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„Als Erstes brauchen wir Klarheit“

16.02.2022

Für die Planungen der Anrainer-Kommunen hätte eine militärische Wieder-Nutzung des ehemaligen Flugplatz-Geländes gravierende Folgen.

Alle an einem Tisch: (v.l.) Albrecht Pförtner (Gewerbepark Flugplatz GmbH), Marcus Skupin (BimA), Bürgermeister Norbert Morkes (Gütersloh), Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide (Harsewinkel), Bürgermeister Marco Diethelm (Herzebrock-Clarholz), Stadtbaurätin Nina Herrling (Gütersloh)
Alle an einem Tisch: (v.l.) Albrecht Pförtner (Gewerbepark Flugplatz GmbH), Marcus Skupin (BimA), Bürgermeister Norbert Morkes (Gütersloh), Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide (Harsewinkel), Bürgermeister Marco Diethelm (Herzebrock-Clarholz), Stadtbaurätin Nina Herrling (Gütersloh)

In Zukunft wieder Militär am ehemaligen Flughafenstandort an der Marienfelder Straße? Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat die Stadt Gütersloh darüber informiert, dass die britischen Streitkräfte Interesse an einer Wiedernutzung des Geländes als Logistikstandort bekundet haben. In einem Pressegespräch nahmen jetzt (16.2.2022) Vertreter der BiMa, Bürgermeister Norbert Morkes, die Bürgermeister der beiden anderen Anrainer-Kommunen, Sabine Amsbeck-Dopheide und Marco Diethelm, sowie der Geschäftsführer der Gewerbepark Flugplatz GmbH Gütersloh, Albrecht Pförtner, Stellung. 

Worum geht es?

Die britischen Streitkräfte entwickeln zur Erfüllung der NATO-Verpflichtungen des Vereinigten Königreichs nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages regionale Drehkreuze als landgestützte Ausbildungs-, Vorausstationierungs- und Kommandoknotenpunkte. Hierdurch sollen erforderliche Transitzeiten über den Ärmelkanal verringert und die Einsatzbereitschaft erhöht werden. Vor diesem Hintergrund haben die Britischen Streitkräfte in Deutschland eine Überprüfung ihrer Funktionen und Einrichtungen vorgenommen und für die Zukunft einen deutlich erhöhten Bedarf, insbesondere an Einzelunterkünften, Werkstätten, Verwaltungsgebäuden und Lagern festgestellt. Da zur Deckung dieses militärischen Bedarfs unter Umständen Teilflächen der ehemaligen britischen Liegenschaft „Princess-Royal-Barracks“ (Flughafen) in Gütersloh in Betracht kommen, haben die britischen Streitkräfte gegenüber der BImA Interesse an der (Wieder-)Nutzung bekundet.

Aktueller Kenntnisstand

Noch gibt es keine endgültige Entscheidung über eine erneute militärische Nutzung, da die Prüfungen durch die Britischen Streitkräfte noch nicht abgeschlossen sind. Für die Stadt Gütersloh und die Kommunen Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz ist damit eine neue Situation eingetreten, die ihre Wirkung auf die weiteren Verhandlungen mit der BImA über das Gelände hat, das bisher auf etwa 110 Hektar als Gewerbe-und Industriefläche vorgesehen ist. „Bis zu einer endgültigen Entscheidung der Briten sollten wir alle geplanten Abstimmungen und Verhandlungen über diese Flächen aussetzen,“ empfiehlt Bürgermeister Norbert Morkes.

Solange sich die Flächen im Eigentum der BImA befinden, könne jederzeit Bundesbedarf für die Flächen angemeldet werden, wozu auch eine Nutzung für militärische Belange gehört. Die Kommunen hätten hierbei kein Vetorecht, erklärte der Bürgermeister.

Nach aktuellem Kenntnisstand bezieht sich das britische Interesse auf den rund 110 Hektar umfassenden Bereich südlich der Bundesstraße 513. Die Naturschutzfläche bliebe nach bisherigem Stand davon ausgenommen. Benötigt würden Lagerflächen für militärisches Gerät, Fahrzeuge und Unterkünfte für ein kleineres Kontingent Soldaten. Eine Stationierung zusätzlicher britischer Soldaten in Deutschland ist hiermit nicht verbunden. Der Flugbetrieb soll nicht wieder aufgenommen werden. Das bereits im Besitz der drei Anliegerkommunen befindliche nördliche Gebiet gegenüber dem Flughafengelände soll von den Plänen unberührt bleiben.

