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Weniger ist mehr: Abfall vermeiden und sich befreien

30.07.2018

Marion Grages besucht Meister fürs „Upcycling“.

Erfinderisch: Patricia Sommermann hat ein Händchen für „Upcycling“: Der Brotkasten war mal eine Kohlenschütte.
Erfinderisch: Patricia Sommermann hat ein Händchen für „Upcycling“: Der Brotkasten war mal eine Kohlenschütte.

Eine luftige Sommerhose, entstanden aus einer alten Gardine, oder ein Brotkasten, der früher eine Kohlenschütte war: Es kommt auf die gute Idee an. „Es muss nichts Neues sein“, sagt Patricia Sommermann. Vor jeder Anschaffung steht bei ihr die Überlegung: Was könnte man alternativ verwenden?

In Haus und Haushalt von Patricia Sommermann, ihrem Sohn Noel und Holger Rinne spielt das Vermeiden von unnötigen Anschaffungen und Abfällen bereits seit einigen Jahren eine große Rolle. Marion Grages vom Fachbereich Umweltschutz der Stadt Gütersloh hat die Familie besucht und hat damit ein gutes Beispiel und viele Ansätze gefunden, wie man Abfall vermeiden und dennoch gut leben kann.

Irgendetwas fehlt ja immer. Irgendetwas wird immer gebraucht. Zum Beispiel ein Schrank, in dem man Bücher und Papierkram unterbringen kann. Patricia Sommermann fand einen passenden Schrank auf dem Sperrmüll, den sie aufgearbeitet und mit einem weißen Anstrich für ihr Haus angepasst hat. Oder ein Brotkasten musste her. Dafür nutzte die 51-Jährige eine alte Kohlenschütte, mit der früher die Kohlen aus dem Kohlenkeller zum Ofen getragen wurden. Auch der Korbsessel am Fenster ist vom Flohmarkt. Und die alten Kirschdosen aus Blech stehen in Reih und Glied im Regal und sorgen für Ordnung. „Upcycling“, also die Wiederverwertung von vorhandenen Dingen und Materialien ist die Idee, um Kosten zu sparen und neue Verwertungen zu kreieren.

Was man nicht hat, kann man auch tauschen. „Zum Beispiel Kleidung“, sagt Patricia Sommermann, die für Secondhand-Kleidung plädiert. Die habe auch noch einen weiteren Vorteil, weil sie bereits so oft gewaschen wurde, dass die Giftstoffe raus sind.

Vor ein paar Jahren hatte sich Patricia Sommermann einer besonderen Herausforderung gestellt: Sie hat ein Jahr auf Konsum verzichtet. Kein Souvenir, keine Deko, keine Kleinigkeiten oder Anschaffungen, die man meint, unbedingt machen zu müssen. Ihr Fazit: Sie ist aus dem Jahr gestärkt herausgegangen. „Wenn ich mit so wenig auskomme, was kann mir dann noch passieren?“ Es sei auch eine Art Befreiung, wenn man nicht ständig darüber nachdenken und überlegen müsse, was man kaufen müsse, so Sommermann. „Alle streben nach Glück und wir haben verstanden, dass das Glück nichts mit dem Kaufen zu tun hat“, sagt der 53-jährige Holger Rinne, der in der IT-Branche tätig ist.

Auch im Haushalt gibt es tausend Kleinigkeiten, die man berücksichtigen kann, wenn man Abfall vermeiden möchte und die Umwelt schonen möchte. Papierküchentücher sucht man im Haushalt von Rinne-Sommermann ebenso wie Alufolie vergeblich. „Auch Plastikfolie brauchen wir nicht“, sagt Holger Rinne. Käse oder Wurst wird auf einen Teller gelegt, mit einer Porzellanschüssel abgedeckt und im Kühlschrank aufbewahrt. Und der Müsli-Snack, den Patricia Sommermann zur Arbeit in die Druckerei mitnimmt, wird in einem Glas mit Schraubverschluss transportiert. Obst und Gemüse vom Markt kommen in Mehrwegnetze. „Alles Kleinigkeiten, die aber in der Menge Wirkung zeigen“, so Marion Grages.