Henning Schulz zur aktuellen Situation nach Corona-Ausbruch bei Tönnies

21.06.2020

Video Statement von Henning Schulz.

Der massenhafte Corona-Ausbruch beim Rheda-Wiedenbrücker Unternehmen Tönnies stellt die Stadt Gütersloh vor enorme Herausforderungen. In einem aktuellen Video (Sonntag, 21.6.) erläutert Bürgermeister Henning Schulz die neuesten Zahlen, die aktuelle Lage und das geplante Vorgehen der Stadt, um eine Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Im Folgenden der Wortlaut:

„Liebe Gütersloherinnen und Gütersloher, ich melde mich am heutigen Sonntagabend, nachdem ich persönlich den gesamten Tag in Krisenstäben beim Kreis Gütersloh, im Verwaltungsvorstand und im Rathaus der Stadt Gütersloh verbracht habe, und ich möchte Ihnen einen aktuellen Überblick geben über die Geschehnisse, die im Zusammenhang mit massenhaften Corona-Ausbruch im Unternehmen Tönnies stehen. Die Dynamik, die wir erleben, sucht wirklich ihresgleichen.

Am heutigen Tag hat auch heute Vormittag der Krisenstab des Kreises Gütersloh getagt, an dem auch Ministerpräsident Armin Laschet und der Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann teilgenommen haben. Wie stellt sich die Situation der vergangenen Tage dar? Es wurden massenhaft Test durchgeführt, knapp 7000. Die Ergebnisse sehen momentan so aus, dass gut 20 Prozent der Tests, die da durchgeführt worden sind, ein positives Ergebnis gebracht haben. Zum heutigen Stichtag sind noch nicht alle Ergebnisse in die Datenbank des Kreises Gütersloh eingeflossen, stichtagsbezogen sprechen wir heute von 878 aktiven Infektionen. Wenn man sich anschaut, wie viele Infektionen die allgemeine Bevölkerung im Kreis Gütersloh betreffen, dann sind das lediglich 16, also nur zwei Prozent, und daran erkennt man, dass dieses Infektionsgeschehen sehr stark fokussiert und momentan auch noch begrenzt ist auf die Gruppe der Werkvertragsarbeitnehmer, die bei Tönnies arbeiten.

Aufgrund dieses Infektionsereignisses habe ich als Bürgermeister der Stadt Gütersloh bereits am Donnerstag verfügt, dass in unseren Schulen und Kindertagesstätten Kinder von Betriebsangehörigen der Firma Tönnies bis auf Weiteres nicht mehr an der Notbetreuung teilnehmen dürfen. Das war mir wichtig aus präventiven Gründen und zum Schutz unserer Bevölkerung.

Der Kreis Gütersloh hat für alle 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens Tönnies eine Quarantäneverfügung ausgesprochen, das heißt, alle 7000 müssen sich in den nächsten 14 Tagen in Quarantäne begeben. Und diese Anordnung geht noch weiter, denn sie betrifft auch die Personen, die mit den Werkvertragsarbeitnehmern in denselben Wohneinheiten wohnen, oder auch Familienangehörige der betroffenen Werkvertragsarbeitnehmer der Firma Tönnies.

Bis zum gestrigen Tag bestand noch das Problem sowohl für den Kreis Gütersloh wie auch die Stadt Gütersloh, dass uns Listen des Unternehmens über die Wohnstandorte, wo sich die infizierten Personen aufhalten, nicht vorlagen. Am gestrigen Tag wurde uns dann ein Datensatz übergeben, der uns 175 Wohnstandorte aufgezeigt hat. Am heutigen Tag musste diese Zahl auf 246 Wohnstandorte nach oben korrigiert werden. Im Ergebnis stellt sich die Situation so dar, dass der Kreis Gütersloh, unterstützt durch die Bundeswehr, mit Test-Teams alle Wohnstandorte besuchen wird und von allen Bewohnerinnen und Bewohnern Corona-Tests abnehmen wird.

Für die örtlichen Ordnungsämter und damit auch für die Stadt Gütersloh besteht die große Herausforderung jetzt darin, an allen 246 Wohnstandorten dafür zu sorgen, die Quarantäneverfügung des Kreises Gütersloh, die allein bezüglich der Werkvertragsarbeitnehmer der Firma Tönnies mehr als 1000 Personen in Gütersloh umfasst, sicherzustellen. Das heißt, wir müssen die Einhaltung der 14-tägigen Quarantäne durchsetzen und sicherstellen. Das ist eine Mammut-Aufgabe, die wir allein durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung und der Ordnungsbehörde nicht leisten können. Insofern haben wir am gestrigen Tage schon eine massive Personalanforderung an das Land NRW gesendet. Ich habe diese Anforderung heute persönlich gegenüber dem Ministerpräsidenten Laschet noch einmal bekräftigt. Wir bitten dort sehr eindringlich das Land um Unterstützung. Ich glaube auch, dass das funktionieren wird, weil man deutlich erkennen kann anhand dieser hohen Zahl von Wohneinheiten, die ja sehr kleinkörnig im Stadtgebiet der Stadt Gütersloh verstreut liegen, dass mit eigenem Personal rund um die Uhr diese Kontrolle nicht gelingen kann. Und deswegen werden wir Unterstützung bekommen. Bund, Land, die Bezirksregierung, der Kreis und die Stadt und auch alle Träger, die örtlichen Hilfsverbände, die Bundeswehr ziehen hier an einem Strang, um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt zu gewährleisten.

