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Güterslohs Städtepartnerschaften leben

12.06.2019

Fünf Partnerstädte – Drei Jubiläen/ Feier im Juli.

Hinweisschilder im schwedischen Falun weisen den Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Hinweisschilder im schwedischen Falun weisen den Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Städtepartnerschaft – das ist mehr als gegenseitige Besuche offizieller Gruppen. Das beweist Gütersloh mit seinen fünf Partnerstädten Châteauroux, Broxtowe, Grudziądz, Falun und Rshew. In diesem Jahr feiert die Dalkestadt mit drei von ihnen Partnerschaftsjubiläen: 30 Jahre Freundschaft mit Grudziądz, 25 Jahre mit Falun und 10 Jahre mit Rhsew. Zur Feier der Jubiläen hat die Stadt Gütersloh Delegationen aus allen fünf Partnerstädten am ersten Wochenende im Juli (5. bis 8. Juli) nach Gütersloh eingeladen. Neben einer großen Jubiläumsfeier, einem vielfältigen Besichtigungsprogramm und der Teilnahme an der Veranstaltung Gütersloh International kommt auch der persönliche Austausch nicht zu kurz. Verständnis füreinander, Einblicke in andere Kulturen und die Akzeptanz von Verschiedenheiten. Aspekte, die gerade in der heutigen Zeit wieder verstärkt an Bedeutung gewonnen haben. Über Generationen hinweg pflegen Gütersloh und seine Partnerstädte diesen Austausch miteinander, auch bei aktuellen Begegnungen.

30 Jahre Städtepartnerschaft mit Grudziądz

1989 wurde mit zwei Unterschriften unter der Urkunde die Städtepartnerstadt zwischen Gütersloh und Grudziądz besiegelt. Heute, 30 Jahre später, verbindet die beiden Städte ein enges Freundschaftsband. Und auch ein Besuch in der 850 km entfernten Stadt an der Weichsel lohnt heute mehr denn je.

Wie es sich für eine gute Freundschaft gehört, stehen regelmäßige Besuche im Mittelpunkt der Städtepartnerstadt. Die letzten aktuellen Begegnungen liegen noch nicht lange zurück. So koordinierte die Europaschule Geschwister-Scholl im Mai ein ErasmusPlus-Projekttreffen mit Partnern aus Italien, Griechenland und Polen in Gütersloh. Sechs Schülerinnen und Schüler aus Grudziądz nahmen mit zwei Lehrerinnen an dem Projekt „We are all in one boat“ teil. Und auch Schülergruppen aus den Jahrgängen acht bis elf der Anne-Frank-Gesamtschule besuchten im Juni die polnische Partnerstadt und gewannen neue Einblicke im Austausch mit Gleichaltrigen. Ende August begrüßt Grudziądz dann eine Delegation aus ihrer Partnerstadt zu ihrem Stadtfest. Hier wird die Gütersloher Cover-Big-Band GTown-Rock-Orchestra einen Beitrag beim Stadtfestkonzert leisten und auch den musikalischen Austausch fördern.

Wer sich auf den Weg in die polnische Stadt im Zentrum von Weichselpommern macht, dem bietet sich schon bei der Anreise ein atemberaubender Anblick. Am Flusslauf der Weichsel präsentieren sich eine Reihe der historischen Speicher in tiefem Backsteinrot. Und spätestens bei der Ankunft in der historischen Altstadt der 96.000 Einwohnerstadt wird klar, Grudziądz ist ein besonders schönes Fleckchen Erde. Unzählige Sehenswürdigkeiten warten darauf, entdeckt zu werden. So versetzt die Stadtmauer mit einem Wassertor ihre Besucher zurück ins Mittelalter. Aber auch die Festung aus dem 18. Jahrhundert, auch Zitadelle genannt, beeindruckt mit ihren enormen Ausmaßen und ihrer Lage direkt an der Weichsel. In den letzten Jahren hat sich das Erscheinungsbild der Stadt stark gewandelt, viele Fassaden erscheinen im neuen Glanz. Insbesondere im Sommer lockt Grudziądz als Touristenmetropole mit Seen, Radwegen und den beiden Flüssen Weichsel und Ossa. Und auch Ausflüge in nahelegende Städte bieten sich von hier aus an. Bis nach Danzig sind es 100 km, und auch Warschau liegt etwa 200 km südöstlich von Grudziądz entfernt.

Viele Gemeinsamkeiten lassen sich zwischen Grudziądz und Gütersloh entdecken, doch in einem Punkt stehen sich die beiden Städte besonders nahe: Genau wie Gütersloh pflegt auch Grudziądz eine Städtepartnerschaft mit Falun in Schweden. So können die drei Partnerstädte in besonderem Maße voneinander profitieren und ihre Freundschaften bei gemeinsamen Treffen intensivieren.

25 Jahre Städtepartnerschaft mit Falun

Seit 1994 besteht die Freundschaft zwischen Falun, der Stadt in der schwedischen Provinz Dalarnas län, und dem ostwestfälischen Gütersloh. Entstanden über die beiderseitige Verbindung zu Grudziądz hat sich in den letzten 25 Jahren mehr als nur eine „einfache“ Städtepartnerstadt entwickelt. Nicht nur die Freundschaften werden bei gemeinsamen Treffen intensiviert, sondern auch der kulturelle und wirtschaftliche Austausch noch stärker gefördert.

