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Urban X-Change: Bildungsangebote international denken

24.05.2023

Erster Besuch in Gütersloh festigt das gemeinsame Projekt von Volkshochschule und Stadtbibliothek mit der Partnerstadt Broxtowe – „Digitaler Bürgerdialog“ als Idee entwickelt.

Erwachsenenbildung neu denken: Im Rahmen des Urban X-Change Networks haben Vertreterinnen und Vertreter von „Inspire“, aber auch lernwillige Broxtower die Gütersloher Einrichtungen besucht.
Erwachsenenbildung neu denken: Im Rahmen des Urban X-Change Networks haben Vertreterinnen und Vertreter von „Inspire“, aber auch lernwillige Broxtower die Gütersloher Einrichtungen besucht.

Erwachsenenbildung neu denken, über Ländergrenzen hinweg – das ist das Ziel des Urban X-Change Network, das vom Auswärtigen Amt über den Deutschen Volkshochschulverband gefördert wird. Als eine von neun Volkshochschulen in Deutschland ist die VHS Gütersloh ausgewählt worden, gemeinsam mit den Erwachsenenbildungseinrichtungen in der Partnerstadt Broxtowe in Großbritannien am Urban X-Change Network teilzunehmen. Auf ein Dreivierteljahr Vorbereitung und Online-Austausch folgte jetzt das erste „Live-Treffen“ – mit einem dreitägigen Aufenthalt einer Gruppe aus Broxtowe in Gütersloh in der vergangenen Woche. Ein voller Erfolg – inspirierend und bereichernd, wie sowohl die Gütersloher als auch die Briten jetzt resümieren.

Da in Broxtowe die Erwachsenenbildung und die Bibliotheken in der Organisation „Inspire“ zusammengefügt sind, die als Kooperationspartner fungiert, wurde auf Gütersloher Seite früh auch die Stadtbibliothek Gütersloh mit Leiterin Silke Niermann in die Planungen einbezogen. Nach einer Planungskonferenz im Oktober 2022, bei der Dr. Mariella Gronenthal, stellvertretende Leiterin der VHS, und Silke Niermann in Bonn auf die Kollegen Peter Gaw und Ian Bond von „Inspire“ aus Broxtowe trafen sowie einigen gemeinsamen Programmpunkten zur „Nacht der Bibliotheken“ am 17. März folgte jetzt der erste Besuch der Broxtower in Gütersloh. Zu Gast waren Vertreterinnen und Vertreter von „Inspire“, aber auch lernwillige Broxtower Bürgerinnen. „Die Freude darüber ist an der VHS Gütersloh groß, denn das internationale Arbeiten bedeutet auch eine Bereicherung für lokale Bildungsangebote“, so Dr. Mariella Gronenthal. Drei Tage voller Austausch, Besichtigungen und kulinarischer Einblicke standen auf dem Programm. Neben einer Stadtführung sowie der Besichtigung der VHS und der Stadtbibliothek wurde vonseiten der Stadt Gütersloh auch ein Besuch des „Wertkreis“-Kiebitzhofs und des Klettergartens „Grenzenlos“ organisiert. Begeistert zeigten sich die Broxtower von den Räumen der Volkshochschule. „In Broxtowe finden Kurse der Erwachsenenbildung in den Bibliotheken statt. So etwas wie die Räumlichkeiten unserer VHS inklusive Küche gibt es dort nicht“, erklärt Gronenthal.

Interkultureller Austausch eröffnet neue Perspektiven

Auch wenn im Mittelpunkt die Frage stand, wie vor allem benachteiligten Gruppen ein niedrigschwelliger Zugang zu Weiterbildungsangeboten ermöglicht werden kann, so zeigte sich in der Praxis schnell, dass der Austausch sich nicht nur darauf beschränken würde. Wie funktioniert die Erwachsenenbildung in Broxtowe? Welche Schwerpunkte werden dort gesetzt? Welche Herausforderungen gilt es zu meistern? Neben solchen Fragestellungen ging es aber auch ganz allgemein um den interkulturellen Austausch, wie Dr. Mariella Gronenthal betont: „Wir haben nicht nur über das Thema der Erwachsenenbildung gesprochen, sondern zum Beispiel auch darüber, wie die Kinderbetreuung im jeweils anderen Land organisiert ist. Dadurch bekommt man wertvolle Einsichten, wie man bestimmte Dinge auch anders angehen und besser machen könnte.“