Wichtig ist mir persönlich aber auch eins: Wir lassen die Menschen, die jetzt von dieser Quarantäne betroffen sind - Menschen, die vornehmlich aus Rumänien, Bulgarien und Polen kommen -, nicht allein. Die Dienstleister und die Subunternehmer des Unternehmens Tönnies, aber auch der Konzern selber haben mehrfach öffentlich erklärt, dass sie sich insbesondere um die Versorgung mit Lebensmitteln, mit Hygieneartikeln dieser betroffenen Wohneinheiten auch kümmern werden. Wir werden da ein sehr genaues Auge drauf haben, aber auch selber mit den Hilfsverbänden das koordinieren. Und es ist mir sehr persönlich wichtig, dass diese Menschen bei uns in der Stadtgesellschaft nicht stigmatisiert werden. Wir haben hier in Gütersloh eine große Gruppe von polnischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die seit Jahrzehnten in unserer Stadt leben, und insofern ziehen Sie bitte auch in Betracht, dass nicht jede Person aus dieser Bevölkerungsgruppe im Unternehmen Tönnies arbeitet und somit auch nicht automatisch dieser Ordnungsverfügung unterworfen ist. Seien Sie an dieser Stelle auch solidarisch.

Damit die Quarantäneverfügung auch eingehalten wird, ist es wichtig, dass wir sehr kurzfristig mit den betroffenen Personen in Kommunikation kommen. Die Personen sprechen oft nicht die deutsche Sprache. Und deswegen ist es wichtig, dass wir Dolmetscher akquirieren können, Dolmetscher in Rumänisch, in Bulgarisch und in Polnisch. Es müssen keine ausgebildeten Dolmetscher sein, sondern Menschen, die eben der deutschen Sprache und der anderen Sprachen mächtig sind. Und deswegen sende ich hier auch den Appell an Sie: Wenn Sie Menschen kennen, hier in Gütersloh oder Umgebung, die uns als Stadt dabei unterstützen können, ins persönliche Gespräch zu kommen, zu erklären, warum die Einhaltung der 14-tägigen Quarantäne essenziell wichtig ist, dann melden Sie sich bitte bei der Stadt Gütersloh und geben Sie uns diese Namen dieser Personen weiter! Es ist extrem wichtig, dass wir den Menschen erklären können, was eine 14-tägige Quarantäne bedeutet und dass es so wichtig ist, dass diese jetzt eingehalten wird.

Ich habe noch eine weitere wichtige Information für Sie: Es wird kurzfristig so sein, dass sich alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kreises Gütersloh freiwillig auf Corona testen lassen können. Es gibt schon heute Testzentren, eins beim Unternehmen Tönnies für die Werksangehörigen, ein weiteres neben dem Klinikum in Gütersloh. Die Kassenärztliche Vereinigung wird sehen, wie die Kapazitäten noch weiter aufgebaut werden können. Insofern, Details kann ich Ihnen an dieser Stelle heute dazu noch nicht sagen, wie es genau ablaufen wird, aber nehmen Sie diese Information auch schon heute gerne mit.

Ich versichere Ihnen, dass die Stadt Gütersloh und auch ich persönlich als Bürgermeister der Stadt Gütersloh alles tun werde, was in meiner Kraft und Macht steht, die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt - Sie - zu schützen und die Ausbreitung dieses Virus zu verhindern. Wie ich sagte, es handelt sich momentan noch um eine sehr lokal auf diese Bevölkerungsgruppe eingegrenzte Infektion, und deswegen ist es außerordentlich wichtig, dass Sie das beherzigen, was schon seit Monaten gilt: Halten Sie Abstand! Nehmen Sie, wenn es irgendwie möglich ist, nicht an Veranstaltungen teil mit einer größeren Menge an Menschen, und reduzieren Sie möglichst Kontakte. Und tragen Sie bitte an den Stellen, an denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, Ihren Nasen-Mund-Schutz.
Und abschließend möchte ich Sie bitten: Seien Sie solidarisch, reagieren Sie besonnen, haben Sie Vertrauen! Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, diesem besonderen Ereignis gerecht zu werden und einen weiteren Ausbruch zu verhindern. Unterstützen Sie uns dabei. Ich danke Ihnen!“

 
 
 

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