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Offener Ganztag kommt an seine Grenzen

23.04.2021

Coronabedingte Vorgaben erfordern höheren Raum- und Personaleinsatz – Elternbeiträge werden nach Nutzung berechnet.

Ortstermin an der Overberg-Grundschule, wo das sozialpädagogische Institut Träger den Offenen Ganztags ist: Bildungs-Beigeordneter Henning Matthes, Peter Malich (Leiter OGS Overbergschule) und Frank Kahle-Klusmeier (SPI).
Ortstermin an der Overberg-Grundschule, wo das sozialpädagogische Institut Träger den Offenen Ganztags ist: Bildungs-Beigeordneter Henning Matthes, Peter Malich (Leiter OGS Overbergschule) und Frank Kahle-Klusmeier (SPI).

Corona bringt die Betreuung im Offenen Ganztag an ihre Grenzen. Darauf weisen jetzt Frank Kahle-Klusmeier als Sprecher der OGS-Träger und Bildungs-Beigeordneter Henning Matthes in einer gemeinsamen Presseerklärung hin. Sie schildern die aktuelle Situation mit den sich daraus ergebenden Anforderungen, die Raumkapazitäten der Schulen und Personaleinsatz der OGS-Träger ans Limit führt. Vor diesem Hintergrund appellieren Kahle-Klusmeier und Matthes an die Eltern: Wer nicht zwingend auf die Betreuung im Rahmen der OGS angewiesen ist, möge bitte seine Kinder auf andere Weise betreuen. Es gibt aber auch eine Entscheidung zu den Elternbeiträgen. Ein Sachstandsbericht.

„Die Eltern gehen in dieser belastenden Situation unglaublich verständnisvoll mit der Situation um und tragen wesentlich dazu bei, dass das System OGS und Schule nicht kollabiert“, betonen Frank Kahle-Klusmeier und Henning Matthes mit ausdrücklichem Dank für die gute Zusammenarbeit. „Auch das gemeinsam abgestimmte Zusammenwirken zwischen Stadt und Träger funktioniert perfekt“, ergänzt Kahle-Klusmeier. Auch die pädagogischen und organisatorischen Zuständigkeiten innerhalb der Schulen arbeiteten optimal aufeinander abgestimmt zusammen. Die Offenen Ganztage, der Lehrbereich, die Schulsozialarbeit und alle weiteren Kräfte in der Schule organisierten oft sehr kurzfristig und pragmatisch den Alltag. Sie alle versuchten, den Ansprüchen und Bedarfen der Kinder gerecht zu werden.

Coronabedingte Vorgaben erfordern höheren Raum- und Personaleinsatz

Tatsache ist aber auch: Je länger sich die angespannte Situation hinzieht, desto mehr sind die Eltern auf die Betreuung ihrer Kinder durch die Institutionen der Kindertagesbetreuung und des Offenen Ganztages angewiesen und die Inanspruchnahme steigt. Täglich werden an den Grundschulstandorten jeweils zwischen 70 und 90 Kinder im Anschluss an die Unterrichtszeit betreut, für das laufende Schuljahr sind insgesamt 2518 Kinder zum Offenen Ganztag angemeldet. Darüber hinaus nutzen regulär 427 Kinder die Randstundenbetreuung.

„Da dies in gleichbleibenden Gruppen passieren muss, und sich diese Gruppen nicht durchmischen dürfen, brauchen wir mehr Betreuungsräume als normal. Da wir die Kinder ganztägig von dem weitestgehend gleichbleibenden Betreuungsteam begleiten, ist ebenfalls mehr pädagogisches Personal als zu Zeiten der regulären OGS-Betreuung notwendig,“ erklärt Kahle-Klusmeier. Hinzu kämen Hygiene- und Abstandsregelungen und sich ändernde Rahmenbedingungen, die die pädagogische Arbeit erschwerten. Kahle-Klusmeier: „Erholungszeiten für das Personal auch während der Ferien gibt es kaum, viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen auch dann auf Abruf bereit. Kahle-Klusmeier ergänzt, was in den OGS-Kräften vorgeht: „Wir haben den Anspruch, den Kindern die unter den aktuellen Bedingungen bestmögliche pädagogische Begleitung zu bieten, aber uns treiben natürlich die Sorgen um die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder um. Wir sehen wie belastet die Familien sind und unterstützten, stecken aber privat oftmals in der gleichen Situation.“

„Seit dreizehn Monaten reagieren die Schulen und die Träger der Offenen Ganztage in Gütersloh auf die sich ständig und oft sehr kurzfristig ändernden Betreuungsregelungen und Rahmenbedingungen“, bestätigt Henning Matthes die Schilderung. Gemeinsam mit den Beteiligten in Schule und OGS werden dann jeweils gemeinsam schnell Lösungen abgestimmt. So hat die Stadt bereits für zusätzlichen Raumbedarf unter anderem bereits Räume für die Kapellenschule im Adalbert-Probst-Haus (Vereinshaus der DJK Avenwedde auf dem Schulgelände) hinzugemietet. Für die Grundschule Große Heide und die Grundschule Kattenstroth prüft die Stadt gerade, ob es Möglichkeiten gibt, räumlich durch eine Anmietung zu entlasten.

