entsteht.

„Es ist toll, eine so schöne und große Fläche im Stadtpark zu haben, die je nach Jahreszeit ganz unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten bietet – für Mensch und Natur“, unterstreicht Daniela Toman, die sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen vom Fachbereich Grünflächen um die Pflege und Instandhaltung der Wiesenfläche kümmert. Ob im Sommer zur Erholungszwecken oder im Winter in sportlicher Aktion auf der Eisfläche: Die zwei Hektar der Eiswiese auf dem rund 31,5 Hektar großen Gelände des gesamten Gütersloher Stadtparks und Botanischen Gartens haben einiges zu bieten – im Sommer und im Winter, mit und ohne Eis.