In den 25 Jahren der Städtepartnerstadt konnte nicht nur Gütersloh regelmäßig Gästen aus Schweden seine Sehenswürdigkeiten präsentieren, sondern auch viele Gütersloher Bürger besuchten bereits Falun und die Flüsse und Seen rund um die skandinavische Stadt, die 230 km nordwestlich der Hauptstadt Stockholm liegt. Um neue Ideen für eine lebendige Partnerstadt ging es im Mai bei einem Besuch einer Delegation aus Gütersloh in Falun. Schwerpunkt des partnerschaftlichen Besuchs war ein Workshop zum Thema: wie lässt sich Städtepartnerschaftsarbeit beleben. Der intensive Austausch zur Stärkung der Freundschaft wird das nächste Mal per Video-Konferenz fortgesetzt.

Bei einem Besuch in Falun fällt auf: Kupferrot ist die Farbe der skandinavischen Partnerstadt. Denn die Geschichte der 59.000 Einwohnerstadt hängt untrennbar mit dem roten Kupfererz zusammen. Über Jahrhunderte hinweg wurde das rote Gold in den Bergwerken rund um Falun abgebaut, bis der Abbau in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Ende fand. Seitdem konzentriert sich die Wirtschaft auf die Papierproduktion und -verarbeitung. Ganz loslassen konnte die Stadt vom Kupfer jedoch immer noch nicht – so wird aus dem Abraum der Bergwerke die rote Farbe „Falu rödfärg“ hergestellt. Ein Farbton, den jeder schon einmal gesehen hat - schließlich taucht dieser unzählige schwedische Häuser in ihr typisches dunkelrot. Dieses Rot begegnet den Besuchern immer wieder beim Besuch der Faluner Altstadt. Die Arbeiterviertel geben der Stadt ihr gemütliches „schwedisches“ Stadtbild und zählen, zusammen mit den Bergwerken, heute sogar zum UNESCO Weltkulturerbe und machen einen Besuch in der Partnerstadt lohnenswert. Neben dem Rot gehört aber auch die Farbe Schneeweiß zum Bild der Stadt. Falun ist mit seiner 90-Meter-Skisprungschanze eine schwedische Ski-Hauptstadt. 20.000 Besucher fasst das Ski-Stadion und bildet mit anderen Sportstätten ein beachtliches Sportzentrum.

10 Jahre Städtepartnerschaft mit Rshew

Seit März 2009 ist sie besiegelt: Die jüngste der fünf Partnerschaften, zwischen Gütersloh und der russischen Stadt Rshew. Ehemalige Weltkriegsteilnehmer hatten vor vielen Jahren die Annäherung der beiden Städte begründet, die nun seit 10 Jahren besteht. Die offizielle Freundschaft von Gütersloh und Rshew ist die erste in der Region, zwischen einer deutschen und einer russischen Stadt, und die 21. in Nordrhein-Westfalen.

Initiator für eine erste Wiederannäherung der beiden Städte nach dem Zweiten Weltkrieg war der Kriegsveteran Erich Vornholt aus Gütersloh. Unter seiner Mithilfe wurde 1995 das Kuratorium Rshew gegründet mit dem Ziel, die Verständigung zwischen Russen und Deutschen zu verbessern. Aber auch Wissensvermittlung und humanitäre Hilfe gehören zu den Aufgaben des Kuratoriums. Eine lebendige Zusammenarbeit und ein reger Austausch zwischen Russen und Deutschen hat sich unter der Beteiligung von mehreren Generationen in den zehn Jahren der Partnerschaft entwickelt, ein Verdienst des Kuratorium Rshew.

Mit 2.100 km Entfernung ist Rshew die am weitesten entfernte Partnerstadt Güterslohs und ist mit seinen rund 62.000 Einwohnern heute eine von der Industrie geprägte Stadt. Bis zur Gebietshauptstadt Twer sind es knapp 130 km, die russische Hauptstadt Moskau liegt etwa 200 km östlich. Bekannt ist die am Oberlauf der Wolga gelegene Stadt als Maschinenbauerstandort, so sind die fünf größten Betriebe der Stadt in der Maschinenbaubranche tätig.

Regelmäßig gegenseitige Besuche stehen auch zwischen Rshew und Gütersloh auf dem Programm. Bei der letzten Delegationsreise im Mai stand neben gemeinsamen Austausch ein Besuch des Friedensparks, auf dem deutsche und russische Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden haben, mit einer Kranzniederlegung im Mittelpunkt. In der Gütersloher Freundschaft mit Rshew wird aber auch die jüngere Generation mit einbezogen. Bei einem Empfang von Deutschlehrerinnen aus der russischen Partnerstadt im März, wurde eine Ausstellung in der Gütersloher Musikschule in der Kirchstraße eröffnet. Diese zeigt Bilder von Schülerinnen und Schülern aus der Kunstschule Nr. 2 in Rshew. Ein weiterer besonders intensiver Kontakt zwischen den beiden Städten findet regelmäßig in Form von deutsch-russischen Workcamps des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge statt und ist für Ende Juli geplant.