Folgen für die Planungen der Anrainer-Kommunen

Besonders für die Gewerbeflächenentwicklung der Stadt Gütersloh und für Harsewinkel wären die Folgen weitreichend. Das Gelände ist nach dem Abzug der Briten im Jahr 2016 als dringend benötigte Gewerbeflächen in den Regionalplanentwurf aufgenommen worden. Mit einer militärischen Nutzung ständen beide Kommunen quasi wieder bei Null, die zukünftige Entwicklung von Gewerbeflächen betreffend. Deshalb wollen die Bürgermeister der drei Kommunen und Albrecht Pförtner als Geschäftsführer der Gewerbegebiet Flugplatz GmbH jetzt möglichst kurzfristig das Gespräch mit dem Land und der Bezirksregierung in Detmold suchen, um die möglichen Folgen im Detail zu analysieren, Möglichkeiten der Kompensation und Perspektiven für die Gewerbeflächenentwicklung zu entwickeln. “Was wir aber als Erstes brauchen, ist Klarheit darüber, ob das Flughafengelände tatsächlich wieder für militärische Zwecke genutzt werden soll,” erklärt Bürgermeister Morkes.

Hintergrund: Gewerbepark Flugplatz Gütersloh GmbH (GFG)

Die Gewerbepark Flugplatz Gütersloh GmbH (GFG) wurde am 26.Januar 2017 gegründet. Gesellschafter sind mit 70 Prozent die Stadt Gütersloh, mit 20 Prozent die Stadt Harsewinkel und mit 10 Prozent die Gemeinde Herzebrock-Clarholz. Geschäftssitz ist die Carl-Bertelsmann-Straße 29 in Gütersloh. Geschäftsführer ist Albrecht Pförtner. In einem ersten Schritt wurden nördlich der B 513 von der BImA und anderen privaten Eigentümern insgesamt rd. 30 ha Flächen erworben. Auf diesen Flächen wird derzeit ein etwa 17 ha großes Gewerbegebiet geplant.

Ergänzende Pressemitteilung der pro Wirtschaft GT

Rückkehr der Briten würde Einschnitt bedeuten

pro Wirtschaft GT und Landrat Adenauer betonen Bedeutung des Flughafen-Geländes für die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis Gütersloh

 Aus Sicht des Kreises Gütersloh wäre eine erneute Inanspruchnahme der Fläche des ehemaligen Flughafens durch britische Streitkräfte ein erheblicher Einschnitt in der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung des Kreises. Die rund 110 Hektar sind fester Bestandteil des bereits 2016 ausgearbeiteten Gewerbeflächen-Konzepts des Kreises Gütersloh und sollen einen wesentlichen Teil des zukünftigen Gewerbeflächen-Angebots darstellen. „Sollte es tatsächlich zu einer Inanspruchnahme der Fläche durch das Militär kommen, geht dem Kreis Gütersloh eine Potentialfläche verloren, die dringend notwendig ist, um ansässigen Unternehmen Wachstumsperspektiven zu bieten“, so Landrat Sven-Georg Adenauer, der gleichzeitig Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der pro Wirtschaft GT GmbH, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Gütersloh, ist.

Es sei geradezu erschreckend und für die beteiligten Kommunen ein herber Verlust, wenn die jahrelangen Vorbereitungen nun an dieser Stelle ins Leere laufen würden. Vor diesem Hintergrund hofft Landrat Adenauer weiterhin, dass sich die Inanspruchnahme der Fläche durch die Briten noch abwenden lasse und stellt sich in diesem Ansinnen an die Seite der Kommunen Harsewinkel, Herzebrock-Clarholz und Gütersloh. Die Betroffenheit der Wirtschaft im Kreis Gütersloh bei einem Wegfall dieser bedeutenden Industriefläche geht allerdings weit über die beteiligten Kommunen hinaus. „Schon heute suchen Unternehmen händeringend nach Flächen für Erweiterung, Neubau oder Ansiedlung im Kreis Gütersloh“, ergänzt Nikola Weber, gemeinsam mit Anna Niehaus Geschäftsführerin der pro Wirtschaft GT. „Ein Wegfall der Fläche würde den Kreis Gütersloh mittelfristig in seinem Wachstums- und Beschäftigungspotential schmälern.“
BZ: „Das Flughafengelände in Gütersloh ist dringend notwendig, um ansässigen Unternehmen im Kreis Gütersloh Wachstumsperspektiven zu bieten“, sagt Landrat Sven-Georg Adenauer.