Super Sound plus Sonnenstrahlen für die Seele

„Herzlich willkommen zum Event ‚Weltstadtmusik‘, das nach langer Corona-Pause endlich wieder stattfinden kann und erfreulicherweise so gut angenommen wird“, begrüßt Simon Drosten, Vizepräsident vom Wapelbad-Team, das Publikum und reicht das Mikrofon an Michael Deppe vom Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh weiter. Deppe stellt die beiden Bands des Tages und die vielen Angebote des Fachbereichs Kultur vor und appelliert an die Musikfreunde: „Schauen Sie bitte auf das Kulturportal Gütersloh! Wir freuen uns, wenn wir Sie auf unseren Veranstaltungen treffen.“ Und dann geht es los mit Folkmusik, Bluegrass und Indie aus Nordamerika, den schottischen Highlands oder auch der niederrheinischen Tiefebene. Die beiden Bands, die die Weltstadtmusik-Reihe 2023 eröffnen, mixen meisterhaft diverse Musikgenres und bringen mit ihren vielseitigen Songs ein aufmerksam lauschendes Publikum zum Schwingen.

Den Auftakt gestaltet das Kölner Duo „Stereo Naked“ mit Julia Zech am Banjo und dem Neuseeländer Pierce Black am Kontrabass. „Roadkill Highway“, ein sensibler Titel über Wildtierkollisionen, und „Sanity“ sind die selbstkomponierten Opener, mit denen das Duo das Auditorium stante pede überzeugt. Es ist die sympathische Parallelität ihrer Stimmen und Instrumente, die ein wundervoll wirkendes Frequenzspektrum von Hoch und Tief vereint. Akustisch entwickelt sich eine besondere Energie inmitten einer sonnigen Open-Air-Atmosphäre und harmonischer Wohlfühlmelodien. „Das ist auf jeden Fall ein sehr chilliger Ort“, lobt Pierce Black das Ambiente im Wapelbad und legitimiert den Namen des außergewöhnlichen Duos, das angezogen auftritt, allerdings sehr viel freien Raum für beide Interpreten offenhält.

„Es gibt nix Besseres zu ernten als selbstgezogene Tomaten“, deklamiert Black und kündigt das nächste Lied an, das mit „Homegrown Tomatoes“ einfach alle Geschmacksnerven anregt. „Und der nächste Song geht über einen Verlust, den man in Köln leider so manches Mal erleidet“, klagt Banjospielerin und Sängergin Zech. Sie startet mit zarter Stimme: „Fünf Tage mit dir im Farbenrausch, fünf Tage mit dir voller Glück“. Bald schon stellt sich heraus, dass das besungene Objekt der Begierde ein Fahrrad ist, das ihr gestohlen wurde. „Hoffentlich fährt der Dieb bei Regen und Nässe ohne Helm, und legt sich mit dir so richtig auf die…“ Und das prophetisch gereimte F-Wort erschallt im komplett erheiterten Wapelbad-Chor. „Wohlstandskind“ titelt dieser chiffrierte Lovesong, der auch auf der EP „Raketen und Rauch“ von „Stereo Naked“ im Internet gehört werden kann.

Magisch auch der zweite Weltstadtmusik-Part mit dem Bonner Duo „Steve Crawford & Sabrina Palm“. Die Ausnahme-Fiddlerin und der schottische Gitarrist aus Aberdeen bieten eine perfekte Symbiose von irisch-gälischen und schottischen Volksweisen, die im „upgedateten“ Überschalltempo traditionelle Jigs und Reels gehörrichtig auffrischen. Ihre beispiellos interpretierten Tänze führen unter anderen in die schottische Council Area Aberdeenshire an den Berg „Bennachie“, an dessen Fuß der Fluss „Gadie“ plätschert. Der ursprüngliche A-cappella-Song nimmt mit der Spielfreude der perkussiv agierenden Hexengeigerin Fahrt auf, auch Crawfords Spiel und sein Gesang reißen publikumswirksam alle mit – rhythmisches Mitklatschen erfasst virulent Jung und Alt. Spritzige Songs von der prämierten CD „Two“ wie „Palmer‘s Gate“ und „Three Little Steps“, die auch im schottischen BBC-Radio gespielt werden, betören die begeistert applaudierenden Weltstadtmusik-Fans. Das Highlight zum Schluss des Konzerts im sonnenverwöhnten Wapelbad ist die spontane Fusion beider Duos. Das Bonustrack-Quartett serviert den legendären „Tennessee Waltz“ von Patti Page und das gemeinsam aufgenommene Video-Projekt „The Big Stretch“, das auf YouTube konserviert ist.