Elternbeiträge werden bis auf Weiteres tageweise berechnet

Ein Thema, das Eltern und die Verwaltung seit 13 Monaten Pandemie umtreibt, sind die Elternbeiträge für den Bereich der OGS. Während es für die Lockdown-Phasen seitens des Landes eine Regelung für die Aussetzung der Elternbeiträge gab, an der sich sowohl Land als auch die Stadt Gütersloh beteiligt haben, fehlt für die Zeit ab März entgegen anderslautender Ankündigungen jede Klärung durch das Land. Daher wurden die OGS-Elternbeiträge für den Monat März zunächst voll erhoben. „Wir sehen aber sehr wohl, dass viele Eltern hier sehr bedacht handeln und ihre Kinder nur dann an der pädagogischen Betreuung teilnehmen lassen, wenn eine Betreuung zuhause wirklich nicht möglich ist, sagt Henning Matthes. „So leisten sie ihren Beitrag, das System zu entlasten, das an seine Grenzen kommt. Deshalb werden wir, obwohl es nach wie vor keine klare Aussage vom Land gibt, die aus unserer Sicht nachvollziehbarste Lösung für die Erhebung OGS-Beiträge wählen: Für den Fall, dass sich das Land weiterhin nicht an dem Ausfall der Elternbeiträge beteiligt, wird der Elternbeitrag für Kinder, die eine pädagogischen Betreuung im Rahmen der OGS in Anspruch nehmen, tageweise berechnet. Dies werden wir rückwirkend ab März umsetzen.“

Eltern, die bereits für den Monat März OGS-Beiträge entrichtet haben, werden die Beiträge erstattet, soweit die Betreuung nicht in Anspruch genommen wurde. Beiträge ab April werden nicht eingezogen bzw. sollten nicht überwiesen werden. Matthes weiter: „Wir hatten gehofft mit Zuschüssen des Landes auf diese sehr verwaltungsaufwändige Maßnahme verzichten zu können.“ Er bittet daher um Verständnis, dass die Abrechnung unter Anrechnung gezahlter Beiträge für März aufgrund des hohen Aufwandes erst nachträglich erfolgen könne. Die Eltern bekommen entsprechend Mitteilung.

Hintergrund : OGS, Distanz- und Wechselunterricht

Im Bereich der Grundschulen gilt aktuell wie in allen Schulen in NRW Distanzunterricht. Sobald es die Infektionszahlen zulassen, wird es voraussichtlich eine Rückkehr in den Wechselunterricht geben, in dem tageweise in der Schule, tageweise auf Distanz zu Hause gelernt wird.
Durchgängig erhalten bleiben soll - nach heutigem Stand der Dinge - das Angebot einer pädagogischen Betreuung während des Distanzunterrichts und – für Kinder, die im Regelfall in der OGS betreut wurden – auch über die Unterrichtszeit hinaus.

Doch für die pädagogische Betreuung gelten Regeln: Voraussetzung ist - ebenso wie zur Teilnahme am Schulunterricht - das Testen zweimal in der Woche. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 6, die nach Erklärung ihrer Eltern an den Distanzlerntagen nicht zuhause betreut werden können oder bei denen nach Rücksprache mit dem zuständigen Jugendamt eine Kindeswohlgefährdung vorliegen könnte. Die Vorlage einer Arbeitgeberbescheinigung ist nicht erforderlich. Für einen Teil der Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung, die zu Hause nicht betreut werden können, gilt das auch über die Jahrgangsstufe 6 hinaus.

Zudem sollen möglichst konstante Gruppen gebildet werden. Die Gruppenzusammensetzungen sollen dokumentiert werden. Es ist möglich, auch Gruppenkonstellationen zu wählen, die von der im Regelbetrieb üblichen Einteilung der Ganztags- und Betreuungsangebote abweichen. Die konkrete Gruppeneinteilung wird vor Ort im Rahmen der personellen und räumlichen Kapazitäten geregelt.

In Gütersloh bieten folgende Träger Offene Ganztagsbetreuung in den Grundschulen an:

  • AWO Kreisverband Gütersloh e.V. mit 9 Schulen,
  • Sozialpädagogisches Institut Gütersloh (SPI) e.V. mit 3 Schulen
  • Droste-Haus Jugendaustauschwerk im Kreis Gütersloh e.V. Verl
  • Lebenshilfe Kreisvereinigung Gütersloh e.V.
  • Förderverein der Grundschule Nordhorn e.V.
  • OGS Kapellenschule e.V.
  • OSG Isselhorst e.V.