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Ehrenamtliche halten weltweit einmalige Tradition am Leben

06.02.2020

Henning Schulz besucht Nachtsanggeläut in der Martin-Luther-Kirche.

Besuch im Glockenturm der Martin-Luther-Kirche: Bürgermeister Henning Schulz erlebte das traditionelle Nachtsanggeläut hautnah mit. Unser Bild zeigt (v.l.) Pfarrerin Wiebke Heine, Anke Wiemann, Christoph Wiemann, Lenca Lyakine, Henning Schulz, Cornelia Porysiak, Claus Wiemann und Tanja Öz.
Besuch im Glockenturm der Martin-Luther-Kirche: Bürgermeister Henning Schulz erlebte das traditionelle Nachtsanggeläut hautnah mit. Unser Bild zeigt (v.l.) Pfarrerin Wiebke Heine, Anke Wiemann, Christoph Wiemann, Lenca Lyakine, Henning Schulz, Cornelia Porysiak, Claus Wiemann und Tanja Öz.

Es ist die mit Abstand älteste Gütersloher Tradition und wohl weltweit einmalig: das Nachtsanggeläut in der evangelischen Martin-Luther-Kirche – ausgeübt von Ehrenamtlichen jeden Samstag zwischen dem 31. Oktober (Reformationstag) und dem 2. Februar (Mariä Lichtmess). Bis 1790 lässt sich der „Nachtsang“ in Chroniken zurückverfolgen. Welcher Zweck einst dahinterstand, ist nicht eindeutig klar. Vielleicht war es ein Sturmgeläut an der niederländischen Küste, vielleicht ein Geläut, das einem verirrten Bischof auf den rechten Weg zurückhalf.

Sechs Aktive halten die Tradition derzeit am Leben – samstags von 19 bis 19.45 Uhr. Ihnen stattete Bürgermeister Henning Schulz jetzt hoch oben in dem über 126 Stufen zu erreichenden Glockenturm einen Besuch ab, um den ehrenamtlichen Einsatz zu würdigen und sich die Kunst des Spiels erläutern zu lassen. Zwei Glöckner sind mindestens erforderlich, um das Nachtsanggeläut spielen zu können. Dr. Barbara Rohden erlernte es vor knapp 50 Jahren von Pfarrer Hans Köker und gab ihr Wissen an Lenca Lyakine weiter. Mit Cornelia Porysiak, deren Tochter Tanja Öz und dem Ehepaar Claus und Anke Wiemann werden seit einiger Zeit vier weitere Aktive angelernt. Noten für die fünf unterschiedlichen „Stücke“ gibt es nicht. „Man sollte musikalisches Taktgefühl und Geduld mitbringen, weil es eine lange Zeit braucht, bis man die Glocken läuten kann“, so Barbara Rohden. Gespielt wird mit allen drei Glocken der Kirche, mit Händen und Füßen über Seilverbindungen zu den Klöppeln. Henning Schulz durfte es ausprobieren und zeigte sich schwer beeindruckt: „Toll, dass Sie diese einmalige Tradition in Gütersloh am Leben halten!“

Ohrschützer sind Pflicht, für Besucher wie für die Glockenspieler: Tanja Öz (vorn) und Cornelia Porysiak in Aktion.
Ohrschützer sind Pflicht, für Besucher wie für die Glockenspieler: Tanja Öz (vorn) und Cornelia Porysiak in Aktion.