08. April 2025
16. Erzählcafé zur Geschichte der Kneipen und Bars
Zapfhahn und Zeitgeist.

Sprottendiele, Schaksiraksi, Fliegerklause oder Kunstmann – alles Namen von Gaststätten, die heute bereits Gütersloher Geschichte sind. Über die Entwicklung der Kneipenkultur und die gesellschaftliche Bedeutung haben jüngst sowohl Gastronominnen und Gastronomen als auch Interessierte in geselliger Runde diskutierten und erzählt. Ins Blue Fox, das selber bereits eine mehr als hundertjährige Geschichte hat und auch schon mehrere Namen trug, folgten knapp vierzig Menschen der Einladung vom Stadtarchiv und dem Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh zum mittlerweile 16. Erzählcafé, das von der ehemaligen Pressesprecherin der Stadt und Gütersloher Urgestein Susanne Zimmermann moderiert wurde.
Für Waltraud Neumann, besser bekannt als Puttchen, stand schon früh fest: „Ich werd‘ der Wirt!“. Die Mutter von Drillingen stand schon mit 20 hinter einem Tresen und resümiert: „Bei uns im Türmer war immer was los.“ Auf dem Podium beteiligte sich ebenfalls Gastgeberin und ehemalige Besitzerin Mechthild Unkrüer, die 39 Jahre lang im Blue Fox gearbeitet hatte. Die studierte Sozialpädagogin nahm neben Theodoros Sargianidis Ellinadiko – kurz Theo – Platz, der, wie er erzählt, mehr oder weniger zufällig der Wirt von mehreren Gaststätten wurde und heute der Inhaber der Heuwaage und des Restaurants Ellinadiko ist. Gemeinsam schwelgten Podium und Publikum in Erinnerungen an die „alten Kneipen“, in denen man früher noch mit Anzug und Kleid einkehrte und resümierten: „Wenn man sich unterhalten will, dann geht man in die Kneipe.“ Der Abend im Blue Fox drehte sich um einen Star, der Puttchen heiraten wollte, um Kneipen und Gaststätten als Veranstaltungsorte sowie um viele persönliche Geschichten.
Dass die Gastronomie auch ihren Preis hat, erzählt Mike Sieweke aus dem Publikum, der einer Gastronomenfamilie entstammt. Kaum Platz und Freizeit für Kinder waren und sind häufig der Preis für die Gastfreundschaft. Das bestätigt auch Puttchen: „Ich wünschte mir einfach, dass wir zwei Tage auf einmal geschlossen haben.“ Auch die Coronazeit, die fast auf den Tag genau vor fünf Jahren begann, hat Spuren hinterlassen. „Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben“, fasst Mechthild Unkrüer zusammen. Abstand, das sei nicht richtig Kneipe. Die Kneipenszene habe sich verändert, aber, so Unkrüer: „Anders, aber genauso schön.“
Das Resümee der Veranstaltung: Solange man von Geschichte erzählt, bleibt diese erhalten – denn die Kneipen und Gaststätten waren und sind mehr als ein Tresen. Und Gütersloh, so alle Anwesenden, sei, im Gegensatz zu so manchen Vorurteilen, doch ein schönes Städtchen mit einem vielbietenden Kulturprogramm. Das gesamte Erzählcafé kann ab sofort auf dem Kulturportal unter www.kulturportal-guetersloh.de im Bereich „Erinnern“ und „Erzählcafés“ in voller Länge nachgeschaut werden.