Kräftige Impulse für die Gütersloher Kulturlandschaft

14.02.2020

Zweites Forum verleiht dem „Aufschwung für Kultur“ Dynamik.

Impulse für die Zukunft: v.l. Bürgermeister Henning Schulz, Professorin Dr.Johanna Kißler (Universität Bielefeld), Lena Jeckel, leiterin des Fachbereichs Kultur, Kunst-Kuratorin Birgit Laskowski, Stadtbibliothek-Geschäftsführerin Silke Niermann, David Kory, Projektleiter der Dortmunder „Urbanisten“, Kulturdezernent Andreas Kimpel imd Kirsten Reckeweg, Koordinatorin Kulturentwicklungsplan.
Impulse für die Zukunft: v.l. Bürgermeister Henning Schulz, Professorin Dr.Johanna Kißler (Universität Bielefeld), Lena Jeckel, leiterin des Fachbereichs Kultur, Kunst-Kuratorin Birgit Laskowski, Stadtbibliothek-Geschäftsführerin Silke Niermann, David Kory, Projektleiter der Dortmunder „Urbanisten“, Kulturdezernent Andreas Kimpel imd Kirsten Reckeweg, Koordinatorin Kulturentwicklungsplan.

Mit den Themenfeldern Kulturelle Bildung, Kunst im öffentlichen Raum und Erinnerungskultur sind im städtischen Kulturentwicklungsplan drei Bereiche festgelegt worden, deren künftige Entwicklung weiter konzeptionell aufzuarbeiten ist. Beim zweiten Kulturforum in der Stadtbibliothek haben diese Woche Teile der Stadtgesellschaft jetzt den Dialog über diese Arbeitsschwerpunkte vertieft, dabei Erkenntnisse aus Wissenschaft, Praxis sowie Management einbezogen und damit dem erwünschten “Aufschwung für Kultur“ weiteren Schwung verliehen.

Bürgermeister Henning Schulz hob in seiner Begrüßung die Dynamik hervor, die die Kulturentwicklung im vergangenen Jahr in Gütersloh genommen hat. Er verwies dabei auf die Etablierung als eigener Fachbereich mit Lena Jeckel als Leiterin ebenso wie auf die Bearbeitung weiterer Themenfelder wie die Erinnerungskultur oder der Kunst im öffentlichen Raum als Teilbereich der Bildenden Kunst: „Mich freut sehr, dass das Regiopole-Vorhaben derzeit an Fahrt aufnimmt und eine gemeinsame externe Stadtkuratorin für Kunst im öffentlichen Raum zusammen mit Bielefeld und Herford gewonnen werden konnte.“ Auch neue Kommunikationsformate seien in diesem Bereich installiert und arbeiteten erfolgreich, nannte Schulz unter anderem den „Runden Tisch“ als Beispiel.

„Wir wollen über Grenzen hinwegdenken, den Kulturarbeitern einen Rahmen für selbstständiges Agieren schaffen,“ berichtete Andreas Kimpel, Dezernent für Kultur und Weiterbildung der Stadt, über den Stand der Kulturentwicklung. „Wir haben unsere Ressourcen gefüllt und ein schlagkräftiges Team aufgebaut, damit eins und eins mehr als zwei werden kann.“ Inzwischen sei eine Reihe Erzählcafés vorbereitet und in der Regiopolregion mit den Städten Herford und Bielefeld eine Kooperation zur „Kunst im öffentlichen Raum“ vereinbart. „Für die Arbeit unserer Kulturstreetworkerin haben wir einen Preis der Landesregierung erhalten. Im Jahr 2022 soll in Gütersloh mit der „Criminale“ der größte Krimi-Branchentreff Europas mit über 200 Autoren stattfinden und neue Besucherkeise nach Gütersloh locken.
Bei der Bearbeitung der Stadtgeschichte, so Kimpel, gebe es allerdings einiges nachzuholen. Die Geschichte der Stadt ist nur bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wissenschaftlich aufgearbeitet, ihre Fortschreibung soll bis zum nächsten Stadtjubiläum im Jahr 2025 abgeschlossen werden. Außerdem wünsche er sich, ein Bewusstsein für die europäische Kulturlandschaft schaffen zu können. Dafür biete sich ein Kulturstädtenetzwerk mit den Gütersloher Partnerstädten als Kern an, das ebenfalls jetzt auf den Weg gebracht werde.

