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Interview mit Simon Jegelka

26.06.2019

Zum Denklabor „Neue digitale Öffentlichkeit“.

Simon Jegelka im Interview über die Schaffung einer neuen digitalen Öffentlichkeit für Gütersloh.
Simon Jegelka im Interview über die Schaffung einer neuen digitalen Öffentlichkeit für Gütersloh.

Simon Jegelka ist Teil des Führungstandems im Denklabor zum Thema „Neue digitale Öffentlichkeit“ im Rahmen des Digitalen Aufbruchs. Als Geschäftsführer des Gütersloher Unternehmens topocare befasst er sich mit Lösungen für den intelligenten Hochwasserschutz. Im Interview berichtet er über das erste Denklabor, seine Visionen für das digitale Gütersloh im Jahr 2040 und die größten Herausforderungen für eine neue digitale Öffentlichkeit.

Herr Jegelka, warum haben Sie sich bereit erklärt, diesen Prozess als „Coach“ des Denklabors „Neue digitale Öffentlichkeit“ mitzugestalten?

Die Themen Digitalisierung und die Auswirkungen auf die Gesellschaft beschäftigen mich schon länger. Ich sehe hier große Chancen, zur positiven Mitgestaltung. Viele Städte verschlafen diese Chancen leider, umso mehr habe ich mich über den Aufruf zum Digitalen Aufbruch in Gütersloh gefreut. Die Möglichkeit der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bringt frischen Wind aus der Bevölkerung. Auf die vielen Experten, die in Gütersloh zu finden sind, zurückzugreifen ist eine großartige Idee. Weil ich von der Beteiligung und somit von einer offenen und aktiven Stadtgesellschaft überzeugt bin, habe ich mich sofort bereiterklärt eine aktive Rolle in diesem Denklabor zu übernehmen.

Schauen Sie in die Zukunft: Wie sieht das digitale Gütersloh 2040 aus?

Ich gebe zu, die Frage ist schon sehr visionär. Genauso haben wir sie aber auch im Denklabor gestellt. Ein Blick, so weit in die Zukunft, ist durch die rasende Entwicklung nicht einfach. Digitalisierung schreitet so schnell voran, vor zehn Jahren hätte wir nicht erwartet, was heute alles möglich ist. Wenn ich visionär denke, stelle ich mir in der Zukunft eine neue und lebendige Demokratie und Stadtgesellschaft vor. Bürger, Politik und Verwaltung sind ganz anders verzahnt. Viele einfache Anträge brauchen wir als Bürger nicht mehr zu stellen. Die Computer prüfen, ob uns die Leistung zusteht und geben sie frei. Schüler- oder Studententickets im Nahverkehr werden dann zum Beispiel digital mit dem analogen Ich verknüpft. Die Mitarbeiter der Verwaltung und die Bürger können sich den wirklich komplizierten und kreativen Tätigkeiten zuwenden. Einfache Prüfung und Aktenabgleiche müssen uns nicht mehr aufhalten.

Auch die Arbeit des Stadtrates könnte anders ablaufen. Durch einfache und schnelle Beteiligungsformen wird die Politik, also das Gestalten unserer Stadt, für die Bürger zugänglicher. Ein gutes Beispiel sind hier die Denklabore zum Digitalen Aufbruch. Viele der Teilnehmenden sind im Alltag nicht in der Politik tätig, finden es aber gut und wichtig ihre Expertise beim Digitalen Aufbruch einzubringen. Wenn die digitale Welt mit der analogen noch mehr zusammenwächst, können Umfragen, themenbezogene Treffen und die Konsultation von Experten aus der Stadtgesellschaft in der Zukunft schneller und ungezwungener werden.

Ein einfacher und naheliegender Schritt könnte außerdem das Teilen von Daten sein: Ob bei Behörden, Ärzten oder Schulen, oft müssen wir die gleichen Fragen beantworten. Hätte jeder eine eigene digitale Sammlung über sich selbst, also das „Digitale-Ich“, könnte ein Klick genügen, um bestimmte abgespeicherte Inhalte freizugeben. Wichtig dabei bleibt, dass jeder die Kontrolle über seine Daten selbst behält, sie also auch im Zweifel zurückziehen kann. Dieses einfache Teilen von Informationen würde vieles einfacher und schneller machen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Schaffung einer neuen digitalen Öffentlichkeit?

Die größten Herausforderungen für eine neue digitale Öffentlichkeit sehe ich in allen drei Bereichen des öffentlichen Lebens. Bei den Bürgern, der Politik und der Verwaltung. Interessant wird dabei, ob wir es ermöglichen können, eine aktive und lebendige Diskussion und Bürgerschaft zu schaffen. Sodass sich die Menschen in die Diskussion miteinbringen und aktiv mitgestalten. Ich glaube, dass kann gelingen, wenn jeder das Gefühl bekommt, dass seine Meinung etwas zählt. Digitalisierung gibt uns hierzu neue Mittel und Wege, die wir jedoch erst zusammen entwickeln müssen. Wenn wir die Menschen bewegen können digital aktiv mitzumachen, können wir eine größere Lebendigkeit in der Stadtgesellschaft und eine höhere Identifikation und Zufriedenheit mit der Stadt schaffen. Das ist meine Hoffnung und zugleich auch die größte Herausforderung in diesem Prozess.

Nach dem ersten Denklabor zum Thema: Wie bewerten Sie es und was sind aus Ihrer Sicht die nächsten Schritte?

Ich war positiv überrascht, wie viel Fachwissen wir zu den unterschiedlichsten Themen in der Stadt haben. Wissen zu digitalen Veränderungsprozessen in Unternehmen, Wissen zu Daten und künstlicher Intelligenz oder auch zur digitalen Nutzer-Ansprache. Insgesamt ist hierdurch eine rege Diskussion zustande gekommen, bei der wir uns zunächst ganz offen und abstrakt an das Thema herangewagt haben. In den nächsten Treffen wird es nun darum gehen, aus den ersten gesammelten Ideen konkrete Projekte für Gütersloh zu entwickeln. Dadurch, dass alle hoch motiviert sind, glaube ich, dass wir am Ende einige gute Konzepte für die Stadt vorlegen können!