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Unterirdisch alles im Fluss/Kanäle werden digital gewartet

16.04.2018

Papierkram war gestern. Noch vor wenigen Monaten erhielten Tobias Bücker und Andreas Weiß einen riesengroßen Papierausdruck, auf dem ihr Einsatzgebiet zur Kanalreinigung verzeichnet war.

Keine großen Karten mehr, ein Laptop reicht: Tobias Bücker (links) und Andreas Weiß, Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice der Stadt Gütersloh, arbeiten bei der Kanalwartung jetzt mit einer speziellen Software.
Keine großen Karten mehr, ein Laptop reicht: Tobias Bücker (links) und Andreas Weiß, Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice der Stadt Gütersloh, arbeiten bei der Kanalwartung jetzt mit einer speziellen Software.

„Das war unhandlich und wenig tauglich, um sich schnell zu orientieren“, sagt Tobias Bücker, Mitarbeiter im Kanalbetrieb Gütersloh, der seit acht Jahren als Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrietechnik bei der Stadt Gütersloh im Einsatz ist. Jetzt muss Bücker nur den Laptop aufklappen, der stoßfest und auch bei Sonnenlicht gut zu gebrauchen ist, und kann sich so schnell einen Überblick verschaffen, welche Kanalabschnitte aktuell gespült werden müssen. Die Software liefert eine visuelle Darstellung des Kanalnetzes und ermöglicht die Abfrage, Filterung und Auslesung von zahlreichen Informationen nach verschiedenen Kriterien.

Zusammen mit seinem Kollegen Andreas Weiß ist Bücker – wie auch die anderen Kanalteams – dafür zuständig, dass in den Kanälen unter der Erde alles im Fluss bleibt. Das betrifft 390 Kilometer Schmutzwasserkanäle und 375 Kilometer Regenwasserkanäle. „Die Schmutzwasserkanäle müssen alle drei Jahre komplett gereinigt werden, die Regenwasserkanäle alle fünf Jahre“, erläutert Kanalmeisterin Melanie Harder.

Besonders bei den akuten Fällen sorgt die Software mit dem Namen Basys Regie von der Firma Barthauer für eine schnelle Orientierung. „Man muss lediglich die Straße eingeben und es werden alle Informationen wie Verortung des Kanaldeckels und Fließrichtung aufgelistet, die man für den „Feuerwehreinsatz“ im Fall einer Verstopfung oder Absackung benötigt“, so Bücker. „Man muss nicht mehr nach dem Kanaldeckel suchen“, sagt Weiß. Nachdem die Kollegen mit dem Spülwagen den Fall geklärt haben, setzen sie auf ihrem Laptop ein Häkchen und tragen, falls nötig, einen Kommentar zu ihrem Befund ein.

Der Schaden im Rohr kann zusätzlich mit einem Foto dokumentiert werden, das den Auftrag für die Reparatur erleichtert. So ein akuter Einsatz kommt täglich vor. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. „Abfalle - besonders schlimm sind Feuchttücher – Verwurzelungen, Absackungen oder auch eine Überflutung können daran schuld sein“, so Harder.

Erst wird gespült, dann abgesaugt. Der Spülwagen führt sechs Kubikmeter Frischwasser mit und kann sechs Kubikmeter Schmutz aufsaugen. Die Teams fahren täglich mehr als 50 Kilometer im Stadtgebiet zu ihren Einsatzorten und müssen zwischendurch an der Kläranlage Putzhagen oder am Bauhof neues Frischwasser tanken.

Die Stadt Gütersloh ist in insgesamt 56 Spülgebiete eingeteilt. Ein Team ist für die Regenwasserkanäle eingesetzt, ein weiteres für die Schmutzwasserkanäle, zusätzlich gibt es die so genannte Pumpenntour, die die Pumpwerke kontrolliert. Die rund 800 Kilometer Kanalnetz sind komplett digital erfasst. Aus den Daten, die Bücker und Weiß bei ihren Wartungsarbeiten eintragen, führt Kanalmeisterin Harder in ihrem Büro am Klärwerk Putzhagen die Gesamtbewertung sowie die Wartungsintervalle zusammen. Beim digitalen Einsatz zur bedarfsorientierten Wartung der Kanäle gebe es noch Luft nach oben, eine Verfeinerung der Dokumentation und Analysedaten mit ergänzenden Software-Modulen, weiß Melanie Harder. „Ein guter Anfang ist gemacht“, so Harder.