Eine Idee: der digitale Bürgerdialog zwischen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte

Eine Erkenntnis, die Gronenthal für die Gütersloher mitnimmt, ist das Angebot für Menschen mit Dyskalkulie (Rechenschwäche): „In Gütersloh denken wir bei der Grundbildung zunächst an das Lesen und Schreiben. Die Broxtower hingegen haben einen stärkeren Fokus auf Zahlen. Hier würden wir unser Angebot für Menschen mit Dyskalkulie gern erweitern.“ Eine weitere Idee, die dem Austausch erwachsen ist: ein digitaler Bürgerdialog zwischen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte aus beiden Städten. Sie sollen miteinander ins Gespräch kommen und sich darüber austauschen, wie sie integriert worden sind und was sie sich gegebenenfalls noch gewünscht hätten. Aus dem Austausch sollen Ideen und Wünsche zur Weitergabe an die Kommunalpolitik abgeleitet werden.

Stadtbibliothek Gütersloh als Dritter Ort

Kirsty Blyth, stellvertretende Vorstandsvorsitzende von „Inspire“, zeigt sich ebenfalls inspiriert durch den Austausch: „In Gütersloh ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema, das auch in Vorträgen der VHS behandelt wird. Dazu würden wir in Broxtowe gern ebenfalls mehr anbieten.“ Fasziniert ist sie zudem von der Stadtbibliothek Gütersloh und dem Konzept des „Dritten Ortes“. Neben dem Ersten Ort, dem eigenen Zuhause, und dem Zweiten Ort, der Arbeit, soll die Stadtbibliothek zum Dritten Ort für die Menschen werden, der als Ausgleich zu den ersten beiden Orten dient. Dieses Konzept soll schon bei den Kleinsten greifen: „Als Bibliothekarin hat mich besonders die Kinderbibliothek überrascht und beeindruckt. Das ist wirklich ein sehr inspirierender Ort“, so Kirsty Blyth.

Auch Lernende erhalten Einblicke in die Angebote der Partnerstadt

Aber nicht nur Lehrende haben vom interkulturellen Austausch profitiert, auch Teilnehmende an Weiterbildungsangeboten in Broxtowe waren bei der Reise nach Gütersloh dabei und haben neben allen anderen Programmpunkten auch an einem Englisch-Kurs der VHS teilgenommen. So zum Beispiel Iryna Yatsenko. Die Grundschullehrerin ist vor einem Jahr aus der Ukraine nach England geflohen und lernt in Broxtowe seit September Englisch. „Ich war sehr überrascht und habe mich umso mehr gefreut, als mich mein Englischlehrer gefragt hat, ob ich an einer Reise nach Deutschland teilnehmen möchte.“ Für sie ist es vor allem die Gruppendynamik, die die Reise für sie so besonders macht: „Das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit ist wirklich toll. Dank der aufgeschlossenen Menschen aus Gütersloh und Broxtowe waren die letzten Tage die beste Zeit, die ich seit langem hatte.“

Ziel des Projekts: Städtepartnerschaft stärken und Bürger beider Städte näher zusammenbringen

Der Gegenbesuch der Gütersloher Gruppe mit Vertretern und Vertreterinnen von VHS, Bibliothek und Zivilgesellschaft in Broxtowe ist für Juli geplant. Abschließender Höhepunkt des Projekts wird am 15. September zum Tag der Demokratie ein großes Fest in der Volkshochschule Gütersloh sein.

Das Projekt ist im Wachsen, regelmäßig kommen die Beteiligten in Videokonferenzen zusammen und planen mit großer Begeisterung die Details. Als städtediplomatische Maßnahme wollen die Veranstaltungen die Bürgerinnen und Bürger beider Städte näher zusammenbringen und die Städtepartnerschaft stärken. Deshalb informiert die Volkshochschule regelmäßig auf ihrer Internetseite über das Fortschreiten des Projekts und aller Programmbestandteile. Weitere Informationen gibt es unter www.vhs-gt.de.