Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)
 

Inge Schmits hat 20 Jahre Streit geschlichtet.

23.01.2019

Die Schiedsfrau gibt jetzt ihr Ehrenamt ab.

Miteinander sprechen und den Streit schlichten: Als Schiedsfrau hat Inge Schmits in den letzten 20 Jahren viele streitende Parteien zu einem guten Ergebnis geführt.
Miteinander sprechen und den Streit schlichten: Als Schiedsfrau hat Inge Schmits in den letzten 20 Jahren viele streitende Parteien zu einem guten Ergebnis geführt.

Schiedspersonen stehen selten in der Öffentlichkeit, aber ihr Engagement trägt dazu bei, dass es in der Stadt ein gutes Miteinander gibt. Wenn das Laub auf das Nachbargrundstück fällt, die stinkende Mülltonne zu nah an der Grundstücksgrenze steht oder wenn der Hund bellt und der Hahn zu früh kräht: „Jeder Streit hat häufig eine längere Geschichte“, sagt Inge Schmits, die sich seit knapp 20 Jahren als Schiedsfrau für dieses Ehrenamt einsetzt. Egal mit welchem Konflikt man sich an Inge Schmits wendet, die Vermittlerin zeigt einen Weg auf. „Ich kann gut zuhören“, sagt die Schiedsfrau. Und manchmal hilft bereits eine Aufklärung: Das Laub, das herüberweht, muss man akzeptieren. Und groß wachsende Bäume müssen mindestens vier Meter von der Grundstücksgrenze entfernt angepflanzt werden. Wer sich allerdings erst sechs Jahre nach der Pflanzung beschwert, kommt zu spät. Der Baum bleibt stehen, sagt das Nachbarschaftsrecht. Wenn es um Bäume geht, gibt es auch mal einen Ortstermin, um die Sachlage mit der Unterstützung von Fachleuten in Augenschein zu nehmen.

Bevor Inge Schmits Schiedsfrau wurde, war sie drei Jahre Schöffin in Bielefeld. Juristische Vorerfahrungen hatte sie außerdem bereits während ihrer Ausbildung in einem Anwalts- und Notarbüro gemacht. „Doch so viel Wissen über das Recht braucht man gar nicht“, meint die Schiedsfrau. „Wichtig ist ein gesunder Menschenverstand“, sagt Inge Schmits. Wer die Schiedsfrau anruft und sie zum Gespräch in der Kirchstraße 21 trifft, hat meistens bereits den ersten Schritt getan, um sich außergerichtlich zu einigen und viel Nerven und Geld zu sparen. Zum Schlichtungstermin lädt die Schiedsfrau die gegnerische Partei ein. Nach der mündlichen Verhandlung hält sie das Ergebnis fest, das von beiden Seiten unterschrieben wird und 30 Jahre Gültigkeit hat. Der Streit dreht sich immer wieder um die Einhaltung von Grundstücksgrenzen, die Bepflanzung, die Errichtung von Einfriedungen oder das Beschneiden von Hecken und Bäumen und das Einwirken von Lärm und Gerüchen. Daneben geht es aber auch um die Vermittlung bei Hausfriedensbruch, Beleidigung, Verleumdung, Bedrohung, oder Mobbing. Wichtig sei es, immer zur Sachlichkeit zurückzukehren und fair zu bleiben, so Schmits. Es brauche eine neutrale Person, die die Parteien auf den richtigen Weg bringe.

In Gütersloh gibt es zwei Schiedspersonen, unter denen das Stadtgebiet aufgeteilt ist. Wie auch Barbara Brand ist Inge Schmits geprüfte Mediatorin. Beide haben eine zweijährige Fortbildung mit Mediationstechniken, Kommunikation und Konfliktanalyse absolviert. Voraussetzung für das Mediatoren-Zertifikat ist auch ein umfassender Erfahrungshorizont, belegt durch eine bestimmte Anzahl von Beratungen. Gerade wenn es um Streitigkeiten des täglichen Lebens und nicht in erster Linie um die Durchsetzung eines Rechtsanspruchs geht, können sich Bürger und Bürgerinnen an die Schiedspersonen wenden. Inge Schmits war knapp 20 Jahre Ansprechpartnerin, jetzt will die 77-Jährige ihr Ehrenamt abgeben.