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Henning Schulz unterwegs: Bei Marie Fechtel auf dem 105. Geburtstag

08.02.2018

100 Jahre Gütersloher Geschichte aus erster Hand und dann auch noch so lebendig und voll spannender Details erzählt: Das erlebt man nicht alle Tage.

Bürgermeister Henning Schulz besuchte Marie Fechtel anlässlich ihres 105. Geburtstages.
Bürgermeister Henning Schulz besuchte Marie Fechtel anlässlich ihres 105. Geburtstages.

Bürgermeister Henning Schulz und die übrigen Geburtstagsgäste von Marie Fechtel hatten jetzt diese seltene Gelegenheit. 105 Jahre wurde die gebürtige Gütersloherin am 2. Februar. Ein biblisches Alter, so darf man wohl zugestehen, gesegnet mit präzisen Erinnerungen, die – so sagt sie selbst – ab dem dritten Lebensjahr einsetzen. Einem Faktencheck würden die Nachrichten, die Marie Fechtel berichtet, zu 100 Prozent standhalten. So kann sie – eine der ganz frühen Erinnerungen – vom „Kaisergeburtstag“ erzählen, den sie als Vierjährige im Kindergarten erlebt hat(Wir schreiben das Jahr 1917!!!). Autos waren exotische Fortbewegungsmittel, das erste in Gütersloh gehörte dem Sanitätsrat Kranefuß. Auch davon weiß Marie Fechtel lebhaft zu erzählen. Mit Blick auf das Buchgeschenk, das der Bürgermeister überreicht – „Gütersloh im Spiegel der Zeit“ – kommt der Jubilarin in den Sinn, „dass da auch ein Foto von mir drin sein könnte.“ Eines von der Feier zum 100.Stadtjubiläum im Jahr 1925, „als die ganze Stadt mit Blumengirlanden geschmückt war und auch wir Schülerinnen alle Blumenkränze im Haar trugen.“ Was für eine schöne Anregung für den 200.Stadtgeburtstag im Jahr 2025!

Zeitlebens, bis zum 99. Geburtstag hat Marie Fechtel in ihrer Wohnung an der Königstraße im „Türmer-Haus“ gelebt, wo die selbständige Schneidermeisterin auch ihre Nähstube eingerichtet hatte. Darüber erzählt sie dem Bürgermeister so, als wäre es gestern gewesen: von den vielen Kollegen und Kolleginnen, die es früher noch in der Stadt gab, von Fahrten zu den Modemessen nach Düsseldorf, aber auch von Bombennächten im Keller während des Zweiten Weltkriegs.

Staunend und fasziniert hören die Besucher zu und ahnen, dass ihnen Marie Fechtel mit ihrem verlässlichen Gedächtnis noch manche Frage beantworten könnte, die sie in keinem Geschichtsbuch wiederfinden würden. Aber das Gestern ist nur ein Teil im Leben der 105 jährigen. Im Nora-Pflegestift an der Vennstraße, wo sie seit sechs Jahren in einem gemütlichen Zimmer lebt, sind das Radio und die Tageszeitung zwei wichtige Requisiten, um über die Gegenwart auf dem Laufenden zu bleiben. Und ein Apfel gehört ebenfalls zum täglichen Programm von Marie Fechtel, die zwei Weltkriege durchlebt, die Erfindung des Autos, des Radios, des Tonfilms, des Fernsehens, des Flugzeugs oder des Computers bestaunt hat, die den Botanischen Garten noch in seinen Anfängen kennt, die zur Verwandtschaft noch mit der Postkutsche nach Brockhagen gefahren ist. Und die 105 Jahre Lebensfreude ausstrahlt.