Vom individuellen Gedächtnis zur Erinnerungskultur

„Wir können unseren Erinnerungen nicht trauen,“ berichtet Johanna Kißler, Professorin an der Bielefelder Universität, über Erkenntnisse aus der Neurobiologie. Sie sind kein Abbild der Wirklichkeit, sondern eine Rekonstruktion von Vergangenheit, die äußeren Einflüssen ausgesetzt ist und dabei Veränderungen unterliegen kann. Bereits kleinere Wertungen in der Fragestellung reichten dazu aus, wie Tests bewiesen hätten. Kißler plädiert deshalb für eine Erinnerungskultur, die auf den Fakten der Stadtgeschichte aufbaut und diese mit Mitteln der Kultur – Denkmälern, Veranstaltungen, Ausstellungen – im Stadtbewusstsein verankert und so lebendig erhält.


Wem gehört die Stadt? Möglichkeitsräume für Zukunftsfragen

Kunstwerke, Streetart und Baukultur in der Stadt aktiv entdecken lassen, das will David Kory, Projektleiter der Dortmunder „Urbanisten“. Mit dem Spiel „ Urban.Art.Bingo.Gütersloh“ wollte er im vergangenen Jahr die Interaktion und Kommunikation mit Stadtbewohner*innen fördern, in diesem Jahr soll gemeinsam mit Schüler*innen ein interaktives Mural – eine große Wandmalerei – entstehen. Auch dabei geht es um die Erlebbarkeit öffentlicher Kunst in öffentlichen Räumen für die Bewohner*innen und Gäste der Stadt sowie um das Bedürfnis der Gütersloher*innen nach Mitgestaltung und Teilhabe, um ihr Engagement und ihre Leidenschaft.

Das Regiopole-Projekt „Kunst im öffentlichen Raum“

Auf neugieriges Interesse stößt Birgit Laskowski, die der Öffentlichkeit erste Gedanken für das beginnende Regiopole-Projekt vorstellt. Wahrnehmung und Wertschätzung von Kunst – auf etwa 500 Objekte schätzt sie den Bestand öffentlich zugänglicher Objekte im Städteband zwischen Herford und Gütersloh – könne den Stadtraum erheblich bereichern. Durch kompetente Informationsangebote an Bürger*innen und Touristen ließen sich Schwellenängste abbauen und Identifikationsmöglichkeiten schaffen. Für Gütersloh schlägt sie vor, den Botanischen Garten mit weiterer zeitgenössischer Kunst zu bestücken, das als zu trist empfundene Stadtzentrum mit Kunst zu beleben und repräsentative Figuren in den Empfangszonen der Stadt, etwa dem Rathaus oder Bahnhof aufzustellen, um nur einige Beispiele zu nennen. Gleichzeitig greift Sie damit einige Wortmeldungen aus einem Brainstorming zum Thema des „Runden Tisches der Kultur“ von November 2019 auf. In ihrem Beitrag wird deutlich, wie komplex und gründlich an die Kunst im öffentlichen Raum herangegangen werden soll.

Die Bibliothek als einen offenen Ort neu denken.

Am Ende des offiziellen Programms steht eine Mahnung der jungen Generation. Zwei „Morgenmacher“ aus dem Digitalen Aufbruch, Jolina Hukemann und Leon Farchau, weisen die Geschäftsführerin der Stadtbibliothek, Silke Niermann, auf schwierige Zeiten hin: „Der Drops mit den Büchern ist doch bald gelutscht. Man muss jetzt mehr mit der Digitalisierung anfangen.“ Dieser Sichtweise hat die Stadtbibliothek in Ihrer vielfältigen Aufstellung bereits Rechnung getragen und begegnet diesem Trend bereits. Denn die Bibliothek ist längst zu einem offenen Ort, zu einem Haus voller Ideen von und für Menschen geworden, vom Digitalen Werkraum bis zum Klavier, das von jedermann zu jeder Zeit bespielt werden kann, und einer Vielfalt an digitalen Medien, die dort ausgeliehen werden können. Doch Silke Niermann gibt gern zu: „Wir sind noch immer auf dem Weg.“

Nach der vom FB Kultur organisierten über zweistündigen Veranstaltung, die neben den Impulsvorträgen und Reden immer wieder kulturelle Häppchen von Nachwuchstalenten enthielt, fand im Ausklang erfreulicherweise noch ein ausführliches Netzwerken zwischen den unterschiedlichen Akteuren statt.

 
 
 

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